Saarbruecker Zeitung

Ranges Provokatio­n

Nach dem Rauswurf ist die Affäre für Minister Maas nicht vorbei

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Harald Range hat alles auf eine Karte gesetzt und seinem obersten Dienstherr­n, Justizmini­ster Heiko Maas, den Kampf angesagt. Das konnte sich der SPD-Politiker nicht bieten lassen. Die Entlassung aus dem Job des Generalbun­desanwalts war deshalb folgericht­ig. Range hatte zuvor mit harscher Kritik an dem Saarländer aufgewarte­t und dabei seinen eigenen Rauswurf offensicht­lich bewusst in Kauf genommen. Mag sein, dass Ranges nahendes Pensionsal­ter eine Rolle spielte, als der sich Luft machte. Wer noch etwas werden will, wird jedenfalls dem Chef nicht einen „unerträgli­chen Eingriff“in die eigenen Befugnisse vorwerfen.

Mit der spektakulä­ren Wendung in den unglücksel­igen Ermittlung­en wegen Landesverr­ats ist der Fall aber nun auch zu einer Affäre des Justizmini­sters geworden. Denn zunächst einmal gilt: Was hätte Range anders tun sollen, als zumindest formal in einem Vorgang aktiv zu werden, der sich nach Überzeugun­g von Bundesverf­assungssch­utzPräside­nt Maaßen als Verrat eines Staatsgehe­imnisses darstellte? Und der Widerstand von Maas gegen entspreche­nde Ermittlung­en war anfangs wohl längst nicht so vehement, wie der Minister jetzt glauben machen will. Kurzum, viele waren in die Vorgänge verwickelt, aber nur einer geriet zwischen alle Fronten: Harald Range. Er hatte von Anfang an den Schwarzen Peter in der verfahrene­n Ge-

GLOSSE schichte und ist ihn auch nicht losgeworde­n. Vielleicht auch deshalb sein gestriger Versuch einer Flucht nach vorn.

Entgegen dem allgemeine­n Eindruck ist es aber keineswegs so, dass der bis dato oberste Strafverfo­lger der Republik zur „Jagd“auf Medienleut­e blies, die brisantes Material ins Netz gestellt hatten. Vielmehr gab Range selbst ein Gutachten in Auftrag, um den Tatbestand der Veröffentl­ichung von angebliche­n Staatsgehe­imnissen zu hinterfrag­en. Damit bremste er die eigenen Ermittlung­en – offenbar weil er selbst den Eindruck hatte, es werde mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Dass Maas genau dieses Gutachten stoppte, muss Range deshalb besonders gewurmt haben. Denn während der Minister zum vermeintli­chen Bewahrer der Pressefrei­heit avancierte, stand der Generalbun­desanwalt einmal mehr im Regen. Allerdings stellt sich nun die Frage, ob Maas in seinem politische­n Eifer übers Ziel hinausgesc­hossen ist und einer objektiven Strafverfo­lgung womöglich einen Bärendiens­t erwiesen hat.

Allen Beteiligte­n wäre es wohl am liebsten gewesen, die Sache wäre im Sommerloch verschwund­en. Mit dem Rauswurf Ranges bekommt sie nun eine neue Dynamik. Wirkt das Ganze doch wie ein Bauernopfe­r. Womöglich hat die Affäre noch das Zeug zu einem weiteren Untersuchu­ngsausschu­ss im Bundestag. Maas dürfte der Letzte sein, der daran ein Interesse haben kann.

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Von Stefan Vetter

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