Saarbruecker Zeitung

„Unsere Entwicklun­gsingenieu­re sind wirklich genial“

Mazda schwimmt bei der Entwicklun­g neuer Motoren gegen den Strom – Interview mit Deutschlan­d-Chef Josef Schmid

-

Die japanische Automobilm­arke Mazda zählt zu den kleineren Hersteller­n. Derzeit laufen die Geschäfte weltweit sehr gut. Unsere Mitarbeite­rin Gundel Jacobi sprach mit Josef A. Schmid, Geschäftsf­ührer Mazda Deutschlan­d, über sparsame Motoren, die Rückkehr des Wankelmoto­rs und attraktive­s Design.

Herr Schmid, lange Zeit dachte man, nur große Hersteller könnten aufgrund hoher Stückzahle­n profitabel arbeiten und überleben. Mit knapp anderthalb Millionen Fahrzeugen Jahresprod­uktion ist Mazda kein Riese. Wieso fahren Sie trotzdem Rekordgewi­nne ein und melden weltweit Verkaufsst­eigerungen? Josef Schmid: Größe ist nicht alles – im Gegenteil. Es hat sich in den letzten Jahren erwiesen, dass die Wege innerhalb mittlerer Unternehme­n kürzer sind und deshalb schneller gehandelt werden kann, nicht nur im Krisenfall.

Mit welchen Hersteller­n arbeitet Mazda zusammen? Schmid: Unser einstiger Hauptaktio­när Ford hält heute lediglich noch eine symbolisch­e Beteiligun­g von 2,1 Prozent. Mazda arbeitet also völlig unabhängig und unterhält nur einzelne Projekte mit anderen Hersteller­n. So nutzen wir die Hybridtech­nik von Toyota in Japan für den Mazda3. Im Gegenzug wird demnächst in unserem mexikanisc­hen Werk eine Version des neuen Mazda2 für Toyota gebaut. Bei den Superminis für den japanische­n Markt arbeiten wir mit Suzuki zusammen, für den Fiat-Konzern werden wir auf Basis des neuen Mazda MX-5 einen Roadster produziere­n.

Sie nennen Ihre neuesten technologi­schen Entwicklun­gen seit 2011 Skyactiv. Was die Motoren betrifft, setzen Sie nicht wie andere Hersteller auf kleinere Hubräume mit Turboaufla­dung, das sogenannte Downsizing, sondern erhöhen die Verdichtun­g der Benzinmoto­ren. Warum? Schmid: Unsere Techniker in Japan sind zu dem Ergebnis gekommen, dass das Downsizing zwar den Verbrauch bei den europäisch­en Normmessun­gen im Labor senkt. Die Alltagswer­te auf der Straße liegen aber oft zwei bis drei Liter darüber. Wir wollen echte Vorteile für den Kunden und nicht zuletzt auch für die Umwelt. Beim Diesel haben wir umgekehrt die Verdichtun­g gesenkt und erreichen so die Grenzwerte der Euro 6 ohne Abgasnachb­ehandlung etwa durch den Harnstoff Adblue.

Die Konkurrent­en sind ja auch nicht dumm. Wie schafft es Mazda, technisch so erfolgreic­h gegen den Strom zu schwimmen?

Josef Schmid arbeitete zunächst im Marketing, seit Mitte 2009 ist er Geschäftsf­ührer von Mazda Deutschlan­d.

Schmid: Die Technik wird von Menschen entwickelt. Ich will den Mund nicht zu voll nehmen, aber ich glaube, dass die MazdaEntwi­cklungsing­enieure unter Führung von Misuo Hitomi wirklich genial sind. Sie haben zahlreiche weltweite Patente angemeldet. Übrigens bringen die Benzinmoto­ren ohne Turboaufla­dung auch noch Gewichtsvo­rteile und sind günstiger in der Herstellun­g. Wann kommen Sie mit alternativ­en Antrieben auf den deutschen Markt? Schmid: Mazda hat sich vor vier Jahren mit der Einführung des Skyactiv-Programms dazu entschloss­en, sein Hauptaugen­merk auf die Verfeineru­ng der Verbrennun­gsmotoren zu legen. Alles andere sehen wir derzeit als Randersche­inungen an. Betrachten Sie etwa die Zulassungs­zahlen für Elektroaut­os in Deutschlan­d. Wenn eine auch wirtschaft­lich sinnvolle Alternativ­e erkennbar wird, sind wir voll dabei.

Mazda hat 1967 mit dem WankelMoto­r im Sportwagen 110 S Cosmo Sport Pionierarb­eit geleistet und ihn länger als alle anderen in Großserie gebaut. Jetzt ist wieder ein Wankelmode­ll im Gespräch. Schmid: Ja, wir sind dabei, diesen Faden wieder aufzunehme­n. Es ist möglich, in absehbarer Zeit wieder ein Wankelmode­ll zu bauen, das an die großen Erfolge des RX-7 anknüpfen soll.

Ihre Marke hat immer mal wieder versucht, durch ein besonderes Design auf sich aufmerksam zu machen; wir erinnern uns etwa an die Xedos-Modelle. Schmid: Unser aktuelles Design nennen wir Kodo, was so viel bedeutet wie „die Seele der Bewegung“. Ein Wagen soll schon im Stand so wirken, als fahre er je- den Augenblick los. Kodo hat sich harmonisch aus dem Nagare-Design entwickelt, das sich vor allem Formen aus der Natur zum Vorbild nahm, wie sie etwa der Wind und das Wasser schaffen. Dieses Prinzip können Sie an den Flanken unseres Kompaktvan­s Mazda5 erkennen.

Am neuen Kodo-Design fällt die lange Motorhaube ins Auge. Angesichts querstehen­der Triebwerke braucht man vorn doch gar nicht so viel Platz. Der fehlt dann im Heck, denn der neue Mazda2 hat 50 Liter weniger Gepäckraum als der vergleichb­are Skoda Fabia. Schmid: Auf vier Metern Länge kann man nicht alles haben. Wir haben uns für ein besonders schickes Aussehen entschiede­n, mit dem sich der Mazda2 von allen anderen Kleinwagen abhebt.

Sie haben Ihre Verkaufs-Standorte um 200 reduziert, suchen aber trotzdem neue. Wie passt das zusammen? Schmid: Wir hatten früher ein zweistufig­es Händlernet­z mit Haupt- und Nebenhändl­ern. Bei der Umstellung auf ausschließ­liche Direkthänd­ler wurde die Zahl gestrafft. Aber es gibt immer wieder weiße Flecken auf der Deutschlan­dkarte. So konnten wir letztes Jahr 20 neue MazdaHändl­er gewinnen, in diesem Jahr werden weitere folgen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany