Der Fingerzeig der Straße
SZ-Mitarbeiterin Traudl Brenner schärft ihre „street credibility“.
Bei älteren Herren kennt man das, und sieht auch schon mal gnädig drüber weg, wenn sie, ohne links und rechts zu gucken, einfach über die Straße marschieren – Stock hoch, jetzt komme ich! Die Autos halten dann, die Fahrer schimpfen, die Passanten grinsen. Alte halt! Aber mir scheint, da ist was im Gang!
Dieser Alten-Tick wird bei den Jungen Mode! Die nehmen sich – was sie ja sonst eher ablehnen! – die Senioren zum Vorbild. Was ich dieser Tage in der Saarbrü- cker Eisenbahnstraße erlebt habe deutet jedenfalls darauf hin. Und es scheint in Verbindung zu stehen mit der offenbar wachsenden Heldenverehrung des ehemaligen und kurzfristigen griechischen Finanzministers Varoufakis.
Also das war so: Zwei junge Kerls, so zwischen 20 und 25, gingen quatschend mitten im Verkehrsstrom zwischen den Autos durch quer über die Straße. Sie haben einfach eine Lücke im Verkehrsfluss genutzt – und wir Autofahrer haben brav gebremst. Nicht mal gehupt hab ich! Aber geschimpft. Und da die jungen Herren sich mal um- drehten, um die Wirkung ihrer Mutprobe zu überprüfen, haben sie das wahrgenommen, meine geballte Faust gesehen. Und was taten sie? Mitten auf der Straße haben sie die Arme ausgebreitet, mich ausgelacht – und den Varoufakis gespielt, also mir den Stinkefinger gezeigt. Nun bin ich schon mal kein Fan von Stinkefinger-Politikern – aber schon gar keiner von Jungs dieser Kategorie.
Deshalb nun hier meine Antwort – ich zeige denen mit diesem Text den ersten Stinkefinger meines Lebens. Und sollten sie mir noch mal begegnen – fahr ich einfach weiter.