Trump beherrscht erste TV-Debatte
Immobilien-Mogul Donald Trump dominiert das TV-Duell der Republikaner gegen neun weitere Präsidentschaftsbewerber
Die große Donald-TrumpShow geht weiter. Der Milliardär dominierte die TV-Debatte der US-Republikaner im Vorwahlkampf.
Viele dachten, Donald Trump würde bei der ersten TV-Debatte doch etwas zahmer auftreten als zuvor. Von wegen. Er behauptet sogar, Politiker gekauft zu haben. Doch flotte Sprüche machen ihn noch lange nicht zum Favoriten. Und: Was will er eigentlich wirklich?
Washington. Donald Trump hebt den Zeigefinger, dann breitet er die Arme aus wie ein Prediger. Er ist jetzt ganz der allwissende Lehrer, der unbedarften Politikern die raue Welt des Kapitalismus erklärt. Es geht um Atlantic City, die Glücksspielstadt am Meer. Es geht um Trumps Taj Mahal, ein bombastisches Casino, das in die Pleite rutschte. Es geht um den Ruf des milliardenschweren Geschäftsmannes, der Banken, die ihm Geld liehen, ihn im Regen stehen ließen, als er sich Amerikas großzügiger Insolvenzgesetze bediente.
Statt Fehler einzugestehen, kehrt er den abgezockten Profi heraus, der nun mal schneller als die eine oder andere Schlafmütze kapiert habe, dass in Atlantic City auf Dauer nichts zu gewinnen war. „Ich hatte das richtige Gespür, als ich Atlantic City vor sieben Jahren verließ, bevor es dort endgültig den Bach runterging. Ich habe dort viel Geld gemacht, und ich bin sehr, sehr stolz darauf.“
Da ist er wieder, der Aufschneider, der fast immer bei sich selbst landet, egal worüber er gerade redet. Überhaupt dreht sich in der Basketball-Arena in Cleveland, wo sich die republikanischen Präsidentschaftsbewerber zu ihrer ersten Fernsehdebatte treffen, alles nur um einen. Um „The Donald“. Um den Seiteneinsteiger, der eher belächelt wurde, als er im Juni seine Kandidatur verkündete, und der nun die Umfragen mit klarem Vorsprung vor seinen 16 Kontrahenten anführt. Zuvor hatten Trumps Rivalen noch zu verstehen gegeben, sie würden es tunlichst unterlassen, den Mann, den der konservative Kommentator Charles Krauthammer einen Clown nennt, zu attackieren, denn so etwas wäre nur Wasser auf seine Mühlen. Der Immobilien-Tycoon aus New York wiederum hatte behauptet, er habe nicht eine Sekunde für diese Debatte geübt, wozu auch, er rede ja sowieso, wie ihm der Schnabel gewachsen sei. „Amerika braucht einen Mann wie mich“, meint er.
Doch dafür läuft es an diesem Abend erst mal zu schlecht für ihn. Es beginnt damit, dass das Moderatorentrio des Senders Fox News die zehn Herren an den Rednerpulten nach einer Art Treueschwur fragt: Ob jemand nicht bereit sei, im Finale im Herbst 2016 den Sieger des parteiinternen Vorausscheids zu unterstützen. Trump hebt als Einziger die Hand. Schicken ihn die Konservativen nicht ins Rennen, heißt das, könnte er auch als Unabhängiger antreten, so wie der texanische Unternehmer Ross Perot, der 1992 das Duell zwischen George Bush und Bill Clinton de facto zu Gunsten Clintons entschied. Die Aussicht auf einen zweiten Perot, für die Strategen der „Grand Old Party“ist sie ein Albtraum.
Als Nächstes konfrontiert Megyn Kelly, eines der Aushängeschilder von Fox, Trump mit abfälligen Bemerkungen über Frauen, die er nicht mag und die er abwechselnd als „fette Säue“, „Schlampen“und „widerliche Biester“bezeichnete. „Das galt doch nur für Rosie O’Donnell“, sagt der 69-Jährige und meint eine Schauspielerin. Als Kelly widerspricht, wird er zum Rüpel. „Ehrlich, Megyn, wenn Ihnen das nicht gefällt, dann tut’s mir leid. Bisher war ich nett zu Ihnen “Im Übrigen fehle ihm die Zeit, um sich lange mit politisch korrekter Rhetorik abzugeben.
Inhaltliches wird allenfalls angeschnitten, der außenpolitische Diskurs konzentriert sich auf das Atomabkommen mit Iran, das die Runde geschlossen ablehnt. Nichts davon bleibt im Gedächtnis haften, die Donald-TrumpShow stellt alles in den Schatten. Wer mit einem Protagonisten gerechnet hatte, der versuchen würde, staatsmännisch zu wirken und Kritikern damit den Wind aus den Segeln zu nehmen, sieht sich eines Besseren belehrt. Trump gibt den Superreichen, der sich Politiker praktisch kaufen kann. Einmal prahlt er damit, dass auch Hillary Clinton zu seinen Hochzeitsgästen zählte, als er 2005 in Palm Beach das Model Melania Knaus ehelich
te. Clinton sei nichts anderes übrig geblieben, als die Einladung anzunehmen, schließlich habe er Geld für ihren Wahlkampf als Senatorin gespendet. Dann spricht er von den Einwanderern, die ohne gültige Papiere aus Mexiko kommen. Es ist das Thema, das ihm bislang die größte Aufmerksamkeit sicherte. Er wirft der Regierung des Nachbarlands dabei vor, gezielt Kriminelle auf die Reise in den Norden zu schicken.
Während Jeb Bush, verheiratet mit einer Mexikanerin, vorsichtig dafür plädiert, den „Illegalen“Wege aus der juristischen Grauzone zu ebnen, zeichnet der Baulöwe ein Bedrohungsszenario in den düstersten Farben. Die Gefahr sei zu akut, man denke nur an die Barbarei des IS. „Wenn du es mit Leuten zu tun hast, die Christen die Köpfe abschneiden, wenn du diese Welt vor deinen Toren hast, dann reden wir vom Mittelalter.“Da dürfe nicht viel debattiert, da müsse der Job erledigt werden. Er meint den Bau einer Mauer entlang der mexikanischen Grenze.