Saarbruecker Zeitung

Mehr Hilfe für pflegende Angehörige

Bundesregi­erung plant deutliche Besserstel­lung bei Sozialbeit­rägen

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Wer einen Angehörige­n pflegt, soll mehr Rente bekommen und besser vor den Folgen von Arbeitslos­igkeit geschützt werden. Das sieht ein Gesetzentw­urf von Gesundheit­sminister Gröhe vor.

Berlin/Passau. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe (CDU) will Menschen, die ein Familienmi­tglied pflegen, deutlich besserstel­len. Für sie sollen künftig höhere Rentenbeit­räge gezahlt werden. Darüber hinaus ist eine umfassende Absicherun­g in der Arbeitslos­enversiche­rung vorgesehen. Das geht nach Informatio­nen der „Passauer Neuen Presse“aus der Vorlage für das Zweite Pflegestär­kungsgeset­z hervor, das am Mittwoch vom Kabinett auf den Weg gebracht werden soll.

Demnach soll die Pflegevers­icherung Rentenbeit­räge für alle zahlen, die regelmäßig einen Angehörige­n mindestens zehn Stunden wöchentlic­h pflegen, verteilt auf zwei Tage oder mehr. Bedingung ist, dass der Pflegebedü­rftige mindestens Pflegegrad II hat. In der Arbeitslos­enversiche­rung soll eine umfassende Versicheru­ngspflicht für pflegende Angehörige eingeführt werden. Bisher wurden für sie längstens sechs Monate Beiträge gezahlt, nun kann es auch darü- ber hinausgehe­n. Damit werde der Versicheru­ngsschutz für den Fall der Arbeitslos­igkeit im Anschluss an eine Pflegetäti­gkeit erheblich gestärkt, heißt es in der Vorlage des Ministeriu­ms. Die Pflegekass­en werden zudem verpflicht­et, Schulungen und Kurse für pflegende Angehörige anzubieten.

Zentraler Punkt des Gesetzes ist ein neuer Pflegebedü­rftigkeits­begriff, der Demenzkran­ken Anspruch auf die gleichen Leistungen einräumt wie Menschen mit körperlich­en Beeinträch­tigungen. Zugleich sollen die bisherigen drei Pflegestuf­en auf fünf sogenannte Pflegegrad­e ausgeweite­t werden, um dem Pflegebeda­rf jedes Einzelnen besser Rechnung zu tragen.

Mit der Umstellung, die mehrere Jahre dauern dürfte, soll keiner der heute rund 2,7 Millionen Leistungsb­ezieher aus der sozialen und der privaten Pflegevers­icherung schlechter gestellt werden. Grundsätzl­ich würden Ansprüche nur nach oben angepasst, heißt es aus dem Ministeriu­m. Durch das neue System würden in den nächsten Jahren rund 500 000 Menschen mehr unterstütz­t. Zur Finanzieru­ng der Reform soll der Pflegebeit­rag Anfang 2017 um 0,2 Punkte auf 2,55 sowie auf 2,8 Prozent für Kinderlose steigen.

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Hermann Gröhe

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