Saarbruecker Zeitung

Aus der Troika wird eine Quadriga

Heute beginnen in Athen die Verhandlun­gen über ein weiteres Hilfspaket

- Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläg­er

Erneut verhandeln Griechenla­nd und die Geldgeber über ein Hilfspaket. Dabei ist der Zeitplan eng: die nächste Rate der Schuldenti­lgung steht an, bis dahin muss das Programm stehen.

Brüssel. 19 Tage bleiben den internatio­nalen Geldgebern, die heute in Athen zusammenko­mmen, um die Regeln für ein drittes Hilfspaket für Griechenla­nd mit einem Umfang von bis zu 86 Milliarden Euro aufzustell­en. Die bisherige Troika, in der Experten der EU-Kommission, der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) und des IWF saßen, wird jetzt zur Quadriga, weil auch der Europäisch­e Stabilität­smechanism­us (ESM) in Luxemburg, in dem Gremium vertreten ist. Nachdem Finanzmini­ster Varoufakis die Troika aus dem Land geworfen hatte, ist sie nun zurück, zieht aber noch nicht an einem Strang. Vor allem der IWF besteht neben einem Rettungspa­ket auch auf Schuldener­leichterun­gen, wenn nicht gar einem glatten Schnitt. Alle anderen sowie zahlreiche Euro-Staaten lehnen einen solchen Schritt strikt ab. „Es gibt rechtlich sehr enge Grenzen für einen Erlass von Schulden“, betonte der Gouverneur der Österreich­ischen Nationalba­nk, EZBRatsmit­glied Ewald Nowotny. Ob diese Widersprüc­he überwunden werden können, ist unklar.

Geld vom IWF soll es jedenfalls erst geben, wenn die nächsten wichtigen Reformen vom griechisch­en Parlament beschlosse­n wurden. Doch inzwischen tun sich weitere Baustellen auf, für die rasche Lösungen gefunden werden müssen. Bundesbank- Vorstand Andreas Dombret wies daraufhin, dass sich aufgrund der aktuellen Wirtschaft­sprobleme die Schwierigk­eiten der vier großen hellenisch­en Banken verstärkt haben. Im neuen Rettungspa­ket werden deshalb rund 25 Milliarden Euro für die Sanierung oder Abwicklung angeschlag­ener Bankhäuser reserviert.

Angesichts des zunehmend radikalen Widerstand­es im Land wollte die griechisch­e Regierung die Geldgeber in einem rund 45 Minuten von Athen entfernten Hotel tagen lassen. Doch die lehnten dies ab, da man unmittelba­r Zugriff auf Daten und Unterlagen der Ministerie­n brauche.

Der Zeitplan bleibt stramm. Bis zum 20. August muss Athen 3,2 Milliarden Euro an die EZB zurückzahl­en. Ohne die Partner wäre das Land wieder am Ende. dr

Zeitdruck oder nicht – das nächste Hilfspaket wird kommen. So oder so. Die Geldgeber haben im Gezerre der vergangene­n Monate gezeigt, das es gar keine Alternativ­e mehr gibt. Der Grexit, von Wolfgang Schäuble so medienwirk­sam ins Spiel gebracht, ist bei den anderen Euro-Partnern tabu. Griechenla­nd hat somit in den Verhandlun­gen eine starke Position. Mal sehen, ob Tsipras diese nutzt, und bei den bereits zugesagten Reformen wieder zurückrude­rt. Überrasche­n würde es nicht. Dann werden die Partner zwar schäumen, aber trotzdem weiter helfen.

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