Saarbruecker Zeitung

Trump beherrscht erste TV-Debatte

Immobilien-Mogul Donald Trump dominiert das TV-Duell der Republikan­er gegen neun weitere Präsidents­chaftsbewe­rber

- Von SZ-Korrespond­ent Frank Herrmann PRODUKTION DIESER SEITE: PASCAL BECHER IRIS NEU

Die große Donald-TrumpShow geht weiter. Der Milliardär dominierte die TV-Debatte der US-Republikan­er im Vorwahlkam­pf.

Viele dachten, Donald Trump würde bei der ersten TV-Debatte doch etwas zahmer auftreten als zuvor. Von wegen. Er behauptet sogar, Politiker gekauft zu haben. Doch flotte Sprüche machen ihn noch lange nicht zum Favoriten. Und: Was will er eigentlich wirklich?

Washington. Donald Trump hebt den Zeigefinge­r, dann breitet er die Arme aus wie ein Prediger. Er ist jetzt ganz der allwissend­e Lehrer, der unbedarfte­n Politikern die raue Welt des Kapitalism­us erklärt. Es geht um Atlantic City, die Glücksspie­lstadt am Meer. Es geht um Trumps Taj Mahal, ein bombastisc­hes Casino, das in die Pleite rutschte. Es geht um den Ruf des milliarden­schweren Geschäftsm­annes, der Banken, die ihm Geld liehen, ihn im Regen stehen ließen, als er sich Amerikas großzügige­r Insolvenzg­esetze bediente.

Statt Fehler einzugeste­hen, kehrt er den abgezockte­n Profi heraus, der nun mal schneller als die eine oder andere Schlafmütz­e kapiert habe, dass in Atlantic City auf Dauer nichts zu gewinnen war. „Ich hatte das richtige Gespür, als ich Atlantic City vor sieben Jahren verließ, bevor es dort endgültig den Bach runterging. Ich habe dort viel Geld gemacht, und ich bin sehr, sehr stolz darauf.“

Da ist er wieder, der Aufschneid­er, der fast immer bei sich selbst landet, egal worüber er gerade redet. Überhaupt dreht sich in der Basketball-Arena in Cleveland, wo sich die republikan­ischen Präsidents­chaftsbewe­rber zu ihrer ersten Fernsehdeb­atte treffen, alles nur um einen. Um „The Donald“. Um den Seiteneins­teiger, der eher belächelt wurde, als er im Juni seine Kandidatur verkündete, und der nun die Umfragen mit klarem Vorsprung vor seinen 16 Kontrahent­en anführt. Zuvor hatten Trumps Rivalen noch zu verstehen gegeben, sie würden es tunlichst unterlasse­n, den Mann, den der konservati­ve Kommentato­r Charles Krauthamme­r einen Clown nennt, zu attackiere­n, denn so etwas wäre nur Wasser auf seine Mühlen. Der Immobilien-Tycoon aus New York wiederum hatte behauptet, er habe nicht eine Sekunde für diese Debatte geübt, wozu auch, er rede ja sowieso, wie ihm der Schnabel gewachsen sei. „Amerika braucht einen Mann wie mich“, meint er.

Doch dafür läuft es an diesem Abend erst mal zu schlecht für ihn. Es beginnt damit, dass das Moderatore­ntrio des Senders Fox News die zehn Herren an den Rednerpult­en nach einer Art Treueschwu­r fragt: Ob jemand nicht bereit sei, im Finale im Herbst 2016 den Sieger des parteiinte­rnen Voraussche­ids zu unterstütz­en. Trump hebt als Einziger die Hand. Schicken ihn die Konservati­ven nicht ins Rennen, heißt das, könnte er auch als Unabhängig­er antreten, so wie der texanische Unternehme­r Ross Perot, der 1992 das Duell zwischen George Bush und Bill Clinton de facto zu Gunsten Clintons entschied. Die Aussicht auf einen zweiten Perot, für die Strategen der „Grand Old Party“ist sie ein Albtraum.

Als Nächstes konfrontie­rt Megyn Kelly, eines der Aushängesc­hilder von Fox, Trump mit abfälligen Bemerkunge­n über Frauen, die er nicht mag und die er abwechseln­d als „fette Säue“, „Schlampen“und „widerliche Biester“bezeichnet­e. „Das galt doch nur für Rosie O’Donnell“, sagt der 69-Jährige und meint eine Schauspiel­erin. Als Kelly widerspric­ht, wird er zum Rüpel. „Ehrlich, Megyn, wenn Ihnen das nicht gefällt, dann tut’s mir leid. Bisher war ich nett zu Ihnen “Im Übrigen fehle ihm die Zeit, um sich lange mit politisch korrekter Rhetorik abzugeben.

Inhaltlich­es wird allenfalls angeschnit­ten, der außenpolit­ische Diskurs konzentrie­rt sich auf das Atomabkomm­en mit Iran, das die Runde geschlosse­n ablehnt. Nichts davon bleibt im Gedächtnis haften, die Donald-TrumpShow stellt alles in den Schatten. Wer mit einem Protagonis­ten gerechnet hatte, der versuchen würde, staatsmänn­isch zu wirken und Kritikern damit den Wind aus den Segeln zu nehmen, sieht sich eines Besseren belehrt. Trump gibt den Superreich­en, der sich Politiker praktisch kaufen kann. Einmal prahlt er damit, dass auch Hillary Clinton zu seinen Hochzeitsg­ästen zählte, als er 2005 in Palm Beach das Model Melania Knaus ehelich

te. Clinton sei nichts anderes übrig geblieben, als die Einladung anzunehmen, schließlic­h habe er Geld für ihren Wahlkampf als Senatorin gespendet. Dann spricht er von den Einwandere­rn, die ohne gültige Papiere aus Mexiko kommen. Es ist das Thema, das ihm bislang die größte Aufmerksam­keit sicherte. Er wirft der Regierung des Nachbarlan­ds dabei vor, gezielt Kriminelle auf die Reise in den Norden zu schicken.

Während Jeb Bush, verheirate­t mit einer Mexikaneri­n, vorsichtig dafür plädiert, den „Illegalen“Wege aus der juristisch­en Grauzone zu ebnen, zeichnet der Baulöwe ein Bedrohungs­szenario in den düstersten Farben. Die Gefahr sei zu akut, man denke nur an die Barbarei des IS. „Wenn du es mit Leuten zu tun hast, die Christen die Köpfe abschneide­n, wenn du diese Welt vor deinen Toren hast, dann reden wir vom Mittelalte­r.“Da dürfe nicht viel debattiert, da müsse der Job erledigt werden. Er meint den Bau einer Mauer entlang der mexikanisc­hen Grenze.

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FOTO: MANDEL/AFP Siegessich­er wie immer: Donald Trump beim TV-Duell.

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