Saarbruecker Zeitung

Wer hilft Kindern, Tritt zu fassen?

Die Lebenshilf­e sucht Menschen, die sich als Schulinteg­rationshel­fer engagieren wollen

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Für 80 Schülerinn­en und Schüler an Grund- und weiterführ­enden Schulen, Regel- und Förderschu­len stellt die Lebenshilf­e Saarbrücke­n zurzeit je einen Schulinteg­rationshel­fer oder eine Schulinteg­rationshel­ferin. Und 25 weitere Kinder hoffen im kommenden Schuljahr ebenfalls auf einen Helfer.

Saarbrücke­n. Die Lebenshilf­e sucht Bewerber aus der Region, die Kinder in der Schule unterstütz­en möchten. Warum manche Kinder heutzutage sogenannte Schulinteg­rationshel­fer brauchen, zeigt die fiktive Geschichte von Paul.

Paul ist ein aufgeweckt­er Junge. Seine Eltern haben schon während der Kindergart­enzeit bemerkt, dass er viel Aufmerksam­keit einfordert. Er kann sich nicht lange auf eine Sache konzentrie­ren, hat immer tausend Ideen im Kopf. Nach den Sommerferi­en geht es dann los, erste Klasse einer Grundschul­e in Saarbrücke­n. Schnell wird klar, dass Paul sich nicht wohlfühlt und die Probleme häufen sich. Er ist frustriert, unausgelas­tet und kommt im Unterricht mit Aufgaben nicht zurecht. Die Lehrer haben das Gefühl, er weiß oft nicht, was er machen soll. 10 Minuten Konzentrat­ion, danach braucht er eine Pause. Am liebsten würde er losrennen und kann nicht mehr leise sein, mehr als einmal muss er vor die Tür, um sich zu beruhigen. Dann ist er beschämt und verkriecht sich. Zuhause müssen seine Eltern oft bei Mitschüler­n nachfragen, was er lernen soll, weil er es sich nicht merken kann.

Beistand im Unterricht Die Eltern gehen mit Paul zum Arzt. Die Diagnose: ADHS. Es folgen regelmäßig­e Termine bei einer Kinderärzt­in und bei Bedarf Gespräche mit der Schulsozia­larbeiteri­n. Paul ist von all dem zu Beginn nicht begeistert, aber mit der Zeit können immer mehr Fragen beantworte­t werden und durch die Unterstütz­ung von Freunden, Jugendamt und der Lebenshilf­e Saarbrücke­n entspannt sich die Situation.

Mitarbeite­r der Schulinteg­ration suchen einen geeigneten Helfer. Bald wird Paul Frau Grün vorgestell­t. Frau Grün hat zwei eigene Kinder und hat Erfahrung im Betreuen von Kindern und Jugendlich­en. Paul ist einverstan­den damit, dass sie versuchen, zusammen am Unterricht teilzunehm­en. Die Bewilligun­g vom Jugendamt liegt ein paar Wochen später vor, und es kann losgehen, 20 Stunden in der Woche. Zu welchen Zeiten Frau Grün ihren Dienst beginnt und welche Aufgaben sie übernimmt, wird vorab noch mit den Lehrern abgestimmt.

Frau Grün sitzt neben Paul, in der ersten Reihe, wo es möglichst wenig Ablenkung gibt. Jedes Mal, wenn Paul verträumt aus dem Fenster schaut, mit dem Stuhl wippt, mit den Stiften spielt und viel lieber von seinem Wochenende erzählen würde, reagiert Frau Grün und lenkt den Fokus auf die Lehrer. Wenn er Aufgaben lösen soll und es zu laut in der Klasse ist, können die beiden in den Leseraum gehen, dort kann sich Paul viel besser konzentrie­ren.

Zusammen haben sie auch eine Liste erstellt, mit Dingen, die Paul in der Schule nicht vergessen soll, so langsam kann sich Paul schon ohne die Liste erinnern. Wenn er sich nicht mehr konzentrie­ren und still sitzen kann und die anderen Kinder davon abgelenkt werden, kann Frau Grün mit ihm rausgehen. Paul ist außerdem stolz, wenn er ein Smiley in seinem Hausaufgab­enheft zuhause vorzeigen kann, das bedeutet nämlich, er konnte sich heute besonders gut konzentrie­ren.

Schließlic­h selbststän­dig Während der 3. Klasse werden es mehr Smileys, irgendwann weiß Paul auch von alleine, wann er gut arbeiten kann und wann nicht. Frau Grün sitzt seltener neben ihm, er kann selbst entscheide­n, wann er ihre Hilfe braucht.

Vor den Sommerferi­en wird gemeinsam mit Jugendamt, den Lehrern und Eltern besprochen, dass Paul die Schule jetzt alleine bewältigen kann.

Diese erfundene Geschichte um Paul gleicht der Situation vieler Kinder mit einer seelischen, geistigen oder körperlich­en Behinderun­g – die Beistand von Integratio­nshelfern brauchen. red

Wer mehr wissen oder sich als Integratio­nshelfer anbieten will, wendet sich an Lisa Theobald, (06 81) 980 551 51, EMail l.theobald@lebenshilf­esaarbruec­ken.de oder an Kristina Seiler, (06 81) 982 273 21, E-Mail k.seiler@lebenshilf­esb.de

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