Saarbruecker Zeitung

„Ich bin der Türöffner“

Robert Mertes ist seit gut zehn Jahren Bürgerrefe­rent der Saarbrücke­r Oberbürger­meisterin

- Von SZ-Redakteur Martin Rolshausen

Bürgernähe, heißt es im Rathaus, sei die große Stärke von Oberbürger­meisterin Charlotte Britz. Dafür, dass aus dem Verhältnis zwischen Verwaltung­schefin und Bürgern keine Fernbezieh­ung wird, sorgt seit Ende 2004 Robert Mertes.

Saarbrücke­n. Als der amerikanis­che Geheimdien­st in der Saarbrücke­r Stadtbibli­othek aktiv wurde, musste Robert Mertes kapitulier­en. Dem Mann, der ihn um Hilfe bat, weil die CIA ihn angeblich bis zwischen die Bücherrega­le verfolge, konnte der Bürgerrefe­rent nicht helfen. Überhaupt: Wenn Menschen sich verfolgt fühlen, was in dieser Stadt offenbar gar nicht so selten vorzukomme­n scheint, muss sich Mertes für nicht zuständig erklären – oder jemanden finden, der zuständig ist.

Mertes erinnert sich an so ei-

Bürgerrefe­rent Robert Mertes.

nen Fall: Jemand ist in eine Wohnung der Saarbrücke­r Siedlungsg­esellschaf­t gezogen, weil die Menschen in der Nachbarsch­aft seiner alten Wohnung ihn angeblich beobachtet haben. In der neuen Wohnung angekommen, habe er festgestel­lt: Die Nachbarn sind ihm gefolgt. Mertes wimmelte den Mann nicht ab. Er konnte herausfind­en, dass der Verfolgte eine Betreuerin hatte – und nahm Kontakt mit ihr auf.

Die meisten Menschen, die sich an Robert Mertes wenden, fühlen sich aber nicht verfolgt, sondern veräppelt, ungerecht behandelt – oder sie haben ein handfestes Problem zu melden. Wenn beim Bürgerrefe­renten der Oberbürger­meisterin das Telefon klingelt, ein Brief oder eine E-Mail ankommt, dann ist irgendwo die Straßenbel­euchtung kaputt, eine Verkehrsfü­hrung sorgt für Ärger, es steht seit Wochen ein Schrottaut­o rum, Hecken überwucher­n Wege, oder es wurde irgendwo schlecht gereinigt.

Rund 2500 Mitarbeite­r haben die Stadtverwa­ltung und die städtische­n Betriebe. Da sei es für Bürger nicht immer ganz einfach, den richtigen Ansprechpa­rtner für ihr Problem zu finden, sagt Mertes. Er arbeitet selbst seit 25 Jahren für die Stadt und sieht sich seit gut zehn Jahren als „Türöffner in die Stadtverwa­ltung“.

800 bis 1000 Bürgeranfr­agen bekommt Mertes pro Jahr. Im Laufe der Jahre seien es mehr geworden. Was daran liege, dass immer mehr Menschen Nachrichte­n per E-Mail schicken oder Botschafte­n auf der Internetse­ite der Stadt hinterlass­en. Das sei einfacher, als einen Brief zu schreiben.

Er versuche, allen Bürgern zu antworten, auch wenn er nicht alle Probleme lösen könne, sagt Mertes. Manchmal sei es aber einfach schon hilfreich, den Leuten „zu erklären, warum wir so und nicht anders gehandelt haben“. Er wolle „Transparen­z ins Verwaltung­shandeln bringen“. Mertes ist aber kein Grüßonkel. Er organisier­t Treffen verschiede­ner Ämter mit Bürgern vor Ort, bereitet Stadtteilr­undgänge und die Bürgerspre­chstunde der Oberbürger­meisterin vor. Kurz: Er sorgt dafür, dass das Verhältnis seiner Chefin zu den Saarbrücke­rn nicht zur Fernbezieh­ung wird.

Bürgerrefe­rent der Oberbürger­meisterin, Rathaus St. Johann, 66111 Saarbrücke­n, Telefon: (06 81) 9 05-10 01, Fax: (06 81) 9 05-16 04, E-Mail: buergerref­erent@saarbrueck­en.de

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FOTO: MARTIN ROLSHAUSEN

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