Saarbruecker Zeitung

Den Opfern der „zweiten Bombe“eine Stimme geben

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Nagasaki – Warum fiel die zweite Bombe?, Montag, 23.45 Uhr, ARD: Am6. August 1945 fiel eine Atombombe auf Hiroshima. Über 70000 Menschen waren sofort tot. Vonihnen fandmanver­kohlte Leichen, Aschehäufc­hen – oder Schattenri­sse, die der Explosions­blitz auf den Straßenbel­ag gebrannt hatte. Drei Tage später warfen US-Kampfflieg­er eine weitere Atombombe ab. Diesmal starben in Nagasaki etwa 22 000 Menschen auf der Stelle. 70 Jahre nach Kriegsende will der Journalist Klaus Scherer vor allem den Opfern von Nagasaki eine Stimme geben. Und er lässt seinen Interviewp­artnern dabei viel Raum. Chieko Ryu überlebte als 16-Jährigeden­Abwurfder Bombe. Von ihrer Mutter fand das Mädchen nur verbrannte Überreste, die zerfielen, als Chieko sie berührte – „wie trockener Sand“. Und Sakue Shimohira berichtet, wie eine Mutter im Schutzbunk­er versehentl­ich ihr Baby erstickte, weil sie es am Schreien hindern wollte. Solche Aussagen sind, zusammenmi­tFotos von Toten und Strahlenop­fern, erschütter­nder, alsmanes in Worte fassen kann. „Warum fiel die zweiteBomb­e?“lautet derUnterti­tel der Doku. War der Abwurf kriegsents­cheidend? Oder ein zynischerW­affentest? Der Film bezieht eindeutig Stellung. Doch die eigentlich­e, die bemerkensw­erteste Leistung der Doku ist es, auf grausame Weise deutlich zu machen, was Menschen Menschen antun können.

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