VW-Bus statt Kreißsaal
Auf dem Beifahrersitz ihres Autos brachte Barbara Hefler vor wenigen Tagen ihre Tochter Emilia zur Welt
Sie hatte es eilig, die kleine Emilia. So eilig, dass sie ihren Eltern nicht mal genügend Zeit ließ, für ihre Geburt ins Krankenhaus zu fahren. Also erblickte Emilia das Licht der Welt im Innenraum eines VW-Busses auf der HubertSchreiner-Straße in Saarlouis.
Saarwellingen. So schnell es die kleine Emilia auch anfangs hatte: Jetzt schlummert sie gemütlich auf dem Arm von Mama Barbara Hefler. Um sie herum wundern sich immer noch alle: Denn Emilia kam so schnell zur Welt, dass Papa Mirko Hefler es nicht einmal mehr mit dem Auto auf das Klinikgelände schaffte. Das war am Abend des 30. Juli: „Wir sind um 19.25 Uhr hier losgefahren“, erinnert sich Mirko Hefler; um 19.38 Uhr wurde das Baby im Auto geboren, auf der Hubert-SchreinerStraße in Saarlouis. „Wir hatten, als die Wehen kamen, noch mit der Hebamme Anne Janssen telefoniert“, erzählt Barbara Hefler. Die riet zu Gelassenheit, also ging die Schwangere noch gemütlich in die Badewanne. „Ich war da noch ziemlich entspannt“, erinnert sich die 31jährige. Doch die Wehen wurden schnell stärker, also entschlossen sich die Eltern, loszufahren und verabredeten sich mit der Hebamme im Kreißsaal.
Doch Emilia wollte nicht mehr warten: Obwohl Papa Mirko, wie er gesteht, „unter Missachtung mancher Verkehrsregeln“von Saarwellingen in die Marienhaus-Klinik düste, kamen noch im Auto Presswehen, und „ratzfatz“war das Kind geboren – im fahrenden Auto, auf dem Beifahrersitz. „Fragen Sie mich nicht, wie ich das gemacht hab“, lacht die Mutter. „Das ging so schnell!“Papa Mirko hielt gar nicht erst an und fuhr gleich weiter, mit dem VW-Bus in die Notaufnahme.
„Da kam uns die Hebamme schon entgegen, noch im Auto hab ich die Nabelschnur durchschnitten“, schmunzelt der 36Jährige. Er wurde zwar zum ersten Mal Vater und hatte sich die Geburt etwas anders vorgestellt, aber als Rettungssanitäter hat der Krankenpfleger schon die eine oder andere Entbindung miterlebt, erzählt er: „Aber wenn die eigene Frau auf dem Beifahrersitz entbindet, ist das doch was anderes.“
Die Nerven hat er zwar behalten, aber als Frau und Baby heil im Krankenhaus angekommen waren, musste er sich doch erst mal setzen. „Das musste ich dann erst mal verarbeiten. Erst hinterher ist mir durch den Kopf gegangen, was alles hätte schiefgehen können.“
Doch das Wichtigste: Die kleine Emilia ist kerngesund, auch die Mutter „topfit“. 52 Zentimeter maß das Baby, 3080 Gramm schwer. „Und jetzt ist sie die Ruhe selbst“, lobt Barbara Hefler. Dabei hatte sich die Kosmetike- rin, die bereits eine zwölf- und eine achtjährige Tochter hat, aus Erfahrung auf eine längere Wartezeit eingestellt. Zudem kam Emilia noch 14 Tage vor dem Geburtstermin zur Welt.
„Wer mir auf die Welt geholfen hat: Mama und Papa“, stand auch auf der Geburtskarte in der Klinik, wo Mutter und Baby nach der Sturzgeburt noch 36 Stunden zur Beobachtung bleiben mussten. Das ganze Haus wusste bald von „dem schnellen Baby“, berichtet die Mutter lachend: „Von der Rezeption über die Kinderkrankenschwestern bis zum Oberarzt.“
Weil immer wieder Freunde und Verwandte anrufen und von dem Geburtsverlauf so schockiert sind, versichern die jungen Eltern einmütig: „Es geht uns allen gut, und es war auch gar nicht schlimm!“Und Papa Mirko schmunzelt: „Das Nächste kommt dann besser gleich zu Hause.“