Jaguar schließt Rückkehr in den Rennsport nicht aus
Land Rover und Jaguar blicken optimistisch in die Zukunft – Interview mit Deutschland-Geschäftsführer Peter Modelhart
Peter Modelhart ist Chef von Jaguar-Land Rover Deutschland. Unsere Mitarbeiterin Gundel Jacobi sprach mit ihm über die Entwicklung der beiden Premiummarken, die zur indischen Unternehmensgruppe Tata gehören.
Herr Modelhart, Ende des Jahres wird die Produktion des Defender eingestellt. Wird es einen Nachfolger für den traditionsreichen Geländewagen geben? Peter Modelhart: Ideen für einen Nachfolger liegen vor – modern, aber ganz im Charakter des jetzigen Modells als robustem Geländegänger. Allerdings müssen wir uns noch etwas gedulden.
Ursprünglich hat Land Rover ausschließlich Allrader gebaut. Nun werden vom Evoque und vom Discovery Sport erstmals Ausführungen mit Frontantrieb angeboten. Verwässert man damit nicht das Markenbild eines Autos, das durchkommt? Modelhart: Land Rover gilt als die beste Allradmarke weltweit und will dies auch bleiben. Die Fahrzeuge mit Frontantrieb ergänzen das Programm, werden aber in Deutschland kaum nachgefragt. Aktuell werden nur drei Prozent aller Verkäufe mit Frontantrieb ausgeliefert.
überall Peter Modelhart
Land Rover hat in jüngerer Vergangenheit gewichtsmäßig kräftig abgespeckt und Hybridtechnik eingeführt. Reicht das, um die strengen Abgas-Grenzwerte für die ganze Modellpalette zu erreichen? Modelhart: Um die Grenzwerte zu erreichen, müssen wir den CO2-Ausstoß stärker reduzieren als andere Hersteller. Seit 2007 haben wir den CO2-Wert um 25 Prozent gesenkt, sechs Prozent mehr als der Durchschnitt. Laufende Verbesserungen an Motoren und Fahrzeugen sowie die Hybridtechnik helfen uns dabei, diesen Wert weiter zu vermindern. Wir arbeiten an vielen alternativen Antrieben und haben bereits vor drei Jahren auf dem Genfer Salon einen Plug-in-Hybrid gezeigt.
Jaguar zehrt bis heute von seinem Ruf auf der Rennstrecke, im Augenblick hat man sich davon zurückgezogen. Warum? Modelhart: Die derzeit laufende Modelloffensive und die Markenentwicklung haben Vorrang. Sobald entsprechende Kapazitäten frei werden, können wir uns wieder um solche spannenden Projekte kümmern.
Wie entwickelt sich Jaguar? Modelhart: Ein Jaguar-Schauraum wird sich in acht Monaten
Der neue Jaguar F-Pace ist ein SUV der Mittelklasse. Er feiert im September auf der Frankfurter IAA Premiere.
zur Gänze von dem von vor zwei Jahren unterscheiden. Kein Modell wird noch gleich sein. Das ist ein enormer Kraftakt für Jaguar. Nach dem XE in der Mittelklasse und dem neuen XF in der oberen Mittelklasse steht das nächste Jahr ganz im Zeichen des Crossover F-Pace, der im September auf der IAA in Frankfurt vorgestellt wird. Zukunftsträchtige Technologien sind kostspielig, weltweit gibt es immer mehr Kooperationen. Mit wem arbeiten Jaguar und Land Rover derzeit zusammen? Modelhart: Die Technologieentwicklung wird bei uns eigenständig betrieben, beispielsweise für die neue Motorengeneration in unserem Mittelklassemodell XE. Gleichwohl gibt es Kooperationen. Wir arbeiten etwa sehr eng mit der Universität Warwick in England zusammen, auf deren Campus ein neues Technologiezentrum entstehen wird, außerdem mit anderen englischen Unternehmen in dem von der britischen Regierung unterstützten sogenannten Technology Strategy Board, das an neuen alternativen Antrieben arbeitet.
Viele Hersteller bauen Werke in Ländern mit niedrigen Löhnen. Gibt es bei Ihnen Pläne, außerhalb Großbritanniens zu produzieren? Modelhart: Bereits heute produzieren wir in China in einem Joint Venture Autos für den dortigen Markt, in Indien befindet sich ein Montagewerk für den indischen Markt, ebenso in Brasilien. Wie jüngst angekündigt, werden wir demnächst in Graz bei Magna Steyr zukünftige Modelle produzieren.