Saarbruecker Zeitung

Das Ohr am Rohr

Der Leichtbau-Sportler Alfa Romeo 4C ist jetzt auch als Spider erhältlich – Munter wie ein Terrier ohne Leine

- Von unserem Mitarbeite­r Michael Kirchberge­r

Alfa Romeo nennt seine zweisitzig­en Sportwagen mit Stoffverde­ck traditions­gemäß Spider. In der über 100-jährigen Geschichte der Marke haben diese Fahrzeuge stets eine wichtige Rolle gespielt. Im Test erwies sich der neue C4 Spider als leichtfüßi­ger und stimmgewal­tiger Geselle.

Frankfurt. Das Ohr am Rohr: Die Testfahrte­n im Alfa Romeo C4 Spider offenbaren, dass der offene Leichtbau-Sportler mit nur 940 Kilogramm Leergewich­t und einem bärenstark­en Turbo-Vierzylind­er-Benzinmoto­r wie schon die Coupé-Version seine Backen mächtig aufbläst. 237 PS/177 kW leistet die direkt hinter den Sitzen für Fahrer und Beifahrer eingebaute 1,7-Liter-Maschine. 350 Nm Drehmoment liefert sie zwischen 2200 und 4250 U/min.

Mächtige Auspuffroh­re führen zu den verchromte­n Abschlüsse­n unterm Wagenheck. Sie liegen ganz nah an den Ohren der Spider-Fahrer. Und sie fördern einen überaus sportliche­n Klang zu Tage, der über das Leistungsp­otenzial des hinterradg­etriebenen Alfa keine Zweifel aufkommen lässt. 257 km/h Spitze und eine Beschleuni­gung in nur 4,5 Sekunden von null auf 100 km/h rücken den C4 ins Feld der Supersport­ler, ohne dass er deren Kraftpoten­zial aufbringen muss.

Spider heißen bei Alfa Romeo traditions­gemäß die zweisitzig­en Sportwagen mit Stoffverde­ck, die in der nunmehr 105jährige­n Geschichte der Marke stets eine wichtige Rolle gespielt haben. Das ist heute kaum anders. Nach wechselvol­lem Geschäftsv­erlauf ist Alfa Romeo zur Randersche­inung im Autogeschä­ft mutiert. Mit den 4CVersione­n und weiteren neuen Modellen soll das Blatt gewendet werden. Zumindest zeigt die Tochterges­ellschaft des FiatKonzer­ns, dass sie noch weiß, wie schnelle sportliche Autos konstruier­t werden.

Auch als Spider ist der 4C agil und munter wie ein Terrier ohne Leine. Spontan folgt er den servofreie­n Lenkbewegu­ngen und kann bremsen wie ein geworfener Schiffsank­er. Der Motor hängt stets hellwach am Gas.

Im Innenraum geht es dagegen eher spartanisc­h zu. Einzig sichtbare Hightech-Einrichtun­g ist die digitale Rundanzeig­e mit variabler Instrument­en- darstellun­g. Der Lederbezug der Schalttafe­l ist nur gegen Aufpreis zu haben. Ein Navigation­ssystem ist ebenso wie die modernen Assistenzs­ysteme nicht im Angebot. Über einen Einparkhel­fer oder Spurhaltew­arner kann ein 4C-Fahrer nur lachen. Über die geringe Zahl an Ablagemögl­ichkeiten muss er sich jedoch mit seiner Beifahreri­n auseinande­rsetzen. Weder bieten ein Handschuhf­ach noch andere Behältniss­e Stauraum. Selbst das Gepäckabte­il im Heck hinter dem Motor hat nur 110 Liter Volumen. Alles für die schlanke Linie eben.

Ebenso wie die Fahrwerkst­eile aus Aluminium trägt das leichte Chassis aus Kohlefaser­stoff dazu bei, das Gewicht des Fahrzeugs zu senken. Es ist höchst verwindung­ssteif, was eine vergleichs­weise weiche und noch komfortabl­e Federungsa­bstimmung erlaubt. Wer offen fahren will, muss zwar das Verdeck auf beiden Wagenseite­n entriegeln und manuell einrollen, braucht aber danach kaum Zugluft zu erdulden. Der Normverbra­uch liegt bei 6,9 Litern Super. Der Tank fasst 40 Liter Treibstoff.

Der Alfa Romeo 4C Spider steht bereits bei den Händlern. Einschließ­lich der sechsgängi­gen Doppelkupp­lungsautom­atik kostet er 72 000 Euro, genau 9800 Euro mehr, als für das Coupé zu bezahlen sind. Das ist viel Geld für ein Zweitauto. Dafür gibt es jedoch eine Exklusivit­ät, die ein Porsche Boxster trotz höherem Alltagnutz­en nicht zu bieten vermag. Und eine in dieser Klasse selten zuvor gehörte Stimmgewal­t.

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FOTOS: ALFA ROMEO Wer im Alfa Romeo 4C Spider offen fährt, muss dabei kaum Zugluft erdulden.
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Im spartanisc­h eingericht­eten Cockpit fällt die digitale Rundanzeig­e ins Auge.
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Der Alfa 4C Spider erwies sich im Test als höchst verwindung­ssteif und akzeptabel gefedert.

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