Ledecky schreibt Geschichte
US-Amerikanerin schwimmt zu fünf WM-Titeln – Fildebrandt mit Staffel Siebter
Drei Weltrekorde, fünf Goldmedaillen: US-Star Katie Ledecky, gerade einmal 18 Jahre alt, dominiert bei der Schwimm-Welt-meisterschaft in Kasan wie in früheren Jahren Rekord-Olympiasieger Michael Phelps.
Kasan. Schwimmkönigin Katie Ledecky war nur noch Zuschauerin, als zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Kasan Dopingsünder Sun Yang noch einmal für Aufregung sorgte. Der chinesische DoppelOlympiasieger trat nach seinen Siegen über 400 und 800 zum Finale über 1500 Meter Freistil nicht an. Eine offizielle Erklärung gab es zunächst nicht. Später ließ der chinesische Verband verlauten, Yang habe wegen Beschwerden in der Brust nicht antreten können. Für den Abend war eine Pressekonferenz des chinesischen Verbandes angesetzt.
Sun war vor dem Rennen nicht im Call-Room gewesen, in dem die Schwimmer auf ihre Starts warten. Im zweiten Becken hatte er sich zuvor aber noch warm geschwommen. Der italienische Europameister Gregorio Paltrinieri, der in Yangs Abwesenheit in der Europarekordzeit von 14:39,67 Minuten gewann, sagte: „Keine Ahnung, er wird verletzt oder krank sein.“Sun hatte trotz eines positiven Dopingtests aufgrund einer verkürzten Sperre bei der WM starten dürfen.
Auch die ebenfalls überführte Julija Jefimowa stand noch einmal im Blickpunkt. Die russische Weltmeisterin über 100 Meter Brust holte sich über die halbe Distanz WM-Bronze. Die 23-Jährige, die nur für 16 Monate gesperrt worden war, musste sich überraschend der Schwedin Jennie Johansson und der Jamaikanerin Alia Atkinson geschlagen geben.
Zu ihrem zweiten WM-Titel in Kasan schwamm die Austra- lierin Bronte Campbell, die auch über 50 Meter Freistil triumphierte. Ungarns Schwimmstar Katinka Hosszu verteidigte über 400 Meter Lagen ihren Titel erfolgreich.
Ledecky war aber für alle unerreichbar. Die 18-Jährige hatte am Samstag über 800 Meter mit ihrem dritten Weltrekord und dem vierten Einzeltitel der WM- Geschichte geschrieben. Niemand vor ihr hatte alle Freistilstrecken bei einer Weltmeisterschaft von 200 bis 1500 Meter gewonnen. „Sie ist der Superlativ im Moment“, sagte die Frankfurterin Sarah Köhler, die auf Platz sieben gelandet war: „Wenn sie weiter dran bleibt, ist sie in den nächsten vier, fünf Jahren nicht zu schlagen – wie ein weiblicher Michael Phelps.“
Neben zwölf Weltrekorden wurden in Kasan auch vier deutsche Rekorde aufgestellt. Nach Alexandra Wenk über 100 Meter Schmetterling und den beiden Mixed-Staffeln, die erstmals bei einer Weltmeisterschaft geschwommen wurden, verbesserte am letzten Tag auch Debütant Jacob Heidtmann als starker Fünfter im Finale über 400 Meter Lagen in 4:12,08 Minuten die deutsche Bestzeit. „Der deutsche Rekord war ein Traum – supergeil“, sagte der 20-Jährige.
Die deutsche Lagenstaffel verpasste zum Abschluss wie erwartet deutlich eine Medaille. Das Quartett mit Jan-Philip Glania, Hendrik Feldwehr, Steffen Deibler und Christoph Fildebrandt, der am Saarbrücker Olympiastützpunkt trainiert, kam in 3:32,16 Minuten auf den siebten Platz. Den WM-Titel sicherte sich Olympiasieger USA.
Die Frauenstaffel mit Lisa Graf, Vanessa Grimberg, Alexandra Wenk und der Saarbrückerin Annika Bruhn war schon im Vorlauf ausgeschieden, qualifizierte sich aber als Elfte wie die Männer für die Olympischen Spiele im nächsten Jahr. Im Finale gewann China vor Schweden und Australien.