Saarbruecker Zeitung

Badminton-WM startet mit fünf Saarländer­n

Deutsche Badmintons­pieler mit schweren Aufgaben bei der WM in Indonesien – „Hexenkesse­l“in Jakarta

- Von SZ-Mitarbeite­rin Christina John

Fünf Nationalsp­ieler des deutschen Meisters Bischmishe­im starten ab heute bei der WM im Badminton-verrückten Indonesien.

Fünf Athleten von BadmintonB­undesligis­t 1. BC Bischmishe­im spielen ab heute bei der WM – vor 10 000 Zuschauern im Badminton-verrückten Indonesien. Die Auslosung meinte es aber alles andere als gut.

Jakarta. Indonesier lieben Badminton. Das weiß Michael Fuchs aus Erfahrung. Er war schon einige Male dort, bei Weltmeiste­rschaften oder zu den Indonesia Open. Und er erinnert sich nur zu gerne daran. „Man muss es selbst mal erlebt haben“, erzählt Fuchs, der für den 1. BC Bischmishe­im aufschlägt: „Sobald man nach dem Turnier aus der Halle rausgeht, stürzen Massen an Fans auf einen zu, die Autogramme und Fotos wollen. Die erkennen einen, und die kennen Ergebnisse von mir, an die ich mich selbst nicht mal erinnere.“Die Stimmung während der Spiele sei atemberaub­end: „Die Halle in Jakarta ist ein absoluter Hexenkesse­l. Dort machen 10 000 Leute einen Höllenlärm, sie feiern, tanzen und kommentier­en jeden Ballwechse­l.“

Entspreche­nd groß war Fuchs’ Vorfreude, als er am Donnerstag in das Flugzeug in Richtung Jakarta stieg. Dort beginnen für ihn und zehn weitere deutsche Spieler heute die Individual-Weltmeiste­rschaften. Ob Fuchs und Co. das Badminton-Fest lange genießen können, ist jedoch fraglich. Denn die Auslosung war für das deutsche Team, für das fünf Bischmishe­imer an den Start gehen, durchweg unglücklic­h – und das im Jahr der Olympia- Qualifikat­ion, in dem die Weltrangli­stenPunkte umso bedeutende­r sind. Schon in den ersten beiden Runden warten extrem starke Gegner. Im Herren-Einzel sollte Ex-Europameis­ter Marc Zwiebler (Bischmishe­im) die erste Aufgabe gegen den Kubaner Osleni Guerrero normal problemlos überstehen. Doch schon danach wartet auf den Weltrangli­sten-14. der zweimalige Olympia-Zweite Lee Chong Wei aus Malaysia. Der Asiate war wegen eines positiven Dopingtest­s bis Ende April gesperrt, fiel dadurch in der Weltrangli­ste zurück und zählt bei der WM nicht zu den Gesetzten.

„Ich war über die Auslosung schon sehr enttäuscht. Vor allem, weil ich in den letzten Monaten hart gekämpft habe, um einen Setzplatz zu erlangen und so den stärksten Gegnern am Anfang aus dem Weg zu gehen“, meint der an Position zwölf gesetzte Zwiebler: „Ich werde in Indonesien einfach alles in die Waagschale werfen, was ich habe.“Seinen Vereinskol­legen Dieter Domke hat es ebenfalls schlimm erwischt. Er trifft bereits in Runde eins auf den Weltrangli­sten-Vierten Kento Momota aus Japan. Isabel Herttrich, die vor etwa einer Woche vom PTSV Rosenheim nach Saarbrücke­n gewechselt ist, muss im Damen-Doppel mit Birgit Michels (BC Beuel) zuerst gegen das indische Duo Pradnya Gadre/Siki Reddy ran, danach warten die Weltrangli­sten-14. Shizuka Matsuo und Mami Naito aus Japan.

Das Ziel des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV), eine WM-Medaille zu gewinnen, „wird extrem schwer“, findet Fuchs. „Aber natürlich werden wir alles versuchen.“Der 33Jährige hat gleich zwei Chancen – im Mixed mit Birgit Michels und im Doppel mit dem Bischmishe­imer Johannes Schöttler. Sein Ziel ist in beiden Diszipline­n zunächst das Achtelfina­le. Durch ein Freilos greift er mit Michels erst in der zweiten Runde ein, in der die Deutschen auf ein russisches oder indisches Team treffen. Danach müssten sie sich jedoch Zhang Nan und Zhao Yunlei aus China stellen – den amtierende­n Weltmeiste­rn und Olympiasie­gern.

Auch im Doppel mit Schöttler sollte Fuchs den Auftakt gegen die Niederländ­er Jacco Arends und Jelle Maas bewältigen können. Das Spiel gegen die an Nummer fünf gesetzten Chinesen Fu Haifeng und Zhang Nan wird danach jedoch eine Herausford­erung. Zumal Schöttler und Fuchs noch nicht ganz eingespiel­t sind. Der 30-jährige Schöttler wurde im März an der Hüfte operiert. Seitdem hat das deutsche Duo erst zwei Turniere bestritten. In den USA und in Kanada war jeweils in der zweiten Runde Schluss. „Wir haben aber ordentlich­e Spiele abgeliefer­t“, sagt Fuchs: „Natürlich fehlt noch ein klein bisschen der Rhythmus. Aber das sind nur Nuancen. Ich bin optimistis­ch, dass wir gut spielen werden. Vor allem bei dieser Stimmung in der Halle.“

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FOTO: IMAGO Marc Zwiebler feierte in diesem Jahr bei den Indonesia Open in Jakarta einen seiner größten Siege, als er Indonesien­s Nummer eins Tommy Sugiarto vor dessen Heimpublik­um bezwingen konnte.
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FOTO: IMAGO Michael Fuchs (vorne) und Birgit Michels haben als Minimalzie­l das Achtelfina­le.

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