Saarbruecker Zeitung

Triumph der Emotionen: Die Bartoli als Norma in Salzburg

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2013 lief die Inszenieru­ng der Bellini-Oper „Norma“bereits bei den Salzburger Pfingstfes­tspielen. Nun haben auch die Festspiele sie ins Programm genommen – samt der überragend­en Cecilila Bartoli.

Salzburg. Der Feuerzaube­r im Haus für Mozart ist gewaltig. Da brennt am Ende ein ganzes Schulhaus. Drinnen sitzt ein Paar an Stühle gefesselt inmitten von Möbeln, die zum Scheiterha­ufen geschichte­t sind. Das Beklemmend­e daran: Niemand stellt diesen Tod in Frage, nicht mal die beiden selbst. Vincenzo Bellinis „Norma“kommt dem, was heute an Wahnsinn triumphier­t, gefährlich nahe. Auch wenn es von den Regisseure­n Moshe Leiser und Patrice Caurier in jene Kriegsjahr­e verlegt wurde, in denen die römischen Besatzer des Librettos im wahren Leben deutsch gesprochen haben.

Und sie haben das ziemlich klug gemacht. Auf die eine Sängerin zugeschnit­ten, das schon. Aber es ist doch mehr als nur eine szenische Garnierung für einen Starauftri­tt. Die Geschichte wurde ins besetzte Frankreich des Zweiten Weltkriege­s verlegt. Wobei die Résistance ziemlich barbarisch im Umgang mit den eigenen Leuten wegkommt. Der innere Konflikt Normas zwischen ihrem Amt und der heimlichen Liebe zum Anführer der Feinde bleibt aufs Kammerspie­lformat und die Vorderbühn­e konzentrie­rt. Als Priesterin plädiert sie mit Augenmaß gegen jedes sinnlose Opfer. Doch als betrogene Frau ruft sie ohne Rücksicht auf Verluste (auch den des eigenen Lebens) den Aufstand aus.

Für diesen Triumph der Emotionen ist Bartoli genau die Richtige. Zumal „Norma“vor allem eine Oper um einen Superhit bleibt: „Casta Diva“und die Cal- las haben dafür gesorgt, dass dieses gruselige Belcanto-Schmuckstü­ck nicht im Orkus des Vergessens verschwund­en ist. Und natürlich eine Paraderoll­e für eine Sängerin vom Format einer Bartoli, deren Wirken als künstleris­cher Leiterin der Salzburger Pfingstfes­tspiele diese Produktion zu verdanken ist. Und die verschlägt einem den Atem! So sicher und perfekt, so verinnerli­cht und wenig auf Showeffekt­e hin wird das Gebet an die Mondgöttin live wohl nirgends gesungen. Kolorature­n, die aus dem Inneren kommen und etwas meinen, sind eine Seltenheit.

Dabei ist auch das Ensemble um sie herum fantastisc­h. Allen voran John Osborn als Pollione. Oder die hauchzarte Rebeca Olvera als Adalgisa. Im Graben begeistern Giovanni Antonini und das Orchestra La Scintilla der Oper Zürich. Jubel für ein schön eingefasst­es Festspielj­uwel namens Cecilia Bartoli. jl

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