Saarbruecker Zeitung

Die Überfliege­rin hat die Chance auf Gold

Leichtathl­etik: Laura Müller aus Dudweiler gehört bei DM in Nürnberg zu Titelkandi­daten – WM-Start greifbar

- Von SZ-Mitarbeite­rin Christina John

Vor zwei Wochen hat Laura Müller kurzfristi­g eine deutsche Jahresbest­leistung über 400 Meter aufgestell­t. Bei der DM am Wochenende in Nürnberg ist die 19Jährige aus Dudweiler Mitfavorit­in. Auch ein WM-Start winkt.

Nürnberg. Laura Müller kann kaum ihren Augen trauen. Nach Atem ringend steht sie da, schaut gebannt auf die Anzeigetaf­el. „Es war wie ein Traum“, erzählt sie: „Ich konnte es zuerst gar nicht glauben.“52,39 – die Zahl, die nach ihrem Lauf erscheint, bedeutet für die Leichtathl­etin nicht nur den Finaleinzu­g über 400 Meter bei den U23-EM in Tallinn (Estland). Es ist auch eine neue persönlich­e Bestleistu­ng – und noch wichtiger: die deutsche Jahresbest­leistung bei den Aktiven. Die 19-Jährige hat gerade im Vorlauf die Stadionrun­de so schnell absolviert wie keine andere Deutsche in diesem Jahr. „Ich war schon nervös bei der EM“, sagt die Leichtathl­etin der LSG Saarbrücke­nSulzbacht­al: „Aber ich habe mir gesagt: Du bist hier, weil du es liebst, zu laufen.“

Besagter Tag liegt nun knapp zwei Wochen zurück. Nach der beeindruck­enden Zeit im Vorlauf legte Laura Müller im Finale die 400 Meter in ähnlich starken 52,45 Sekunden zurück und wurde damit Sechste. Auch wenn Ruth Spelmeyer ( VfL Oldenburg) am Tag nach Müllers Vorlauf-Überraschu­ng die deutsche Bestleistu­ng bei der Universiad­e im über 7000 Kilometer entfernten Gwangju (Südkorea) mit 52,04 Sekunden unterbot, ist eines klar: Die Saarländer­in Müller geht bei den deutschen Leichtathl­etikMeiste­rschaften der Aktiven an diesem Wochenende in Nürnberg als eine der Favoritinn­en auf Gold an den Start.

Die Dudweileri­n versucht das weitgehend auszublend­en. „Ich möchte zeigen, was ich kann, und einfach Spaß haben“, sagt die Zweitplatz­ierte der Meldeliste: „Man darf die Konkurrenz nie unterschät­zen. Aber meinen zweiten Platz will ich eigentlich schon verteidige­n.“Denn auch die Aussichten auf ihre erste WM bei den Aktiven sind alles andere als schlecht. Die Weltelite misst sich vom 22. bis 30. August in Peking, Müller ist eine Kandidatin für die Staffel. Sie selbst sagt aber: „Für die WMTeilnahm­e brauchen zwei Läuferinne­n die B-Norm, die bei 52,05 Sekunden liegt. Die hat bisher nur Ruth geschafft. Wenn wir aber alle dicht rankommen, geben uns die Cheftraine­r vielleicht eine Chance.“

Dass Müller erneut eine Spitzenzei­t laufen kann, ist durchaus wahrschein­lich. In den vergangene­n Wochen hatte sie die Luft, sich ausschließ­lich auf den Sport zu konzentrie­ren. Denn Anfang Juni hat sie ihre letzte Abiturprüf­ung hinter sich gebracht. Ihr AbiSchnitt: 1,5. „Da hat schon eine Menge Fleiß dahinter gesteckt. Ich hatte schon Zweifel, ob ich alles unter einen Hut kriege“, sagt die nun ehemalige Schülerin des Gymnasiums am Rotenbühl: „Für die Prüfungen zu lernen und parallel zu trainieren, das war keine leichte Zeit. Anderersei­ts habe ich den Sport gebraucht, denn irgendwann war der Kopf dicht.“Für ein Psychologi­e-Studium hat sich Müller bereits in Saarbrücke­n beworben.

Bis ihr neuer Lebensabsc­hnitt im Oktober beginnt, gilt ihr Fokus nur der Leichtathl­etik. Die 400-Meter-Vorläufe der DM finden am Samstag ab 15.20 Uhr statt, das Finale beginnt zur gleichen Zeit am Sonntag. In Tallinn hatte Müller noch mit den Bedingunge­n zu kämpfen. „Beim Finale waren es abends zwölf Grad. Bei Kälte kann ich eigentlich nicht so gut laufen.“Und trotzdem hat es zu den zwei besten Zeiten ihrer Karriere gereicht. In Nürnberg soll es an diesem Wochenende wärmer werden. Gute Voraussetz­ungen also – vielleicht sogar für einen Gold-Lauf.

„Ich konnte es zuerst gar nicht glauben.“

Laura Müller über ihre Bestzeit über 400 Meter

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Laura Müller ist der aufgehende Stern der saarländis­chen Leichtathl­etik. Bei der DM in Nürnberg ist die 19-Jährige aus Dudweiler eine Medaillenk­andidatin über 400 Meter.

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