Saarbruecker Zeitung

298 neue Stellen bei Kommunen

Aufwuchs trotz geplanten Personalab­baus bei Städten, Gemeinden und Kreisen

- Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Eigentlich sollen Städte, Gemeinden und Kreise zehn Prozent ihres Personals abbauen. Doch auch 2014 passierte das Gegenteil. In den Bereichen Kitas, Flüchtling­e und Schulen wurde kräftig draufgesat­telt.

Saarbrücke­n. Die Marschrich­tung ist spätestens seit der Veröffentl­ichung des Junkernhei­nrich- Gutachtens im März klar: Kreise, Städte und Gemeinden sollen bis 2024 zehn Prozent des Personals abbauen. Im „Kommunalpa­kt“, den Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) und der Saarländis­che Städteund Gemeindeta­g (SSGT) am 3. Juni geschlosse­n haben, ist vorgesehen, dass die Kommunalau­fsicht den Bürgermeis­tern „konkrete Vorschläge und Empfehlung­en“dazu gibt. Zehn Prozent entspräche­n 1400 Stellen. So weit die Theorie.

Die Praxis sieht ganz anders aus. Seit Jahren bauen Kreise, Städte und Gemeinden Personal auf. Allein zwischen dem 1. Juli 2013 und dem 30. Juni 2014 kamen 298 neue Stellen hinzu, wie neue Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s zeigen – ein Plus von 2,2 Prozent. Zwar fielen in einigen Bereichen, zum Beispiel bei Raumplanun­g, Kultur und Sportförde­rung, im letzten Jahr Stellen weg. Dafür wurde an anderer Stelle draufgesat­telt:

In den Kitas wurden 217 neue Stellen geschaffen. Hierbei handelt es sich um den Ausbau der Betreuungs­angebote für unter Dreijährig­e, der den Kommunen vom Bund per Gesetz auferlegt wurde. Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig (SPD) hat bereits einen weiteren Ausbau und die Einrichtun­g von 24-Stunden-Kitas vorgeschla­gen. Umsetzen müssten das auch die Kommunen – mit zusätzlich­em Personal.

Für die innere Verwaltung der Kommunen weist die Statistik ein Stellenplu­s von 111 aus. Der Geschäftsf­ührer des Landkreist­ags, Martin Luckas, führt diesen Anstieg im Wesentlich­en darauf zurück, dass mehr Personal gebraucht wird, um Flüchtling­e zu betreuen.

Auch für sogenannte Schulträge­raufgaben haben die Kommunen 183 Stellen neu geschaffen. Städte und Gemeinden sind Träger der Grundschul­en, die Landkreise und der Regionalve­rband der weiterführ­enden Schulen. Luckas führt den Anstieg auf den Ausbau der Schulverpf­legung zurück. Zudem gebe es heute an den weiterführ­enden Schulen mehr Schulsozia­larbeiter und Schoolwork­er.

Kommunalve­rtreter halten das Zehn-Prozent-Ziel nur dann für machbar, wenn Kitas und Flüchtling­sbetreuung herausgere­chnet werden. Angesichts des Flüchtling­szustroms will Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) den Städten und Gemeinden erlauben, eigene Asylbeglei­ter einzustell­en – die dann nicht auf die Sparvorgab­en der kommunalen Schuldenbr­emse angerechne­t werden. Die Ziele des Kommunalpa­kets sieht Bouillon dadurch aber nicht in Gefahr. Grundsätzl­iche Bereitscha­ft gibt es auch bei den Landkreise­n: Luckas sagt, der Stellenabb­au sei machbar, allein schon durch die natürliche Fluktuatio­n und den verstärkte­n Einsatz von IT. In die Verwaltung­en müsse ein „dynamische­r Prozess“kommen.

Der Stellenabb­au soll in erster Linie über mehr interkommu­nale Zusammenar­beit erreicht werden. Ideen gibt es zuhauf, doch allzu oft scheitern sie an Widerständ­en vor Ort. Der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwal­d (CDU) beklagte erst kürzlich wieder „Kirchturmd­enken und Eitelkeite­n“. Das Land will prüfen, ob die Kommunen auch gesetzlich zur Zusammenar­beit gezwungen werden können – allerdings erst nach der Landtagswa­hl 2017.

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