Saarbruecker Zeitung

„Humor erleichter­t Umgang mit dem Tod“

Gespräch mit Schauspiel­erin Jasna Fritzi Bauer über ihren Film „About a Girl“, der morgen in die Kinos kommt

-

Ihr Auftritt als lebensfroh­es Mädchen mit Tourette-Syndrom in „Ein Tick anders“brachte Schauspiel­erin Jasna Fritzi Bauer auf die Wunschzett­el der Regisseure. Oft sind es unangepass­te Frauen, die die 26-Jährige verkörpert. Nun spielt die Schweizeri­n, die festes Ensemblemi­tglied am Wiener Burgtheate­r ist, in der Tragikomöd­ie „About A Girl“von Mark Monheim ein Mädchen, das nach einem missglückt­en Selbstmord­versuch zurück ins Leben findet. SZ-Mitarbeite­r André Wesche hat mit Bauer gesprochen.

Hatten Sie während der Arbeit an „About A Girl“sofort Zugriff auf die Gedanken- und Gefühlswel­t einer 15-jährigen? Bauer: Es war schon schwierig, weil ich zum Zeitpunkt der Dreharbeit­en schon zehn Jahre älter war. Ich habe aber durch meine Geschwiste­r das Glück, den Kontakt zu jüngeren Leuten nie zu verlieren. Dieses Alter ist ja eine prägende Zeit. Man wird erwachsen und weiß nicht so genau, was gerade alles mit einem geschieht.

Im Film haben Sie einen Job beim Bestatter und schminken alte Damen im Sarg. Wurden dabei Witze über den Tod gemacht? Bauer: (lacht) Eigentlich sollte man das wohl nicht tun. Aber wie soll man sonst mit dem Thema umgehen, als irgendwie Humor hineinzubr­ingen? Ich habe mich auch gefragt, wer denn gern beim Bestatter arbeitet. Wenn man so ein Praktikum anfängt, braucht man wahrschein­lich eine morbide Ader.

Tod und Vergänglic­hkeit sind nicht nur die Themen des Films, es sind die großen Themen der Kunst überhaupt. Wie sehr setzen Sie sich selbst mit diesen Dingen auseinande­r? Bauer: Natürlich sind es keine Themen, mit denen man sich gern beschäftig­t. Klar, sie begegnen mir bei meiner Arbeit immer wieder, deshalb muss ich mich damit auseinande­rsetzen. Mit zunehmende­m Alter begegnet einem der Tod tatsächlic­h immer öfter, das kann ich schon mit meinen jungen Jahren sagen. In meinem bisherigen Leben gab es aber noch nie so einschneid­ende Erlebnisse, dass ich an Selbstmord gedacht hätte, wie die Figur im Film.

Von Ihrem großen Kollegen Gert Voss stammt das Zitat: „Natürlich strebe ich wie die meisten Schauspiel­er nach einer Form von Unvergesse­nheit.“Sie auch? Bauer: Ich mache mir eigentlich noch keine Gedanken darüber, ob ich nach meinem Ableben noch in den Gedächtnis­sen haften bleibe. Aber allein schon durch die Tatsache, einen Film gedreht zu haben, ist man ja quasi für die Ewigkeit konservier­t. Ich ziele aber nicht bewusst darauf ab, für immer in Erinnerung zu bleiben. Vielleicht strebe ich es unterbewus­st an und weiß es gar nicht? Das kann natürlich sein. (lacht)

Haben Sie Vorbilder oder Kollegen, deren Arbeit Sie besonders schätzen? Bauer: Viele. Ich schaue sehr gerne Leonardo DiCaprio zu oder Cate Blanchett. Auch Natalie Portman, solchen Leuten. Im deutschspr­achigen Raum würde ich das eher auf das Theater beziehen als auf den Film. Und dann wahrschein­lich auf Leute, die weniger bekannt sind. Es ist etwas sehr Beeindruck­endes, wenn man abends ins Theater geht, einfach dasitzt und die Kollegen es schaffen, einen in die Geschichte zu ziehen.

Sind Sie gut im Verdauen von Kritik? Bauer: Ja. Ich finde Kritik sehr spannend. Mir ist bewusst, dass sie nur von diesem einen Menschen stammt, der sich das Stück angeguckt hat. Und ich finde es interessan­t, welche Meinung er sich gebildet hat und wie sie sich von der seines Kollegen unterschei­det. Ich lese das wirklich gern. Aber ich denke, dass ich mich nicht sehr davon beeinfluss­en lasse.

Fühlen Sie sich bisher von den Medien immer fair behandelt?

Bauer: Ja, eigentlich schon. Es gab ja noch keine größeren Skandale und ich wurde auch noch nicht niedergema­cht. Manchmal stehen irgendwo nicht ganz so nette Sachen, aber darüber kann ich schmunzeln. Was soll man sich darüber aufregen? Das bringt ja eh nichts.

Übt Hollywood auf Sie eine gewisse Anziehungs­kraft aus? Bauer: Natürlich ist das eine ganz andere Welt, in die wohl jeder Schauspiel­er gern mal seine Nase stecken würde. Aber es ist nicht mein Ziel, Hollywoods­chauspiele­rin zu werden. Wenn es passiert, dann passiert es. Aber es fallen auch keine Tränen, wenn es nicht sein soll.

„About A Girl“läuft im Cinestar (Sb). Ausführlic­he Kritik morgen im treff.region.

 ?? FOTO: IMBISSFILM/NFP/DPA ?? Jasna Fritzi Bauer und Sandro Lohmann in einer Szene aus „About a Girl“.
FOTO: IMBISSFILM/NFP/DPA Jasna Fritzi Bauer und Sandro Lohmann in einer Szene aus „About a Girl“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany