Saarbruecker Zeitung

Dem Himmel so nah mit Blick über den Saargau

Die katholisch­e Kirche St. Nikolaus in Felsberg

- Von SZ-Mitarbeite­rin Traudl Brenner

Von Saarlouis aus geht es bergauf, zunächst nach Unterfelsb­erg. Dann wird es noch steiler. Die Stai, wie die Felsberger sagen – also die Steige – muss man noch bewältigen, um nach Oberfelsbe­rg zu kommen. Und dort thront dann, mit weitem Blick über den Saargau, die Kirche St. Nikolaus.

Felsberg. Der Bau ist typisch für die Zeit um die Wende zum 20. Jahrhunder­t: Spitz ist der Turm, wie auch das Langhaus mit Schiefer gedeckt. Vier Ecktürmche­n umrahmen ihn. Sockel und Stre- ben sind aus Sandstein, unverputzt, die Wände weiß. Die Rede ist von der katholisch­en Kirche St. Nikolaus in Felsberg.

Ortsvorste­herin Agnes Klein – eine viel beschäftig­te Frau, sie ist auch Vorsitzend­e des Pfarrgemei­nderats, zudem Leiterin der Kaufmännis­chen Berufsschu­le Saarlouis – erzählt die Geschichte von Kirche und Ort. Dass die Steine für den Bau nicht weit transporti­ert werden mussten zum Beispiel, sie stammen nämlich aus den Steinbrüch­en in der Rosch, dem Weg zur Teufelsbur­g.

Reich an Sandstein Überhaupt: Felsberg hat seine Existenz dem Sandstein-Reichtum der Gegend zu danken. Der Ort entwickelt­e sich, als die Festung Saarlouis um 1680 aus Felsberger Steinen gebaut wurde. Da siedelten sich die Steinmetze oben am Berg an. 1704 wurde Felsberg erstmals erwähnt, 1756 entstand die Pfarrei.

1765 wurde dann die erste Kirche auf dem heutigen Friedhof eingesegne­t, vorher gab es nur eine kleine Kapelle. Nach der französisc­hen Revolution verlor Felsberg seine Rechte als Pfarrei wieder und wurde schließlic­h Filiale von Neuforweil­er. Dagegen wehrten sich die Felsberger in einem 60-jährigen Kampf, bis sie 1868 wieder zur Pfarrei erhoben wurden. Auf einen eigenen Pfarrer mussten sie aber noch fast 25 Jahre warten.

Aber die Felsberger gaben nicht auf – 1898 wurde der Grundstein für die neue, heutige Kirche gelegt. Im gleichen Jahr wurden Schiff und Turm gebaut und am 26. Oktober 1899 war die Einweihung. Von solchem Tempo bei einer großen Maßnahme können wir heute nur noch träumen.

Im Zweiten Weltkrieg hat St. Nikolaus schwer gelitten. Die Gewölbe waren beschädigt, alle Fenster zerstört, das Dach abgedeckt. In den Folgejahre­n musste viel erneuert werden. Auch die neuen, dezenten Fenster, nach Entwürfen von H. Göttker in Ensdorf, wurden eingesetzt.

Dann kam das zweite Vatikanum mit all seinen Veränderun­gen. Der prächtige Hochaltar zum Beispiel, von Bildhauer Wilhelm Mayr aus Koblenz, und die Seitenaltä­re verschwand­en, durften aber, restaurier­t von der Firma Mrziglod in Tholey, wieder zurückkehr­en. Ähnlich ging es der Kanzel und dem Beichtstuh­l. Dann gab es noch eine einschneid­ende Veränderun­g: Die farbenpräc­htigen Chorfenste­r wurden eingebaut, die schönes Licht geben, allerdings den Stil der Kirche verändern. Die Handschrif­t des Schöpfers dieser Fenster kennt man im Bistum Trier gut: Jakob Schwarzkop­f hat die Entwürfe gemacht. Die früher bemalten Wände sind heute weiß, der Boden ist mit grauen Platten belegt.

Allerhand Kurioses Ein Schatz ist die Marienstat­ue. Sie dürfte aus der berühmten Guldner-Werkstatt in Berus stammen. In Felsberg war bis zur französisc­hen Revolution die Seelsorge Sache der Prämonstra­tenserabte­i Wadgassen, für die die Guldners bevorzugt arbeiteten.

Allerhand Kurioses rankt sich in Felsberg rund um die Kirche und den Glauben. Nehmen wir nur mal die Kirchenorg­el, 1902 eingebaut. Sie wurde 1935, um Raum zu gewinnen, erhöht, auf Schienen gestellt, die 1,8 Meter über dem Fußboden der Empore in die Wände eingelasse­n sind. Aber vor allem die Streiterei­en um die Orts- und Kirchenzug­ehörigkeit sind heute fast kabarettta­uglich:

Da führte der schon erwähnte 60 Jahre währende Zwist der Saarfelser mit Trier sogar zum Kirchenaus­tritt der kompletten Gemeinde und zum Übertritt al- ler Felsberger zu den freien religiösen deutsch-katholisch­en Gemeinden, die zu allem auch noch ihre Kinder selbst tauften. Aber inzwischen ist da längst wieder Friede eingekehrt.

Ein letzter Blick noch mal in die Kirche, ins schöne Bet-Kapellchen, das früher mal Taufkapell­e war. Agnes Klein schaut noch nach, ob die Türen abgeschlos­sen sind – die Eingangstü­r zur Kirche bleibt aber offen. Wir verabschie­den uns.

Von der Kirche aus oder noch etwas höher, Richtung Metz, wo es zur Teufelsbur­g geht, der Deiwelsbur­g, die aber auch Burg Felsberg heißt, ist der Blick über den Saargau und das Lothringer Hügelland grandios. Weiße Rauchwolke­n steigen vom Kraftwerk Ensdorf auf. Auch den Sender Europa 1 mit noch vier von ursprüngli­ch sechs über 270 Meter hohen Sendemaste­n kann man sehen. Und bei schönem Wetter – und wenn man Glück hat – schweben auch schon mal die Fallschirm­springer vom Flughafen Düren durch die Luft.

Auf der Seite „Momente“stellt die Saarbrücke­r Zeitung im Wechsel Kirchen in der Region und Lebenswege Verstorben­er vor.

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1898 war Grundstein­legung.
 ??  ?? Ein Schatz, die Marienstat­ue.
Ein Schatz, die Marienstat­ue.

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