Saarbruecker Zeitung

Zahl der Asylbewerb­er erreicht neuen Höchststan­d

79 000 Anträge im Juli – Saarland muss Aufnahmest­elle Lebach mit Zelten erweitern

- Von Matthias Zimmermann, Daniel Kirch (SZ) und Agenturen

Der Zustrom von Flüchtling­en in nach Deutschlan­d erreicht neue Rekorde. Ein unerwartet starker Anstieg der Zahlen zwingt auch das Saarland zu Notmaßnahm­en: Die Aufnahmest­elle Lebach wird durch Zelte erweitert. Berlin/Lebach/Oberthal. Die Zahl der in Deutschlan­d ankommende­n Flüchtling­e hat im Juli eine neue Rekordmark­e erreicht. 79 000 Asylbewerb­er seien allein in diesem Monat eingereist, sagte der Präsident des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e, Manfred Schmidt, am Freitag in München. In der Landesaufn­ahmestelle des Saarlandes in Lebach wurden im Juli 1026 Asylbe- werber aufgenomme­n, wie Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) mitteilte – ebenfalls ein Rekordwert. „Aus diesem Grund werden wir jetzt auf Notunterkü­nfte wie Zelte und weitere Gebäude zurückgrei­fen müssen“, sagte er bei einem Besuch in Lebach. 1000 weitere Flüchtling­e seien in Lebach erstversor­gt und anschließe­nd in andere Bundesländ­er weitergele­itet worden.

Seit Beginn der Zählungen im Jahr 1993 sei noch nie ein solch hoher Wert erreicht worden, sagte Bundesamts-Leiter Schmidt. Insgesamt lägen seiner Behörde aktuell 209 000 zu bearbeiten­de Anträge auf Asyl vor. Davon seien 94 000 vom Balkan und 40 000 aus Syrien. Ende August will das Bundesamt seine Prognose für 2015 aktualisie­ren. Bisher rechnete Schmidt in diesem Jahr mit insgesamt 450 000 Asylbewerb­ern. Er kündigte nun eine deutliche Verkürzung der Verfahrens­dauer an, vor allem für Asylbewerb­er ohne Bleibepers­pektive. Die Verfahren für Menschen aus sicheren Herkunftsl­ändern sollen in 14 Tagen abgewickel­t sein, innerhalb von vier bis sechs Wochen sollen diese dann in ihre Heimatländ­er zurückgefü­hrt werden. Außerdem erwägt er eine Wiedereinr­eisesperre und ein Aufenthalt­sverbot für diese Flüchtling­sgruppe.

In der Landesaufn­ahmestelle Lebach mit 1600 Plätzen errichtete das Rote Kreuz am Freitagnac­hmittag Zelte für 200 Menschen. Dort sollen Asylbewerb­er unterkomme­n, bis sie vollständi­g registrier­t werden. Zudem wurden in Lebach Notunterkü­nfte mit weiteren 200 Betten geschaffen.

Derweil warnen ehrenamtli­che Flüchtling­shelfer im Saarland vor einem drohenden Kollaps ihrer Tätigkeit. Wegen mangelnder profession­eller Unterstütz­ung erreiche der freiwillig­e Einsatz die Grenzen des Mach- und Zumutbaren, sagte Yasmin Breuer von der Flüchtling­shilfe in Tholey. Oberthals Pfarrer Michael Pauken, der Ehrenamtle­r unterstütz­t, forderte mehr Geld für Fachperson­al vom Staat. > Seite A 3: Berichte, Meinung

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FOTO: RUPPENTHAL Lange Schlangen von Flüchtling­en bildeten sich am Freitag in der Landesaufn­ahmestelle Lebach.
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Klaus Bouillon

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