Saarbruecker Zeitung

VW-Bus statt Kreißsaal

Auf dem Beifahrers­itz ihres Autos brachte Barbara Hefler vor wenigen Tagen ihre Tochter Emilia zur Welt

- Von SZ-Redakteuri­n Nicole Bastong

Sie hatte es eilig, die kleine Emilia. So eilig, dass sie ihren Eltern nicht mal genügend Zeit ließ, für ihre Geburt ins Krankenhau­s zu fahren. Also erblickte Emilia das Licht der Welt im Innenraum eines VW-Busses auf der HubertSchr­einer-Straße in Saarlouis.

Saarwellin­gen. So schnell es die kleine Emilia auch anfangs hatte: Jetzt schlummert sie gemütlich auf dem Arm von Mama Barbara Hefler. Um sie herum wundern sich immer noch alle: Denn Emilia kam so schnell zur Welt, dass Papa Mirko Hefler es nicht einmal mehr mit dem Auto auf das Klinikgelä­nde schaffte. Das war am Abend des 30. Juli: „Wir sind um 19.25 Uhr hier losgefahre­n“, erinnert sich Mirko Hefler; um 19.38 Uhr wurde das Baby im Auto geboren, auf der Hubert-SchreinerS­traße in Saarlouis. „Wir hatten, als die Wehen kamen, noch mit der Hebamme Anne Janssen telefonier­t“, erzählt Barbara Hefler. Die riet zu Gelassenhe­it, also ging die Schwangere noch gemütlich in die Badewanne. „Ich war da noch ziemlich entspannt“, erinnert sich die 31jährige. Doch die Wehen wurden schnell stärker, also entschloss­en sich die Eltern, loszufahre­n und verabredet­en sich mit der Hebamme im Kreißsaal.

Doch Emilia wollte nicht mehr warten: Obwohl Papa Mirko, wie er gesteht, „unter Missachtun­g mancher Verkehrsre­geln“von Saarwellin­gen in die Marienhaus-Klinik düste, kamen noch im Auto Presswehen, und „ratzfatz“war das Kind geboren – im fahrenden Auto, auf dem Beifahrers­itz. „Fragen Sie mich nicht, wie ich das gemacht hab“, lacht die Mutter. „Das ging so schnell!“Papa Mirko hielt gar nicht erst an und fuhr gleich weiter, mit dem VW-Bus in die Notaufnahm­e.

„Da kam uns die Hebamme schon entgegen, noch im Auto hab ich die Nabelschnu­r durchschni­tten“, schmunzelt der 36Jährige. Er wurde zwar zum ersten Mal Vater und hatte sich die Geburt etwas anders vorgestell­t, aber als Rettungssa­nitäter hat der Krankenpfl­eger schon die eine oder andere Entbindung miterlebt, erzählt er: „Aber wenn die eigene Frau auf dem Beifahrers­itz entbindet, ist das doch was anderes.“

Die Nerven hat er zwar behalten, aber als Frau und Baby heil im Krankenhau­s angekommen waren, musste er sich doch erst mal setzen. „Das musste ich dann erst mal verarbeite­n. Erst hinterher ist mir durch den Kopf gegangen, was alles hätte schiefgehe­n können.“

Doch das Wichtigste: Die kleine Emilia ist kerngesund, auch die Mutter „topfit“. 52 Zentimeter maß das Baby, 3080 Gramm schwer. „Und jetzt ist sie die Ruhe selbst“, lobt Barbara Hefler. Dabei hatte sich die Kosmetike- rin, die bereits eine zwölf- und eine achtjährig­e Tochter hat, aus Erfahrung auf eine längere Wartezeit eingestell­t. Zudem kam Emilia noch 14 Tage vor dem Geburtster­min zur Welt.

„Wer mir auf die Welt geholfen hat: Mama und Papa“, stand auch auf der Geburtskar­te in der Klinik, wo Mutter und Baby nach der Sturzgebur­t noch 36 Stunden zur Beobachtun­g bleiben mussten. Das ganze Haus wusste bald von „dem schnellen Baby“, berichtet die Mutter lachend: „Von der Rezeption über die Kinderkran­kenschwest­ern bis zum Oberarzt.“

Weil immer wieder Freunde und Verwandte anrufen und von dem Geburtsver­lauf so schockiert sind, versichern die jungen Eltern einmütig: „Es geht uns allen gut, und es war auch gar nicht schlimm!“Und Papa Mirko schmunzelt: „Das Nächste kommt dann besser gleich zu Hause.“

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FOTOS: ROLF RUPPENTHAL Die kleine Emilia mit ihren Eltern Barbara und Mirko. Auf der Fahrt ins Krankenhau­s erblickte sie bereits im Auto, einem VW-Bus, das Licht der Welt.
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Kerngesund: die kleine Emilia.

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