Olympische Winterspiele in Peking
Olympia-Zuschlag für 2022 geht an Peking – Knapper Sieg gegen Almaty – Chinesischer Markt entscheidend
Peking wird nach den Sommerspielen als erste Stadt auch olympische Winterspiele ausrichten.
Peking wird 14 Jahre nach den Sommerspielen 2008 als erste Stadt der Geschichte auch Olympische Winterspiele ausrichten. Das IOC wählte in Kuala Lumpur die favorisierte chinesische Hauptstadt zum Gastgeber 2022.
Kuala Lumpur. Neuer Markt statt Wintersporttradition, künstlicher Schnee statt eines natürlichen Bergpanoramas, weite Entfernungen statt kurzer Wege: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat den Favoriten Peking zum Gastgeber der Olympischen Winterspiele 2022 gewählt und der chinesischen Hauptstadt im Duell zweier umstrittener Bewerber mit 44:40 Stimmen (eine Enthaltung) den Vorzug vor Almaty (Kasachstan) gegeben. 14 Jahre nach den Sommerspielen 2008 wird Peking als erste Stadt der Geschichte auch Olympische Winterspiele ausrichten. Die erste Stadt mit Winter- und Sommerspielen hätte auch München sein können. München war aber mit seiner Bewerbung bei einer Bürgerbefragung gescheitert.
Als IOC-Präsident Thomas Bach am Freitag um 17.57 Uhr Ortszeit erstmals in seiner Amtszeit den Sieger einer OlympiaVergabe bekannt gab, brandete in der chinesischen Delegation tosender Jubel auf – der Favorit hatte sich trotz des zuletzt immer enger scheinenden Rennens durchgesetzt. Damit finden nach 2018 in Pyeongchang in Südkorea und 2020 in Tokio in Japan drei Mal in Folge Olympische Spiele in Asien statt.
Fehlender Naturschnee, ein alles andere als kompaktes Konzept und Milliarden-Investitionen in die Infrastruktur hatten die Mehrheit der 85 stimmberechtigten IOC-Mitglieder dabei nicht von ihrer Entscheidung abhalten können. Die Menschenrechtssituation spielte ebenfalls keine Rolle – auch Gegenkandidat Almaty hat in diesem Bereich große Probleme. Vielmehr punktete Peking mit der Erschließung eines neuen Marktes für die Wintersportindustrie. Knapp 300 Millionen Chinesen soll mit den Olympischen Spielen der Wintersport näher gebracht werden.
In den Tagen vor der Abstimmung hatte die chinesische Dele-
IOC-Präsident Thomas Bach präsentiert den Gastgeber der Winterspiele 2022: Peking.
gation immer wieder auch Fragen zur Schneesicherheit beantworten müssen. Chinas Präsident Xi Jinping versprach in einer Videobotschaft während der Abschlusspräsentation: „Lassen sie mich ihnen versichern, dass die chinesische Bevölkerung fantastische, außergewöhnliche und exzellente Olympische Winterspie- le präsentieren wird.“Doch selbst die IOC-Evaluierungskommission bescheinigte in ihrem Prüfbericht „komplette Abhängigkeit von Kunstschnee“, zudem ließ sie durchblicken, dass die Organisatoren wohl unterschätzt hätten, welche Unmengen an Wasser für die Schneeproduktion vonnöten seien – mit nicht absehbaren Folgen für die Umwelt. Zudem könne „der Anblick des Veranstaltungsortes seitlich der Pisten ästhetisch wenig ansprechend sein“. Ähnlich wie bei den Spielen in Sotschi 2014, dem Kurort am Schwarzen Meer.
Auch sind zusätzlich noch hohe Investitionen in die Infrastruktur nötig. Da die Organisatoren versicherten, der geplante milliardenteure Schnellzug werde ohnehin gebaut, tauchen diese Kosten nicht im Budget von 3,08 Milliarden Euro auf. Die Hochgeschwindigkeitstrasse ist notwendig, weil die Spiele in drei Regionen ausgetragen werden sollen. Die weiteste, die Zhangliakou Zone, wo Biathleten, Langläufer und Skispringer um Medaillen kämpfen werden, ist 160 Kilometer von Peking entfernt. sid
Eine Überraschung ist die Wahl Pekings als Ausrichter der Winterspiele 2022 nicht. Das IOC weiß genau, was es an China hat – und was nicht (Achtung der Menschenrechte). Nach 2018 in Pyeongchang und 2020 in Tokio wird zum dritten Mal in Serie das größte Sportereignis der Welt in Asien stattfinden. Peking ist die erste Stadt in der Olympischen Geschichte, die nach Sommer- auch Winterspiele ausrichtet. Vor allem, weil der asiatische Markt unerschöpflich scheint und dies für das IOC ein wesentliches Kriterium ist.
Und auch wenn das Thema längst abgehakt ist: Bei der Qualität und der Probleme der beiden Bewerber hätte heute eigentlich auch Deutschland jubeln können – für den Zuschlag an München. Der Rückzug damals tut gerade jetzt richtig weh. Bleibt zu hoffen, dass es Hamburg für 2024 gelingt, das Land hinter sich zu vereinen.