Saarbruecker Zeitung

Diagnose: Staffelfie­ber

Schwimmer zeigen Teamgeist bei WM – Hüther und Bruhn sichern Olympia-Startplatz

- Von sid-Mitarbeite­r Jörg Soldwisch

Der gute Teamgeist im deutschen Schwimmtea­m bei der Weltmeiste­rschaft in Kasan wirkt sich auch positiv auf die Staffellei­stungen aus. Das gestiegene Wir-Gefühl setzt zusätzlich­e Kräfte frei.

Kasan. Im deutschen Schwimmtea­m ist das Staffelfie­ber ausgebroch­en. Das gemischte Lagenquart­ett begeistert bei der WM-Premiere mit Bronze, Weltrekord­ler Paul Biedermann will seine Teamkolleg­en mit aller Macht zu einer Medaille ziehen, und Bundestrai­ner Henning Lambertz freut sich über bereits zwei feste Staffelsta­rtplätze für Olympia in Rio de Janeiro.

Von großen Staffelerf­olgen früherer Jahre ist die deutsche Mannschaft bei der WM in Kasan zwar nach wie vor weit entfernt. Doch immerhin scheint hier die Talsohle durchschri­tten. Mit spürbarem Wir- Gefühl treiben sich die Schwimmer gegenseiti­g zu Höchstleis­tungen an, die sie im Einzel mitunter nicht erreichen.

„Man kann noch mal zusätzlich­e Kräfte mobilisier­en. Man steht zusammen auf der Startbrück­e, vollbringt gemeinsam eine Leistung, und im Erfolgsfal­l ist das Jubeln noch ein bisschen schöner“, sagt Biedermann. Der WM-Dritte will heute, an seinem 29. Geburtstag, auch mit der 4x200-Meter-Freistilst­affel, die er schon bei der Heim-EM in Berlin zu Gold geführt hatte, aufs Podest.

Das Erlebnis einer Siegerehru­ng hätte Annika Bruhn im Einzel nie erfahren. Als Schlusssch­wimmerin rettete die Athletin vom Olympiastü­tzpunkt in Saarbrücke­n aber der deutschen Mixed-Lagenstaff­el am Mittwoch über 4x100 Meter den dritten Platz, obwohl hinter ihr der Russe Wladimir Morosow angeflogen kam. „Ich habe die letzten 50 Meter gedacht, dass da noch drei andere stehen, die auch die Medaille haben wollen. Das spornt einen zusätzlich an“, sagt Bruhn.

Am Morgen danach reichte ihre Kraft im Einzel über 100 Meter Freistil nur zum 33. Platz. Doch nur wenige Minuten später half die 22-Jährige wieder mit, dass die Freistilst­affel der Frauen über 4x200 Meter, in der auch Marlene Hüther von der SSG Saar Max Ritter eingesetzt wurde, auf Platz zwölf zumindest das Ti- cket für Olympia löste. „Wenn es da mit dem Finale klappt, wäre das viel geiler als hier", sagt Alexandra Wenk. Die Staffelfas­zination erklärt die WM-Siebte über 100 Meter Schmetterl­ing so: „Der eine verlässt sich auf den anderen, das ist das Geile an der Staffel.“

In Kasan konnte auch die 4x100-MeterFreis­tilstaffel der Männer um Biedermann das Olympiatic­ket buchen. Die Frauen waren an diesem Ziel knapp gescheiter­t. Dass es bislang nur für die gemischte Staffel zum Finaleinzu­g gereicht hat, zeigt Bundestrai­ner Lambertz, dass trotz aller Bemühungen noch viel Marlene Hüther Arbeit auf ihn und seine Athleten wartet. „Staffeln waren immer eine Stärke von uns. Die haben wir ein bisschen verloren, und wie vieles andere will ich auch das wieder beleben“, sagt Lambertz: „Aber das dauert ein bisschen. Das Ziel muss bis 2016 sein, im Finale dabei zu sein.“

Besonders viel Freude hatte Lambertz am gemischten Staffelwet­tbewerb. In der jungen Disziplin schwimmen mitunter Männer und Frauen direkt gegeneinan­der, so dass selbst große Rückstände am Ende noch aufgeholt werden können. Für Lambertz ist der Wettbewerb olympiarei­f: „Das fände ich nicht schlecht, weil es eine interessan­te und zuschauerg­erechte Sache ist.“

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