Ungeduldig auf der Tribüne
Ex-FCS-Stürmer Marcel Ziemer trifft mit Drittligist Rostock auf den FCK
Für den FCS schoss Marcel Ziemer 35 Drittliga-Tore. Mittlerweile spielt „Cello“bei Hansa Rostock. Ausgerechnet vor dem Pokalduell mit dem 1. FC Kaiserslautern, dem Verein, bei dem sein Stern aufging, muss Ziemer zuschauen.
Rostock. Wenn am Sonntag um 18.30 Uhr Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern im DFB-Pokal bei Hansa Rostock antritt, hält sich die Wiedersehensfreude bei Rostocks Stürmer Marcel Ziemer in Grenzen. Der Ex-Lauterer wird das Spiel nur von der Tribüne aus verfolgen. „Ich plage mich seit fast vier Wochen mit einer Bauchmuskelzerrung“, sagt Ziemer hörbar genervt am Telefon. Mittlerweile kann er wenigstens wieder Rad fahren und laufen. „An schnelle Drehungen oder Schießen ist noch nicht zu denken. Es ist schwer abzusehen, wie lange es dauert. Wer mich kennt, weiß, dass ich darauf brenne, auf den Platz zu gehen“, sagt der Stürmer, „aber jetzt muss ich mich einfach gedulden“.
Ausgerechnet jetzt vor dem Treffen mit seiner eigenen, großen Vergangenheit. Seine erste fußballerische Sternstunde hatte der gebürtige Wormser am 3. Mai 2006 für die Elf vom „Betze“. In seinem ersten Bundesliga-Einsatz traf er für den FCK zum 2:2 bei Eintracht Frankfurt. „Trainer Wolfgang Wolf hat mich einfach ins Spiel hinein geworfen. Dann mach ich das Tor. Dieses unglaubliche Gefühl – ich kann es heute noch nicht richtig beschreiben“, erinnert sich „Cello“.
Am 34. Spieltag der Saison 2007/ 08 machte sich Ziemer in der Pfalz unsterblich. Mit zwei Toren trug er maßgeblich zum 3:0 über den 1. FC Köln und damit zum Verbleib in der 2. Bundesliga bei. „Ich bin sehr dankbar, dass ich damals in Kaiserslautern die Chance bekommen habe, meine ersten Schritte im Profi-Fußball zu machen“, sagt Ziemer, der am Montag seinen 30. Geburtstag feierte, „aber es gibt kaum noch Kontakt zum Verein. Von damals ist, so glaube ich, niemand mehr dort.“Trainer damals war der heutige FCS-Abteilungsleiter Profifußball Milan Sasic. In Saarbrücken, wo Ziemer in 82 Dritt- ligaspielen 35 Tore schoss und 19 weitere vorbereitete, „bin ich nur noch mit Mounir Chaftar häufig in Kontakt“, sagt Ziemer, „aber ich schaue immer sofort nach den Ergebnissen. Ich hoffe natürlich, dass der FCS wieder nach oben geht“.
Ganz oben im Norden der Republik ist Ziemer mittlerweile angekommen. Er wohnt etwas außerhalb von Rostock, braucht zu Fuß keine fünf Minuten bis zum Strand. Eigentlich ein Traum. „Es war anfänglich schon schwer, wenn man seine Kinder nur zwei Mal im Monat in den Arm nehmen kann“, gesteht Ziemer, dessen Söhne mit ihrer Mutter in Worms leben, „die Menschen hier oben sind zunächst zurückhaltend. Aber wenn sie mal aufgetaut sind, sind sie top.“
Top will der FC Hansa im DFBPokal gegen den FCK sein. Und auch wenn Ziemer für immer mit dem FCK verbunden sein wird – am Sonntag schlägt sein Herz allein für das Team mit der Kogge auf der Brust: „Die ganze Region steht hinter Hansa Rostock. Lautern ist zwar der Favorit, aber warum sollten wir in unserem Stadion mit unseren Fans nicht die Überraschung schaffen?“cor