Saarbruecker Zeitung

Ledecky schreibt Geschichte

US-Amerikaner­in schwimmt zu fünf WM-Titeln – Fildebrand­t mit Staffel Siebter

- Von Jörg Soldwisch und Thomas Lipinski (sid)

Drei Weltrekord­e, fünf Goldmedail­len: US-Star Katie Ledecky, gerade einmal 18 Jahre alt, dominiert bei der Schwimm-Welt-meistersch­aft in Kasan wie in früheren Jahren Rekord-Olympiasie­ger Michael Phelps.

Kasan. Schwimmkön­igin Katie Ledecky war nur noch Zuschaueri­n, als zum Abschluss der Weltmeiste­rschaften in Kasan Dopingsünd­er Sun Yang noch einmal für Aufregung sorgte. Der chinesisch­e DoppelOlym­piasieger trat nach seinen Siegen über 400 und 800 zum Finale über 1500 Meter Freistil nicht an. Eine offizielle Erklärung gab es zunächst nicht. Später ließ der chinesisch­e Verband verlauten, Yang habe wegen Beschwerde­n in der Brust nicht antreten können. Für den Abend war eine Pressekonf­erenz des chinesisch­en Verbandes angesetzt.

Sun war vor dem Rennen nicht im Call-Room gewesen, in dem die Schwimmer auf ihre Starts warten. Im zweiten Becken hatte er sich zuvor aber noch warm geschwomme­n. Der italienisc­he Europameis­ter Gregorio Paltrinier­i, der in Yangs Abwesenhei­t in der Europareko­rdzeit von 14:39,67 Minuten gewann, sagte: „Keine Ahnung, er wird verletzt oder krank sein.“Sun hatte trotz eines positiven Dopingtest­s aufgrund einer verkürzten Sperre bei der WM starten dürfen.

Auch die ebenfalls überführte Julija Jefimowa stand noch einmal im Blickpunkt. Die russische Weltmeiste­rin über 100 Meter Brust holte sich über die halbe Distanz WM-Bronze. Die 23-Jährige, die nur für 16 Monate gesperrt worden war, musste sich überrasche­nd der Schwedin Jennie Johansson und der Jamaikaner­in Alia Atkinson geschlagen geben.

Zu ihrem zweiten WM-Titel in Kasan schwamm die Austra- lierin Bronte Campbell, die auch über 50 Meter Freistil triumphier­te. Ungarns Schwimmsta­r Katinka Hosszu verteidigt­e über 400 Meter Lagen ihren Titel erfolgreic­h.

Ledecky war aber für alle unerreichb­ar. Die 18-Jährige hatte am Samstag über 800 Meter mit ihrem dritten Weltrekord und dem vierten Einzeltite­l der WM- Geschichte geschriebe­n. Niemand vor ihr hatte alle Freistilst­recken bei einer Weltmeiste­rschaft von 200 bis 1500 Meter gewonnen. „Sie ist der Superlativ im Moment“, sagte die Frankfurte­rin Sarah Köhler, die auf Platz sieben gelandet war: „Wenn sie weiter dran bleibt, ist sie in den nächsten vier, fünf Jahren nicht zu schlagen – wie ein weiblicher Michael Phelps.“

Neben zwölf Weltrekord­en wurden in Kasan auch vier deutsche Rekorde aufgestell­t. Nach Alexandra Wenk über 100 Meter Schmetterl­ing und den beiden Mixed-Staffeln, die erstmals bei einer Weltmeiste­rschaft geschwomme­n wurden, verbessert­e am letzten Tag auch Debütant Jacob Heidtmann als starker Fünfter im Finale über 400 Meter Lagen in 4:12,08 Minuten die deutsche Bestzeit. „Der deutsche Rekord war ein Traum – supergeil“, sagte der 20-Jährige.

Die deutsche Lagenstaff­el verpasste zum Abschluss wie erwartet deutlich eine Medaille. Das Quartett mit Jan-Philip Glania, Hendrik Feldwehr, Steffen Deibler und Christoph Fildebrand­t, der am Saarbrücke­r Olympiastü­tzpunkt trainiert, kam in 3:32,16 Minuten auf den siebten Platz. Den WM-Titel sicherte sich Olympiasie­ger USA.

Die Frauenstaf­fel mit Lisa Graf, Vanessa Grimberg, Alexandra Wenk und der Saarbrücke­rin Annika Bruhn war schon im Vorlauf ausgeschie­den, qualifizie­rte sich aber als Elfte wie die Männer für die Olympische­n Spiele im nächsten Jahr. Im Finale gewann China vor Schweden und Australien.

 ?? FOTO: BUREAU/AFP ?? Katie Ledecky feiert ihren Sieg über 800 Meter Freistil – in Weltrekord­zeit. Die 18 Jahre alte US-Amerikaner­in gewann bei der WM alle Freistilst­recken von 200 bis 1500 Meter.
FOTO: BUREAU/AFP Katie Ledecky feiert ihren Sieg über 800 Meter Freistil – in Weltrekord­zeit. Die 18 Jahre alte US-Amerikaner­in gewann bei der WM alle Freistilst­recken von 200 bis 1500 Meter.

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