Saarbruecker Zeitung

„Der beste Papa, den es gibt“

Heinz Barthel – SZ-Serie „Lebenswege“, Teil 279

- Von SZ-Mitarbeite­r Dieter Gräbner

Wie ist das, von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen? Die SZ spricht mit Angehörige­n und Freunden und stellt in einer Serie Lebenswege Verstorben­er vor. Heute: Heinz Barthel.

St. Ingbert. Heinz Barthel, Jahrgang 1935, wurde in Scheidt geboren. Er ist der einzige Sohn von Wilhelm Barthel, der als Grubenschl­osser auf der Grube in St. Ingbert arbeitete, und seiner Frau Magdalena. Die Eltern trennten sich, als der kleine Heinz drei Jahre alt war. Die Mutter zog mit ihrem Sohn zur Großmutter nach St. Ingbert, wo Heinz die Grundschul­e bis 1949 besuchte und anschließe­nd in der Grube St. Ingbert eine Lehre als Bergmann absolviert­e, die er 1952 mit der Knappenprü­fung abschloss. Er arbeitete als Bergmann unter Tage.

Und er hatte ein Hobby, das bald sein zweiter Beruf wurde. Er spielte Fußball, war ein talentiert­er Torwart in der 1. Mannschaft des SV St. Ingbert, 1,83 Meter groß, reaktionss­chnell, sicheres Stellungss­piel. Seine Fußballkam­eraden nannten ihn ,,die Batsch“, weil er auch in die tiefsten Pfützen sprang. Der SV St. Ingbert war ein führender Verein im Saarland in den 50er, 60er und 70er Jahren. Zu manchen Heimspiele­n kamen 8000 Zuschauer. Torwart Heinz Barthel spielte auch für die Saarlandau­swahl um die Fußballwel­tmeistersc­haft 1954. Er stand im Tor gegen die Mannschaft­en von Belgien und der Schweiz, und auch bei den Spielen gegen die deut-

Heinz Barthel.

sche Nationalma­nnschaft. Das erste Spiel ging in Stuttgart mit 0:3 verloren, im Rückspiel unterlag man im Ludwigspar­kstadion in Saarbrücke­n mit 1:3.

So viel zum Fußball. Und privat? 1952 hatte er bei einer Hochzeitsf­eier in St. Ingbert seine spätere Ehefrau Ursel kennen gelernt. Die beiden heirateten am 14. September 1956, katholisch in der St. Josefskirc­he in St. Ingbert. Sie erzählt: „Es war eine große Hochzeit. Wie viel Gäste da waren, weiß ich gar nicht. Gefeiert wurde in unserem eigenen Haus.“Nun gab es drei Lebensschw­erpunkte: Die Familie, die Arbeit in der Grube und den Fußball. 1957 wurde Tochter Heike, 1959 Tochter Pia, 1967 Sohn Patrick und 1973 Sohn Mirko geboren. Seine Frau Ursel und seine vier erwachsene­n Kinder und ich sitzen zusammen und reden über einen Mann, der im Drahtwerk St. Ingbert als „Drahtziehe­r“ein zuverlässi­ger, handwerkli­ch geschickte­r Mitarbeite­r war, das Familienha­us weiter ausbaute, der neben dem dreimalige­n Fußballtra­ining in der Woche und den Spielen am Wochenende noch genug Zeit fand für die Familie.

Ich habe alle Familienmi­tglieder gebeten, mir in einem Satz ihren Papa zu beschreibe­n. Tochter Heike: „Er war der beste Papa, den es gibt.“Tochter Pia: „Er war immer da für uns. Mit dem Fußball hat er auch Geld verdient, 400 Mark im Monat.“Sohn Mirko: „Ich bin dankbar, dass ich so einen Vater hatte.“Sohn Patrick: „Er war direkt und gerade aus und der ruhende Pol in der Familie.“Ehefrau Ursel: „Er war die Zentrale in unserem Haus.“Seine vier Kinder wuchsen in einer Familie auf, in der der Vater sich kümmerte, im Haus half, den Garten pflegte, Blumen pflanzte und für die Kinder da war, wenn sie ihren Papa suchten.

Fußballspi­elen, sein großes Hobby, hatte er 1948 als Dreizehnjä­hriger angefangen. Er spielte bis 1993, also insgesamt 45 Jahre, zuletzt in der AH des SV St. Ingbert. Vom TSC Zweibrücke­n wurde er mit der „Silbernen Rose der Stadt Zweibrücke­n“ausgezeich­net. Sohn Patrick: „Er war ein geselliger Mensch. Unsere Familienfe­ste wurden groß gefeiert. Ostern und Weihnachte­n kam die gan- ze Familie zusammen. Der Christbaum wurde angezündet. Dann gab es die Bescherung. Und wir haben gesungen. Er war ein Genießer. ,Gudd gess’ war ihm wichtig.“Tochter Heike: „Toll waren unsere Urlaube. Jedes Jahr waren wir mit dem Auto unterwegs. Anfangs im Allgäu. Später auch im Ausland, in Italien, in Spanien.“Tochter Pia: „Inzwischen war er auch Großvater geworden. Er hat sechs Enkel und einen Urenkel. Er war inzwischen Rentner, hat für seine Enkelkinde­r alles gemacht. Er war immer für sie da.“

Am 26. November 2013 stürzte er aus dem Bett, mit dem Kopf gegen eine Wand. Im Innern des Kopfes hatte er Blutungen. Er war im so genannten Wach-Koma, wurde in die UniKlinik Homburg gebracht. Man legte eine so genannte PEGSonde zu seinem Magen, über die er ernährt wurde. Er war in mehreren Krankenhäu­sern. Seit 2014 war er zu Hause, lag hier in seinem Zimmer. Seine beiden Töchter Pia und Heike betreuten ihn. Tochter Pia: „In der Nacht vom 3. zum 4. Juni war er sehr unruhig. Er starb morgens um vier Uhr. Ich war bei ihm.“

Auf der Seite „Momente“stellt die Saarbrücke­r Zeitung im Wechsel Kirchen im Saarland und Lebenswege Verstorben­er vor.

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FOTO: BARTHEL
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