„Ein kulturbolschewistischer Zerstörungsakt“
Der Bildhauer Richard Hoffmann ist empört über die Entfernung seiner Großskulptur aus dem Schmelzer Freibad
Die Verwaltung der Gemeinde Schmelz hat eine Großskulptur des Bildhauers Richard Hoffmann entfernen und entsorgen lassen. Der Künstler ist empört, der Bürgermeister verteidigt sich.
Schmelz. Kunstfrevel oder ein notwendiger Akt „zum Schutz von Leib, Leben und Gesundheit“? Zwischen dem in Lebach lebenden Künstler Richard Hoffmann (84), und der Verwaltung der Gemeinde Schmelz ist ein heftiger Streit entbrannt. Der Grund: Die Gemeinde ließ Hoffmanns Großskulptur „Entfaltung des Lebens“entfernen, die 1970 im Rahmen eines Bildhauer-Sy- posiums entstanden war und 45 Jahre lang die Wiese des HeideSchwimmbads in Schmelz-Hüttersdorf schmückte. „Dieser Vorgang ist ein skandalöser Akt“, schreibt der einstige Schüler von Boris Kleint und Franz Masereel in einem Brief an die SZ. Dass man die 3,85 Meter hohe Betonskulptur, deren Kosten er – bis auf Fundament und Gießmasse – selbst getragen habe, ohne ihn zu informieren, abtransportieren und entsorgen ließ, sei „nicht nur ein Verstoß gegen das Urheberrecht (…), sondern ein kulturbolschewistischer Zerstörungsakt“.
Der Schmelzer SPD-Bürgermeister Armin Emanuel setzt sich zur Wehr. Die Entfernung der in Nähe des Kinderplantschbeckens aufgestellten Skulptur sei „aus Sicherheitsaspekten erforderlich“gewesen, teilte er der SZ mit. Das Kunstwerk habe große Risse aufgewiesen, mehrere Betonteile seien abgeplatzt und herabgefallen. Zudem sei über Jahre Wasser in die Skulptur eingedrungen und habe den Beton zerstört, eine Sanierung sei unmöglich gewesen. Da das Bad Besitzer des Kunst- werks gewesen sei, habe man Hoffmann über die Entsorgung auch nicht informieren müssen.
Das sieht Hoffmann anders. Es habe nie ein Ankauf stattgefunden, schreibt er. Mit der Skulptur habe es zudem keinerlei statische Probleme gegeben. Hätte man ihn rechtzeitig informiert, wäre er sofort bereit gewesen, die Skulptur auf eigene Kosten zu reparieren. Hoffmann will sich jetzt an Kulturminister Ulrich Commerçon (SPD) wenden. Sein Protest, schreibt er, sei auch als Weckruf an seine saarländischen Künstlerkollegen zu verstehen, damit sich „ein solcher Vorgang“nicht wiederhole. jkl