Wenn die Welt flach wird
Diese Woche hat mich Professor Dr. August-Wilhelm Scheer gewaltig ins Grübeln gebracht. Er hat mir ein „Whitepaper“geschickt. AugustWilhelm Scheer war Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik an der Saar-Uni und ist Alleininhaber und Geschäftsführer der Scheer Group in Saarbrücken. Ein „Whitepaper“, das habe ich nachlesen müssen, gibt „auf mindestens zwei Seiten einen Überblick über Vor- und Nachteile, Kosten und Einsparpotenzial einer bestimmten Problemlösung“.
Das „Whitepaper“, in dem Scheer „Thesen zur Digitalisierung“aufstellt, hat 16 Seiten. Einiges auf diesen Seiten hat mich überrascht. Zum Beispiel, dass einer wie Scheer, der in einer Branche groß geworden ist, die unser Leben immer hektischer macht, das „Lob der Langsamkeit“singt. „Wenn Sie nur hastig den Innovationswellen folgen, werden Sie höchstens Zweiter; wenn Sie aber Erster werden wollen, müssen Sie Mut zur Langsamkeit haben“, zitiert der Professor einen „bekannten Philosophen“, den er nicht mit Namen nennt – leider, denn den Namen dieses klugen Mannes hätte ich mir gerne gemerkt.
Nicht gerechnet habe ich bei einem Mann, der in einem Wirtschaftszweig arbeitet, für den sich die Welt nicht schnell genug drehen kann, auch mit dem Satz: „Die Welt wird flach.“
Meine Überraschung hielt aber nicht lange an. Der Professor will nicht zurück in die Zeit, als wir Menschen die Erde noch für eine Scheibe hielten. Er will – vereinfacht formuliert – erklären, dass es zwischen Kunde und Produkt immer weniger Ebenen gibt, eine flache Hierarchie sozusagen. Als Beispiel nennt Scheer eine sogenannte TaxiApp, mit der man übers Handy ein Taxi bestellen kann, ohne bei einer Taxizentrale anrufen zu müssen. Eine von vielen Apps, die Menschen und ihre Arbeit überflüssig machen.
Das „Whitepaper“endet dann leider an der Stelle, an der es spannend werden könnte. Es fehlt die Frage: Ist das, was Scheer beschreibt, wirklich die beste aller Welten, in der wir leben wollen? Aber es ist ja jetzt Wochenende, und vielleicht lassen Sie und ich es ja langsam angehen und haben Zeit zum Denken – ganz ohne „Whitepaper“: