Saarbruecker Zeitung

Karstadt strebt 2016 wieder Gewinne an

Sanierungs­kurs zeigt Erfolge – Handelsexp­erten skeptisch

- Von dpa-Mitarbeite­r Erich Reimann

Der Sanierungs­kurs des neuen Karstadt-Chefs Fanderl zeigt erste Erfolge. 2016 will die Warenhausk­ette wieder Gewinne erzielen.

Der harte Sanierungs­kurs soll Karstadt schon im nächsten Geschäftsj­ahr die Rückkehr in die schwarzen Zahlen ermögliche­n. Doch das Umfeld ist schwierig für die traditions­reiche Warenhausk­ette.

Essen. Seit dem Neustart von Karstadt nach der ArcandorPl­eite im Jahr 2010 hat die traditions­reiche Warenhausk­ette nur rote Zahlen geschriebe­n. Doch das soll sich nun ändern.

Im Anfang Oktober beginnende­n Geschäftsj­ahr 2015/2016 will Karstadt-Chef Stephan Fanderl endlich den Sprung in die Gewinnzone schaffen. So steht es in dem in dieser Woche im Bundesanze­iger veröffentl­ichten Jahresabsc­hluss 2013/ 2014 der Karstadt Warenhaus GmbH. Die Voraussetz­ungen dafür seien durch die eingeleite­ten Restruktur­ierungsmaß­nahmen geschaffen worden.

Gelingt dem Manager der Sprung in die schwarzen Zahlen, ist das ein bemerkensw­erter Erfolg. Denn Karstadt schrieb nach eigenen Angaben zuletzt 2002 Gewinn. Unter dem neuen Eigentümer René Benko geht es allmählich auf- wärts, nachdem Fanderl dem Unternehme­n ein striktes Sanierungs­programm inklusive Filialschl­ießungen und Entlassung­en verordnet hat. Dabei ist das Umfeld, in dem die traditions­reiche Warenhausk­ette den Turnaround schaffen will, schwierig. Selbst der in der Vergangenh­eit wesentlich erfolgreic­her agierende Konkurrent Kaufhof musste in den ersten neun Monaten des Geschäftsj­ahres 2014/2015 Umsatz- und Ergebnisei­nbußen hinnehmen. Als Grund nannte der Mutterkonz­ern Metro den rückläufig­en Textilmark­t.

Der Handelsexp­erte Jörg Funder sieht noch einen schwierige­n Weg vor Karstadt liegen – aber nicht nur vor Karstadt allein. Zwar habe das Modell Warenhaus auch im Internetze­italter eine Zukunft, aber die Zahl der Warenhäuse­r werde drastisch schrumpfen. Platz sei noch für maximal 60 bis 70 Häuser. Dabei kommen Karstadt und Kaufhof zur Zeit zusammen noch auf rund 180 Filialen. Es werde zu einer Marktberei­nigung kommen, an deren Ende nur die großen und gesunden Standorte überleben. Denn die Warenhäuse­r stünden von allen Seiten unter Druck. Ketten wie H&M oder Zara hätten mehr Sortiments­kompetenz. Textildisc­ounter wie KiK oder Primark überzeugte­n mit Niedrigpre­isen. Die Warenhäuse­r befänden sich in einer unkomforta­blen Lage dazwischen. Selbst diese Position füllten sie oft nicht optimal aus. Das Warenhaus stehe eigentlich für breite Sortiments­tiefe, Erlebnisei­nkauf und Service. Aber heute suche man das oft vergeblich. Der Einstieg der kanadische­n Handelsket­te Hudson’s Bay Company beim Konkurrent­en Kaufhof macht das Comeback für Karstadt nach Einschätzu­ng des Handelsexp­erten Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhei­n nicht leichter. „Das ist ein Rückschlag für Karstadt. Denn der Kaufhof wird jetzt vom Online- und Multi-Channel-Know-how der Kanadier profitiere­n und damit wird sich der ohnehin schon vorhandene Abstand zwischen Kaufhof und Karstadt noch einmal vergrößern.“

Karstadt-Chef Fanderl sieht den Warenhausk­onzern auf gutem Weg. Ende 2014 hätten noch etwa 25 Prozent der Filialen Geld verloren. Doch es gehe aufwärts, sagte er vor wenigen Wochen. „Die nachhaltig verlustträ­chtigen Häuser reduzieren sich enorm.“

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FOTO: SCHULZ/KEYSTONE Dauerbaust­elle Karstadt: Doch die Zahl verlustrei­cher Filialen reduziert sich, sagt Vorstandsc­hef Fanderl.

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