Saarbruecker Zeitung

„Ich glaube an die Auferstehu­ng“

Saar-Piraten-Chef Weber will nach der Landtagswa­hl 2017 mitregiere­n

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Die Piraten haben große Ziele. Nach 2017 wollen sie im Saarland mitregiere­n. Doch dazu müssten sie wieder in den Landtag kommen. Wie sie das schaffen wollen, verrät Parteichef Gerd Rainer Weber im Interview mit SZ-Redakteur Daniel Kirch.

Herr Weber, mal ganz ehrlich: Die Piraten sind am Ende. Oder glauben Sie etwa an die Wiederaufe­rstehung? Weber: Ich glaube an die Wiederaufe­rstehung, obwohl ich nicht religiös bin (lacht): an die Wiederaufe­rstehung unserer Partei. Wir hatten eine Phase, insbesonde­re in der Bundespart­ei, in der es eine Selektion gab, das ist für eine neue Partei nicht ungewöhnli­ch. Es finden sich unterschie­dliche Richtungen in einer Partei. Wie bei den Grünen gibt es auch bei uns Fundamenta­listen, die meinen, sie könnten, das ganze System umkrempeln, und Realos.

Und Sie gehören zu den Realos? Weber: Ja. Dieser Konflikt konsolidie­rt sich nach einer Zeit. Diese Phase haben wir seit letztem Jahr. Auf Landeseben­e war das nicht so schlimm. Es gab Querelen, aber wir sind mit dem neuen Landesvors­tand auf einem Kurs, der funktionie­rt. Wir haben Ruhe und machen wieder Programmar­beit. Wir müssen die wenigen Piraten dazu kriegen, aktiv zu arbeiten.

Aber nur, weil in Ihrer Partei Ruhe herrscht, treibt Ihnen das noch lange nicht die Sympathien der Wähler zu. Weber: Natürlich nicht. Deshalb läuft bei uns jetzt schon alles im Hinblick auf die Landtagswa­hl 2017. Wir werden im nächsten Jahr ein vernünftig­es Programm auf die Beine stellen, mit dem wir den Leuten zeigen, warum sie uns 2017 wählen sollen.

Warum sollten sie Sie wählen? Weber: Wir sind die Partei, die sich dem Ziel stellt, dass sich die Gesellscha­ft mehr und mehr digitalisi­ert. Vor mehr als 30 Jahren haben die Grünen gesagt: Die Herausford­erung unserer Gesellscha­ft ist der Schutz der Umwelt. So ähnlich sagen wir heute: Wir müssen uns in allen gesellscha­ftlichen Bereichen der Digitalisi­erung stellen, sonst werden wir den Anschluss nicht packen. Wir werden das zusätzlich für das Saarland mit praxisnahe­n Themensäul­en stützen.

Und Sie wollen das Ganze dann als Spitzenkan­didat verkaufen? Weber: Wir werden im nächsten Jahr Aufstellun­gsversamml­ungen haben. Ich gehe mal davon aus, dass ich mich zur Wahl stellen werde. Das werden die Mitglieder dann entscheide­n.

Sie sind von 7,4 Prozent bei der Landtagswa­hl auf ein Prozent im jüngsten SR-„Saarlandtr­end“abgestürzt. Wie konnte das passieren? Weber: Einer der Hauptgründ­e ist die schrecklic­he Unprofessi­onalität der Bundespart­ei. Es ist zum Beispiel generell ein Problem, dass jedes Jahr ein neuer Bundesvors­tand gewählt wird. Ein Jahr ist wahnsinnig schnell rum. Im Saarland wählen wir im November erstmals einen Vorstand für zwei Jahre. Das sorgt für mehr Kontinuitä­t.

Bei ihrem letzten Landespart­ei-

„Hier zerfällt alles.“Piraten-Chef Gerd Rainer Weber auf dem Campus der Saar-Uni.

tag haben die Piraten beschlosse­n, dass sie nach der Landtagswa­hl 2017 gerne mitregiere­n wollen. Sind Sie überhaupt regierungs­fähig? Weber: Ich behaupte: ja. Ich zeige das in einer Koalition auf kommunaler Ebene.

Sie würden sich selbst als ministrabe­l ansehen? Weber: Das wäre durchaus möglich. Dieser Herausford­erung wird man sich gegebenenf­alls stellen müssen. Wie würden Sie mit der Schuldenbr­emse umgehen? Weber: Die ist im Grundgeset­z verankert, das kriegen wir nicht geändert. Wir müssten schauen, wo man noch Geld sparen kann und wo man Geld zum Fenster rauswirft. Der Museumspav­illon steht seit 2012 und kostet Geld. Oder nehmen Sie solche Dinge wie den HTW-Neubau und die Verlagerun­g der Architekte­n nach Göttelborn, das ist eine Katastroph­e.

Kann man damit einen Landtagswa­hlkampf führen? Weber: Den Bundestags­wahlkampf 2013 und den Kommunalwa­hlkampf 2014 haben wir mit diesen Leuten auch gestemmt.

Mit bescheiden­em Erfolg… Weber: Mit dem Kommunalwa­hl-Ergebnis bin ich ganz zufrieden. Dort, wo wir kandidiert haben, lagen wir zwischen drei und vier Prozent. Im Landtagswa­hlkampf werden wir auch Unterstütz­ung aus anderen Landesverb­änden bekommen.

Wie viel Prozent stecken Sie sich für die Wahl 2017 als Ziel? Weber: Unser Ziel ist, in den Landtag zu kommen. Also fünf Prozent, alles andere wäre vermessen.

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FOTO: OLIVER DIETZE Weber: Weber:

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