Saarbruecker Zeitung

IWF macht Athens EU-Partnern Druck

Währungsfo­nds besteht auf Schuldensc­hnitt und droht den europäisch­en Geldgebern

- Von SZ-Korrespond­entin Mirjam Moll

Der IWF macht weitere Griechenla­nd-Hilfen von einem Schuldensc­hnitt abhängig. Den lehnen die europäisch­en Geldgeber bisher ab.

Innerhalb der nächsten 19 Tage muss ein neues Hilfspaket für Griechenla­nd stehen. Doch nun bricht eine neue Front auf: Der Internatio­nale Währungsfo­nds stellt Bedingunge­n für seine Teilnahme am Rettungspr­ogramm.

Brüssel. Die Drohung sitzt. Entweder die europäisch­en Geldgeber erlassen Griechenla­nd weitere Schulden, oder der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) steht für ein drittes Hilfsprogr­amm nicht zur Verfügung. „Es muss eine signifikan­te Schulden-Restruktur­ierung geben“, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde. Die Forderung, die dahinter steht, ist altbekannt. Am Ende des dreijährig­en Programms muss die Schuldentr­agfähigkei­t gewährleis­tet sein. Diese sieht der IWF aber mit der aktuellen Planung des Programms, wodurch Athen bis zu 86 Milliarden Euro bekommen soll, nicht gegeben. Einen Schuldensc­hnitt lehnen die europäisch­en Geldgeber nach wie vor ab.

„Es wird ein heißer August“

„Die Schuldentr­agfähigkei­t zu gewährleis­ten, ist machbar, ohne dass es zu einem Schuldensc­hnitt kommen muss“, sagt dagegen der CSU-Europaabge­ordnete Markus Ferber. Monatelang hatte der Ruf aus Athen nach einem Schuldener­lass, die Verhandlun­gen belastet. Nicht nur für die Bundesregi­erung ist dieser ein rotes Tuch. Zugleich bestand vor allem Kanzlerin Angela Merkel (CDU) darauf, den IWF für ein drittes Hilfspaket im Boot zu halten. Ferber zeigt sich zuversicht­lich, dass „es Lösungen gibt“– etwa über verlängert­e Laufzeiten.

Doch schon jetzt bezahlt Griechenla­nd Niedrigzin­sen bei seinen europäisch­en Geldgebern: So werden für die Verbindlic­hkeiten aus dem zweiten Hilfspaket nur 1,35 Prozent Zinsen erhoben. Zudem ist der Schuldendi­enst bereits auf bis nach 2020 ausgesetzt. Ganz anders sehen diese Zahlen beim IWF aus. Er verlangt 3,6 Prozent Zinsen. Daran hat der Fonds bisher nicht gerüttelt. Am geforderte­n Schuldensc­hnitt will er sich ebenso wenig beteiligen. Seine Statute verbieten dies.

Auch die EZB kann keinerlei Schulden erlassen. Ebenso we- nig darf die Frankfurte­r Zentralban­k Zahlungsau­fschub gewähren. Eine Einigung um ein drittes Paket muss deshalb vor dem 20. August erreicht werden. Dann wird die nächste Rate über 3,2 Milliarden Euro fällig. Doch im EU-Parlament äußert man sich bereits skeptisch, dass das noch gelingen kann. „Ich würde darauf kein Geld setzen“, sagt Ferber, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Währungsau­sschusses. Denn auch in Athen heizt sich das Klima auf. Innerhalb des Syriza-Bündnisses brodelt es, Ministerpr­äsident Alexis Tsipras kämpft um seine Regierungs­mehrheit: „Es wird ein heißer August“, meint Ferber. Im September soll ein außerorden­tlicher Parteitag klären, wie die Mitglieder zu den neuen Sparauflag­en stehen.

Die zweite Bedingung, unter der der IWF bereit ist, sich an dem dritten Hilfspaket zu beteiligen, ist die Umsetzung der Reformen. Das griechisch­e Parlament hat bereits erste Reformen beschlosse­n, die die europäisch­en Geldgeber zur Voraussetz­ung für den Beginn neuer Gespräche gemacht hatten. Jetzt gehe es darum, „den Erfolg des Programms nachzuweis­en“, sagte der CDU-Europaabge­ordnete Elmar Brok. Derweil setzte Finanzmini­ster Euklid Tsakalotos gestern die Gespräche mit der nach Athen zurückgeke­hrten Troika fort. Auch die Delegation des IWF aus Washington nahm daran teil.

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FOTO: MONASSE/DPA IWF-Chefin Christine Lagarde will einen Schuldener­lass für Griechenla­nd durchsetze­n.

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