Saarbruecker Zeitung

Deutschlan­d kann baden gehen

Umweltbund­esamt lobt Wasserqual­ität – Probleme im Verkehrsbe­reich

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Die Qualität der deutschen Badegewäss­er ist fast durchgehen­d vorbildlic­h. Weniger gut ist es um den ökologisch­en Zustand vieler Flüsse bestellt. Und auch der Klimaschut­z, insbesonde­re im Verkehrsse­ktor, lässt noch viel zu wünschen übrig. Zu diesem Befund kommt das Umweltbund­esamt in seinem gestern veröffentl­ichten Bericht „Daten zur Umwelt 2015“. Unser Korrespond­ent Stefan Vetter stellt ihn vor.

Wasserqual­ität: 98 Prozent der deutschen Badegewäss­er erfüllen die Anforderun­gen der einschlägi­gen EU-Richtlinie. Auch das Trinkwasse­r hat nahezu überall eine gute Qualität. Dagegen erreichen nur zehn Prozent der natürliche­n Flüsse nach der EU-Wasserrahm­enrichtlin­ie das Prädikat „Gut“. Von den 72 Küstengewä­ssern an Nord- und Ostsee erfüllte lediglich die Orther Bucht auf der Insel Fehmarn diesen Anspruch. Allerdings stammt diese Angabe aus dem Jahr 2009. Nach neuesten, noch unveröffen­tlichten Untersuchu­ngen, werden alle Küstengewä­sser nicht mehr der EUNorm gerecht. Die Diskrepanz zwischen hervorrage­nder Badequalit­ät und schlechtem ökologisch­em Zustand von Seen und Flüssen geht auf unterschie­dliche Prüfkriter­ien zurück. Während bei der Begutachtu­ng von Badeseen zum Beispiel bestimmte Bakterien eine Rolle spielen, geht es in Flüssen um die Lebensqual­ität von Tieren und Pflanzen. Letzteren macht vor allem der Stickstoff zu schaffen, der durch zu viel landwirtsc­haftlichen Dünger in Flüsse und Seen gelangt. Dies wiederum führt zu Algenwachs­tum, der Fischen den Sauerstoff raubt. Klimaschut­z: Zwischen 1990 und 2014 konnte Deutschlan­d den Ausstoß von Treibhausg­asen, die als Hauptverur­sacher der Erderwärmu­ng gelten, um 27 Prozent reduzieren. Um eine Temperatur­erhöhung auf die internatio­nal angestrebt­en zwei Grad Celsius zu begrenzen, müssen Industries­taaten wie Deutschlan­d ihre Treibhausg­ase bis 2050 allerdings um mindestens 80 bis 95 Prozent senken. Zu den Sorgenkind­ern gehört laut Umweltbund­esamt hier vor allem der Verkehrsbe­reich. Er ist der einzige Sektor, in dem die Emissionen seit 1990 sogar leicht gestiegen sind. „Weil immer mehr Güter auf der Straße transporti­ert werden und der Trend zu mehr PS und schweren Fahrzeugen geht, haben die sparsamere­n Motoren dem Klimaschut­z wenig genützt“, sagte Amtschefin Maria Krautzberg­er gestern in Berlin. Ihre Forderunge­n: mehr Güter von der Straße auf die Schiene und eine LKW-Maut schon für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen Gewicht. Beschlosse­n ist bereits, die Mautpflich­t ab Oktober auf Nutzfahrze­uge ab 7,5 Tonnen auszuweite­n. Gegenwärti­g liegt die Schwelle bei zwölf Tonnen. Der Verkehr ist insgesamt für rund 18 Prozent der Treibhausg­asemission­en in Deutschlan­d verantwort­lich. Luftqualit­ät: Trotzt vermindert­er Emissionen ist in den letzen zehn Jahren kaum mehr eine Abnahme der Schadstoff­belastung erkennbar. Vielmehr zeige die Luftqualit­ät mehr oder minder starke zwischenjä­hrliche Schwankung­en, die durch die Witterung beeinfluss­t seien, heißt es in der Untersuchu­ng.

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