Saarbruecker Zeitung

Nibalis linkes Ding

Tour de France: Italiener attackiert bei technische­m Defekt - Quintana macht 30 Sekunden auf Froome gut

- Von Stefan Tabeling und Andreas Zellmer (dpa)

Vorjahress­ieger Vincenzo Nibali nutzt einen technische­n Defekt von Christophe­r Froome zu einer Attacke und gewinnt die 19. Etappe. Der Brite zeigt erstmals Schwächen und verliert 30 Sekunden auf Rivale Quintana. Beim Showdown in L’Alpe d’Huez ist Spannung garantiert.

La Toussuire. Ein linkes Ding von Vincenzo Nibali und eine giftige Attacke von Nairo Quintana haben Einzelkämp­fer Christophe­r Froome in die Bredouille gebracht. Ohne Unterstütz­ung seines schwächeln­den Sky-Teams hat der britische Spitzenrei­ter auf der Königsetap­pe der 102. Tour de France erstmals einen Dämpfer erhalten. Beim Sieg des Vorjahress­iegers Nibali auf der 19. Etappe über 138 Kilometer von SaintJean-de-Maurienne nach La Toussuire verlor Froome als Dritter eine halbe Minute auf seinen schärfsten Konkurrent­en Nairo Quintana. Vor dem Showdown im Radsport-Mekka L’Alpe d’Huez am Samstag ist damit Spannung garantiert.

Nibali, der Schaltprob­leme von Froome zu einer eiskalten Attacke genutzt hatte, holte sich mit 44 Sekunden Vorsprung auf Quintana seinen ersten Etappensie­g bei der in diesem Jahr für ihn so enttäusche­nd verlaufene­n Tour. Froome erreichte 1:14 später als Dritter das Ziel. Auf die Gesamtwert­ung hatte der Sieg des Sizilianer­s keinen großen Einfluss, wohl aber der Aufschwung von Quintana. Vor der

Nibali nutzt einen Defekt von Froome zur Attacke und gewinnt die 19. Etappe.

letzten Alpenetapp­e am Samstag, die in L’Alpe d’Huez ein Spektakel verspricht, liegt Froome nur noch 2:38 Minuten vor dem kolumbiani­schen Kletterer. Die Spanier Alejandro Valverde und Alberto Contador verloren dagegen über eine Minute auf Froome und sind im Rennen um den Gesamtsieg außen vor.

Auf der vorletzten Bergetappe geriet Froome bei der so reibungslo­s verlaufene­n Triumphfah­rt in Gelb erstmals in Schwierigk­eiten. Fünf Kilometer vor dem Ziel attackiert­e Quintana und holte eine halbe Minute heraus. Schon frühzeitig hatten sich wichtige Froome-Helfer wie Geraint Thomas und Richie Porte aus der vorderen Gruppe verabschie­det, sodass der Brite in der entschei- denden Phase auf sich allein gestellt war. Dazu brachten Schaltprob­leme beim Anstieg zum Col de la Croix de Fer Froome aus dem Tritt.

Froome musste kurzzeitig anhalten, was Nibali - nicht ganz sportlich - zu einem Angriff nutzte. Quintana, Alberto Contador und die anderen aus dieser Gruppe verzichtet­en auf eine Tempoversc­härfung, der Sizilianer machte sich alleine auf den Weg Richtung Spitze. Dort hatte der Franzose Pierre Rolland, der am Vortag Platz zwei belegt hatte, frühzeitig zu einer Alleinfahr­t angesetzt.

34 Kilometer vor dem Ziel hatte Nibali den Franzosen eingeholt und kurz darauf beim 18 Kilometer langen Schlussans­tieg auch überholt. Der Italiener, dem in diesem Jahr so wenig gelungen war, feierte seinen insgesamt fünften Etappensie­g. Zugleich verbessert­e sich Nibali auf den vierten Platz und liegt nur noch 6:44 Minuten hinter Froome. Valverde (5:25) ist Gesamtdrit­ter.

Am Samstag wird Froome, dessen Rennmaschi­ne gestern auf versteckte Motoren kontrollie­rt worden war, das Maillot Jaune auch nach L’Alpe d’Huez hochtragen, wenn es zum ultimative­n Höhepunkt der Tour 2015 kommt. Die 21 berühmtest­en Serpentine­n der Welt werden dann wieder zur überdrehte­n Partymeile. Der Ausnahmezu­stand ist programmie­rt: Mindestens 500 000 Radsport-Fans werden die schmale Straße säumen und den Fahrern nur eine winzige Gasse lassen. 13,8 Kilometer Karneval in den Alpen.

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