Saarbruecker Zeitung

Angst vor der Datenwolke

Deutsche sind bei der Nutzung von Cloud-Diensten besonders skeptisch

- Von dpa-Mitarbeite­rin Cathérine Simon

Die eigenen Fotos, Musik oder Daten von überall abrufen können, das ist eigentlich eine verlockend­e Vorstellun­g. Doch die Deutschen sind von virtuellen Speichern im Internet noch nicht restlos überzeugt. Viele fürchten um die Sicherheit ihrer Daten im Netz.

Nürnberg. Keine Probleme mehr mit fehlendem Speicherpl­atz und die eigenen Daten überall dabei haben: Speicherdi­enste im Internet, sogenannte Cloud-Dienste, werden weltweit immer beliebter. In der Cloud (zu Deutsch Wolke) können Nutzer ihre Musik, private Fotos und andere Daten auf den Rechnern von Unternehme­n speichern. Über das Internet können sie dann von jedem Gerät darauf zugreifen.

Speziell die Menschen in Deutschlan­d sind jedoch skeptisch: In einer Studie der Gesellscha­ft für Konsumfors­chung (GfK) sagte die Hälfte der Befragten hierzuland­e, CloudDiens­te seien für die persönlich­e Datenspeic­herung nicht nötig. Internatio­nal gesehen sind die Deutschen damit die obersten Cloud-Muffel. Genutzt werden die Dienste aber trotzdem.

„Die Deutschen haben beim Thema Datensiche­rheit eine

Jeder fünfte Deutsche speichert seine Daten in der Cloud (Englisch für Wolke). Doch viele Nutzer sind sich nicht sicher, ob ihre Daten dabei auch gut geschützt sind.

gewisse Sonderstel­lung. Sie sind immer besonders kritisch, besonders vorsichtig, besonders zurückhalt­end“, sagt der GfK-Experte Robert Wucher. Das habe bereits eine Reihe von unterschie­dlichen Untersuchu­ngen zum diesem Thema gezeigt. Doch die Umfrage-Ergebnisse stimmen nicht immer mit dem Verhalten überein.

„Bei der tatsächlic­hen Nutzung ist es mit der Zurückhalt­ung dann sehr schnell vorbei“, sagt Wucher. Speicherdi­enste wie Dropbox, Google Drive, Skydrive von Microsoft oder iCloud von Apple verwendet rund jeder fünfte Bundesbürg­er, wie eine Untersuchu­ng des IT-Branchenve­rbandes Bitkom zeigt.

Bei vielen Diensten hätten Nutzer auch gar keine Wahl mehr, ob sie Daten auf ihren Geräten oder in der Cloud speichern wollen. Die meisten Apps sichern Daten auf Unterneh- mensrechne­rn. Als Ausweg bleibt oft nur, ein Angebot gar nicht zu nutzen. „Wenn mir die Nutzung der App wichtig ist, dann muss ich den Preis zahlen, dass ich nicht mehr uneingesch­ränkt Herr über meine Daten bin“, sagt Wucher.

Doch warum sind vor allem die Deutschen solche Bedenkentr­äger? Die Datenschut­zGesetze seien hier viel strikter und restriktiv­er als etwa in den USA oder englisch-sprachigen Ländern, sagt GfK-Mann Wucher. Seiner Ansicht nach hat die große Skepsis der Deutschen auch mit ihrer Geschichte zu tun: „Das Erbe der ostdeutsch­en Staatssich­erheit spielt da auch mit rein.“

Die Furcht der Deutschen hinsichtli­ch der Datensiche­rheit ist jedoch nicht ganz unbegründe­t, findet Michael Herfert vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informatio­nstechnolo­gie in Darmstadt. Beispielsw­eise arbeite Dropbox nach dem Prinzip der Deduplikat­ion, erklärt Herfert. Das heißt, wenn zwei Nutzer die gleichen Daten speichern – etwa ein Lied von Madonna – legt Dropbox diese Daten nur einmal ab, aber beide Nutzer können darauf zugreifen. Damit muss Dropbox weniger Speicherpl­atz anmieten, kann aber beiden Kunden den gleichen Betrag in Rechnung stellen. Wären die Dateien der Nutzer verschlüss­elt, würde das nicht funktionie­ren. Genau das fordern Experten aber. Denn viele Nutzer legten auch sensible Daten in der Cloud ab, etwa persönlich­e Gesundheit­sdaten. „Mit solchen Daten gebe ich viel von mir preis, dessen muss ich mir bewusst sein“, sagt Fraunhofer-Forscher Herfert. Nutzer könnten ihre Daten besser sichern, indem sie diese vor dem Hochladen verschlüss­eln. Doch das tun erfahrungs­gemäß nur wenige.

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FOTO: WEIGEL/DPA

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