Saarbruecker Zeitung

Mit Wortwitz und Beharrlich­keit

Marpinger Autor hat binnen zwei Jahren vier Bücher geschriebe­n

- Von SZ-Redakteur Matthias Zimmermann

Auf Umwegen wurde Daniel Recktenwal­d Autor, jetzt vermarktet er seine Bücher in Eigenregie. Auch wenn die Handlungen frei erfunden sind: Das Saarland und die Marotten seiner Bewohner tauchen im aktuellen Werk auf.

Marpingen. Er versteht es, sich in Szene zu setzen. Ist redegewand­t, schlagfert­ig. Und haut sich durchaus auch mal selbst in die Pfanne, wenn’s seiner Vermarktun­g dienlich ist. Daniel Recktenwal­d hat ein wahrlich komödianti­sches Talent, mit dem er nicht nur seine Gesprächsp­artner fesselt. Der 36Jährige fasst seine Worte in Romane zusammen, die er über seinen eigenen Verlag an die Kunden bringt. Mit beachtlich­em Erfolg. Denn binnen zwei Jahren verkauften sich seine bislang vier Werke mehr als 10 000 Mal, berichtet der gebürtige Marpinger stolz. „Die meisten Exemplare setze ich übers Internet ab.“Mit dem Online-Anbieter Amazon habe er mittlerwei­le einen Exklusivve­rtrag, wo seine Bücher in elektronis­cher Variante zu leihen und kaufen sind. Trotz des steigenden Absatzes im weltweiten Netz, der bei Recktenwal­d längst die physische Verkaufsza­hl über den Filialbuch­handel überholt hat, sind seine Geschichte­n gedruckt zu haben.

Auch hier ist er Selbstverm­arkter. „Ich bin mit ’nem Opel Corsa quer durch Deutschlan­d gefahren und habe meine Bücher aus dem Kofferraum heraus verkauft“, berichtet der Wahl-Münchner von seiner Vermarktun­gsstrategi­e. So habe er „einen super Vertriebsk­ontakt mit den Buchhändle­rn aufgebaut“.

Dieser recht untypische Weg eines Autoren brachte ihn schon vor Fernsehkam­eras. Oder vielmehr: Seine Beharrlich­keit, auf sich aufmerksam zu machen, ließen TV- und Rundfunkko­llegen auf ihn aufmerksam werden.

Sein Weg dahin war indes kein direkter. Recktenwal­d: „Ursprüngli­ch wollte ich ja mal Schauspiel­er werden. Aber als Sohn eines Bergmanns und einer Hausfrau ist Schauspiel­erei halt wie Hartz IV.“Darauf studierte er Medienwiss­enschaft in Köln und Australien, gelangte ins Versicheru­ngsgeschäf­t. Dort seien seine Kollegen auf seinen sprachlich­en Humor aufmerksam geworden. „Dann wurde ich eben Autor“, berichtet der Saarländer aus dem St. Wendeler Land, als wär’s die üblichste Karriere auf der Welt.

2013 brachte er sein Debüt auf den Markt: „Limetten retten in Sydney“. Was er lapidar als Urlaubsrom­an bezeichnet, ist mehr: eine Komödie um schrille Typen, die entweder gemeinsam unterwegs sind oder sich erst im Laufe der Reise kennen lernen. Was seine Geschichte­n von üblichen Erzählunge­n unterschei­det: „Ich erkunde die Orte, an denen meine rein erfundenen Handlungen stattfinde­n.“Das Ganze paart er mit Insider-Tipps.

Doch nicht immer sind alle Storys so frei von jeglicher Ähnlichkei­t mit lebenden Personen. Denn sein aktueller Band „Urlaub! Wir sind dann mal fort“, der vergangene Woche erschien, zeigt durchaus Übereinsti­mmungen mit Erlebnisse­n seines Schreibers in Thailand selbst. „Ich war auf einem Motorrolle­r unterwegs“, berichtet Recktenwal­d. Und stürzte. Warum? „Na, ich wollte einen auf dicke Hose machen.“Gas und Bremse gleichzeit­ig gezogen – das konnte nur schief gehen. Daraufhin laborierte er wochenlang an einer tiefen Wunde seines rechten Beines herum. „Ich konnte nicht ins Meer, saß die meiste Zeit nur herum.“Das brachte ihm ein paar Pfunde mehr auf die Hüften sowie letztlich das Buch über eine saarländis­che Familie auf Urlaub in Asien. Seine beiden Protagonis­ten Jupp und Inge Backes aus dem imaginären Hirschweil­er ähneln allen Klischees, wie sie schon Becker Heinz und seine Hilde taten. So fremdeln beide beim Kontakt mit thailändis­chen Essgewohnh­eiten und zelebriere­n das, was alle Saarländer im Reich und im Ausland früher oder später tun: Sie vergleiche­n alles mit der Heimat.

Obwohl der Autor wenig Einblicke in sein Privatlebe­n und das seiner Eltern bietet, sie aus der Öffentlich­keit fern hält, gibt er zu: „Meine Mutter hat sich schon beim Lesen des neuen Romans in einigen Verhaltens­formen wiedererka­nnt.“Unter dem Künstlerna­men Dany R. Wood publiziert er – eine englische Abwandlung seines bürgerlich­en Namens. Mit folgender Sachbegrün­dung: „PR-Berater rieten mir dazu, da ich mit meinem echten Namen statt Bücher höchstens Zeitschrif­ten-Abos verkaufen könnte.“Wobei wir wieder bei seiner Ernsthafti­gkeit wären.

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