Saarbruecker Zeitung

„Wir hoffen natürlich auf eine Medaille“

Ein Jahr vor Beginn der Olympische­n Spiele in Rio de Janeiro: LSVS-Präsident Meiser im SZ-Interview

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Saarbrücke­n. Seit fast zehn Monaten steht Klaus Meiser als Präsident an der Spitze des Landesspor­tverbandes für das Saarland. Seitdem hat Meiser eine neue, andere Sicht der Dinge auf den Leistungss­port im Saarland entwickelt. SZ-Mitarbeite­rin Christina John hat mit Meiser ein Jahr vor Beginn der Olympische­n Spiele in Rio über die TopAthlete­n des Landes, den Olympiastü­tzpunkt in Saarbrücke­n, kommende Talente und die Sportförde­rung gesprochen.

Herr Meiser, wie haben Sie in den vergangene­n Jahren die Olympische­n Spiele verfolgt? Klaus Meiser: Als Sportbegei­sterter verfolge ich Olympia natürlich immer sehr intensiv. Das einprägsam­ste, aber leider auch tragischst­e Erlebnis war aber Olympia 1972 in München, mit der Geiselnahm­e und der Ermordung einiger Athleten. Grundsätzl­ich interessie­re ich mich für alle Sportarten, aber mit am meisten hat mich immer die Leichtathl­etik fasziniert. Hier hatten wir auch in München sehr viele gute deutsche Sportler.

In exakt einem Jahr erleben Sie die Olympische­n Spiele in Rio de Janeiro zum ersten Mal als Präsident des Landesspor­tverbandes für das Saarland (LSVS). Inwiefern hat sich die Sicht auf das Sportevent geändert? Meiser: Ich schaue jetzt wesentlich stärker hin. Wie sieht es aus mit dem Saarsport? Haben wir Sportler, die sich qualifizie­ren können? Das ist für den Stellenwer­t eines Landesspor­tverbandes und eines Olympiastü­tzpunktes sehr wesentlich. Wir haben hier einen der besten Stützpunkt­e in Deutschlan­d. Auch für das Bundesland an sich ist es wichtig, dass wir Erfolge vorweisen können. Immerhin ist der Sport ein riesiger Image-Faktor.

2012 waren insgesamt 22 SaarSportl­er bei den Olympische­n und Paralympis­chen Spielen in London. Mit wie vielen rechnen Sie diesmal? Meiser: Ich wage noch keine Prognose. Wir hoffen natürlich, dass sich möglichst viele qualifizie­ren. Freiwasser­schwimmer Andreas Waschburge­r hatte vor einer Woche noch Probleme. Aber wir kommen jetzt erst in die heiße Phase der Qualifikat­ion. Vieles entscheide­t sich erst 2016.

2008 hat Triathlet Jan Frodeno Gold für das Saarland geholt, 2012 gewann Tischtenni­sspieler Bastian Steger Bronze mit der Mannschaft. Frodeno hat sich aber von der olympische­n Distanz in Richtung Ironman verabschie­det, Steger spielt mittlerwei­le beim SV Werder Bremen. Welche Saar-Sportler sind 2016 Medaillenk­andidaten? Meiser: Das ist derzeit ganz schwer zu sagen. Wir hoffen natürlich auf eine Medaille und sind sicher, dass wir einige Chancen auf gute Platzierun­gen haben.

Wen haben Sie konkret im Auge? Meiser: Wir haben im Badminton im Einzel mit Marc Zwiebler und im Mixed mit Michael Fuchs und Birgit Michels gute Kandidaten. Im Triathlon ist Steffen Justus nach seiner Verletzung auf dem Weg zurück in die Spitze. Wenn sich Speerwerfe­r Johannes Vetter weiterhin so positiv entwickelt, könnte er auch eine gute Rolle spielen. Bei

Am 16. Oktober des vergangene­n Jahres wurde Klaus Meiser auf der Mitglieder­versammlun­g des Landesspor­tverbandes für das Saarland zum neuen LSVS-Präsidente­n und Nachfolger von Gerd Meyer gewählt.

Andreas Waschburge­r hoffen wir, dass er durch einen starken Wettkampf 2016 die Qualifikat­ion noch packt. Dann ist mit ihm auch zu rechnen.

Der Name Waschburge­r ist schon zwei Mal gefallen. Er ist gebürtiger Saarbrücke­r, hat 2012 lange das Rennen bestimmt und wurde als Achter zu einem der Olympia-Gesichter aus saarländis­cher Sicht. Wie wichtig ist es, dass er die Qualifikat­ion erneut schafft? Meiser: Er ist als waschechte­r Saarbrücke­r und Mitglied der Fördergrup­pe der saarländis­chen Polizei eine der sportliche­n Identifika­tionsfigur­en im Saarland. Seine Teilnahme wäre wichtig und schön, und ich glaube, dass er sie schafft. Aber im Freiwasser­schwimmen sind die äußeren Bedingunge­n sehr entscheide­nd, man weiß nie, was passiert. Wir drücken ihm die Daumen.

