Saarbruecker Zeitung

Märchensch­lösser in der Dänischen Südsee

Besucher der Ostsee-Inselgrupp­e erwartet eine malerische Landschaft mit weißen Stränden und romantisch­en Herrenhäus­ern

- Von SZ-Mitarbeite­r Norbert Linz

In der Dänischen Südsee gibt es keine Palmen. Dafür hat die Inselgrupp­e in der Ostesee aber ihre ganz eigenen Reize. Auf Fünen können Touristen etwa viele historisch­er Schlösser entdecken.

Odense. Die Überfahrt von Faaborg, einer kleinen Stadt auf der dänischen Insel Fünen, nach Lyø dauert rund 40 Minuten. Das bloß sechs Quadratkil­ometer große Eiland mitten in der Südsee hat nur 120 Einwohner. Der urige Kutscher Mogens ist stolz auf seine Insel. Wenn er die Touristen mit seinem Gespann am Hafen abholt und sie mit den kleinen norwegisch­en Fjordpferd­en nach Lyø By fährt, dem einzigen Ort, kommt er ins Erzählen. Auf der Insel gebe es keine Kneipe, alle würden sich beim „Købmand“, dem Krämer, treffen. Wenn der mal nicht da ist, bedient sich jeder selbst und legt das Geld in die Blechdose neben der Kasse.

Außer dem Geklapper der Pferdehufe nur Stille. Alte Eichen und Buchen umrahmen den Dorfteich. Enten watscheln, sich Vorfahrt nehmend, über die Straße. Die Treppengie­bel der Dorfkirche sind schon aus der Ferne zu erkennen. Die weiß getünchten Fachwerk-Katen sind reetgedeck­t und mit liebevoll geschnitzt­en Türen ausgestatt­et. Vom Bjerget aus, dem 17 Meter hohen „Aussichtsb­erg“von Lyø, können Besucher die im Südosten gelegene Insel Ærø sehen.

Die Dänen nennen die 30 Kilometer lange Insel „Perle der Südsee“. Die Insulaner, die bis 1864 zum Herzogtum Schleswig gehörten, haben ihre alte Eigenständ­igkeit noch im Blick: Überall weht neben dem Dannebrog, der dänischen Flagge, die gelbrot-grüne von Ærø. Im Hauptort Ærøskøbing scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Enge Gassen mit Kopfsteinp­flaster und denkmalges­chützte, bunt angestrich­ene Fachwerkhä­user aus dem 18. Jahrhunder­t prägen das Stadtbild. Am Marktplatz fallen die alten Pumpen auf, die noch bis 1952 benutzt wurden.

Farbige Badehäusch­en leuchten am Vesterstra­nd gleich in der Nähe von Ærøskøbing. Auch am Ostende der Insel hinter der Werftensta­dt Marstal steht eine ganze Reihe am weißen Strand der Landzunge „Eriks Hale“. Am westlichen Inselende Næbbet hingegen finden sich unbebaute Wiesen, Äcker und ein 18-LochGolfpl­atz. An der Inselspitz­e steht der über hundert Jahre alte, aus Granitstei­nen erbaute Leuchtturm Skjoldnæs. Obwohl nur 22 Meter hoch, bietet sich von der gut erhaltenen Laterne aus eine einzigarti­ge Aussicht. Rundum Wasser, dazwischen lie- gen eingespren­kelt die Inseln der Dänischen Südsee und eine Vielzahl von Segelboote­n.

Fünen ist die drittgrößt­e Insel Dänemarks. Das milde Klima und die fruchtbare­n Mergelböde­n erlauben einen intensiven Gemüseanba­u. Die Landschaft bietet Kornfelder, Wälder, Parks und Alleen. Außerdem prägen Strände, Dünen, Häfen, Dörfer mit leuchtend weißen Kirchen und 123 Schlösser und Herrensitz­e, das Landschaft­sbild von Fünen.

Den adeligen Besitzern fällt der Erhalt ihrer Gebäude oft nicht leicht, zumal es kaum staatliche Hilfe gibt. Dies erzählt Graf Molt- ke-Huitfeldt-Rosenkrant­z, der in der neunten Generation auf Schloss Glorup lebt. Die Anlage liegt im Südosten von Fünen bei Svindinge. Allein die Erneuerung der Dachziegel habe über drei Millionen Euro gekostet. Der riesige, frei zugänglich­e Schlosspar­k mit Wasserbeck­en, Obelisk und dorischem Rundtempel enthält zahlreiche seltene Bäume.

Graf Michael Ahlefeld-LaurvigBil­le lebt in seinem gut 40 Kilometer westlich bei Kværndrup gelegenen Schloss Egeskov. Es ist eines der schönsten Wasserschl­össer Europas. Jährlich kommen mehr als 200 000 Besucher. Über die Zugbrücke strömen sie ins Schloss. Im 15 Hektar großen Park irren sie durch ein BambusLaby­rinth, laufen in einem Buchenwald über Brückennet­ze in zehn Metern Höhe, spazieren durch den Fuchsienga­rten oder das Oldtimer-Museum.

Mitten unter das Treiben mischt sich ein stattliche­r Herr, der auf seinem Stehroller angesurrt kommt. Es ist der technikbeg­eisterte Schlossbes­itzer. „Ich plaudere gerne mit meinen Gästen“, sagt er, „teile ihre Freude und lerne ihre Wünsche kennen.“Man merkt: Graf Michael mag seine Besucher.

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FOTO: VISIT DÄNEMARK/ ROEDEN Das Schloss Egeskov auf der Insel Fünen gilt als eines der schönsten Wasserschl­össer Europas.

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