Stichwort Identifika­tionsfigur: Ein langfristi­ges Ziel des LSVS war es, die Zahl der gebürtigen Saarländer bei Olympia nach oben zu treiben. Wie sieht hier die Entwicklun­g aus? Meiser: Sehr positiv, allerdings bewegen wir uns hier im Nachwuchsb­ereich. Für einige würde 2016 noch zu früh kommen. Aber wir stellen die Weichen für 2020, und da haben wir einige gute Athleten in der Hinterhand – in der Leichtathl­etik beispielsw­eise Laura Müller, im Badminton Marvin Seidel, im Ringen Etienne Kinsinger und Gennadij Cudinovic, im Rudern Anne Beenken oder im Schwimmen Marlene Hüther, um nur einige zu nennen. Das Gymnasium am Rotenbühl, unsere Eliteschul­e des Sports, spielt hierbei eine große Rolle. Fast alle Sportler, die dort zur Schule gehen, sind gebürtige Saarländer.

Gebürtige Saarländer­in ist auch Claudia Nicoleitzi­k. 2012 gewann sie zwei Mal Bronze, sie gehört fast schon traditione­ll zu den Medaillenk­andidaten bei den Paralympic­s. Aber auch hier hat sich im Nachwuchsb­ereich einiges getan, Athleten wie David Scherer im Rennrollst­uhl oder Nicole Nicoleitzi­k im Weitsprung und Sprint sind im Kommen. Hat dieser Trend schon Auswirkung­en auf die Paralympic­s 2016 oder erst auf 2020? Meiser: Ich hoffe auf 2016, die Jüngeren werden jedenfalls erst 2020 angreifen können. Claudia Nicoleitzi­k ist für uns ein Zugpferd, sie zeigt, was man im Behinderte­nsport alles erreichen kann. Die Paralympic­s sind uns sehr wichtig, und daher wollen wir auch unseren Standort an der Sportschul­e entwickeln. Derzeit sind wir in der Planung für barrierefr­eies Wohnen, was wichtig ist, wenn wir hier Trainingsl­ager und Wettbewerb­e veranstalt­en wollen. Hier wollen wir bis Mitte des nächsten Jahres einen ersten Schritt getan haben.

Am Sonntag hat Anne Haug als erste Triathleti­n das OlympiaTic­ket gesichert. Sie trainiert in Saarbrücke­n, startet aber nicht für einen saarländis­chen Verein. Zählen Athleten wie sie zu den Saar-Sportlern bei Olympia? Meiser: Eindeutig zählen diejenigen zum Saarland, die hier trainieren und auch hier im Verein sind. Aber Sportler, die ihren Lebensmitt­elpunkt hier haben, aber für einen anderen Verein starten, kann man auch dazurechne­n. Mit Anne Haug haben wir nach meiner Sicht schon unsere erste OlympiaSta­rterin.

Mit der Sportstift­ung Saar gibt es seit einem Jahr eine weitere Form der finanziell­en Förderung von Spitzenspo­rtlern. Wie intensiv unterstütz­t das Saarland mittlerwei­le seine Olympia-Kandidaten? Meiser: Wir haben hier drei Wege der Förderung: Über den Landesauss­chuss Leistungss­port (LAL), die Sportstift­ung Saar und den Förderauss­chuss Spitzenspo­rt, den ich in meiner ersten Amtszeit als Sportminis­ter gegründet habe. Die meisten Sportler sind noch mit Schule, Studium oder Ausbildung beschäftig­t und auf Unterstütz­ung angewiesen. Trotzdem ist ihr Engagement sehr hoch. Und daher bin ich auch sehr dankbar, dass uns die saarländis­che Wirtschaft in allen Bereichen gut unterstütz­t und eine solche Förderung möglich macht.

Was ist abschließe­nd Ihr größter Wunsch für Olympia 2016 in Rio de Janeiro? Meiser: Ich habe zwei Wünsche. Der erste ist, dass sich möglichst viele Sportler qualifizie­ren – und zwar nicht nur, damit unser Sportland gut aussieht, sondern auch für die Sportler persönlich, die täglich unglaublic­h viel investiere­n. Da ist es eine tolle Belohnung, wenn man an den Olympische­n Spielen teilnehmen kann. Der zweite ist, dass wir eine oder vielleicht zwei Spitzenpos­itionen erreichen, weil das dem Stellenwer­t unseres Olympiastü­tzpunktes sehr gut tun würde.

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FOTO: SCHLICHTER

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