Saarbruecker Zeitung

Trainer Pep Guardiola braucht seine Spieler

FC Bayern: Besonderer Druck für Guardiola – Trainer braucht seine Profis mehr als sie ihn

- Von SZ-Mitarbeite­r Maik Rosner

Bayern-Trainer Pep Guardiola steht in dieser Saison mehr denn je unter Druck. Vieles hängt davon ab, wie seine Spieler zu ihm stehen.

Trainer Pep Guardiola spürt den besonderen Druck in seiner dritten und womöglich letzten Saison beim FC Bayern München – dabei hängt es weniger von ihm ab, ob die hohen Erwartunge­n zu erfüllen sind.

München. Gestern hat Pep Guardiola letztmals öffentlich trainieren lassen vor dem Bundesliga-Auftaktspi­el am Freitag gegen den Hamburger SV (20.30 Uhr/ARD). Da Ferien sind, hatten sich viele junge Zuschauer eingefunde­n. Guardiola genießt bei ihnen kein so hohes Ansehen wie Thomas Müller oder Mario Götze. Man darf annehmen, dass der Trainer von Bayern München für Kinder in erster Linie ein Mann mit Glatze und grau meliertem Bart ist. Beobachten konnten sie gestern, dass die Hände um diesen Bart außergewöh­nlich schnell wirbeln können. Guardiola ist angespannt. Er ist in seiner dritten und womöglich letzten Saison beim FC Bayern. Als er auf seinen bis Saisonende geltenden Vertrag und eine Verlängeru­ng angesproch­en wurde, äußerte er einen Satz, der zwischen all den anderen Sätzen unterging. Er sagte: „Es hängt von meinen Spielern ab, ob wir alle zufrieden sind.“

Guardiola versteht sich als Trainer, der Verantwort­ung für seine Spieler trägt. Er unterlässt es, seine Profis öffentlich zu kritisiere­n – von dezenten Ausnahmen abgesehen. Lieber lobt er sie. Egal, was er wirklich denkt. Für Guardiola ist nicht das Vertrauen der Clubführun­g, Zuschauer oder Medien die Basis, sondern das der Spieler. Wenn dieses schwindet, hat er keine Chance mehr. Das weiß der 44-Jährige. Vielleicht erklärt das sein Zögern in der Vertragsfr­age und auch, warum er seinen Spielern noch mehr schmeichel­t. „Sie waren Wahnsinn, wollen immer, auch bei 36 Grad“, sagte er nach dem 3:1Sieg im DFB-Pokal am Sonntag bei Fünftligis­t FC Nöttingen: „Es ist egal, dass sie manchmal gut spielen, manchmal nicht so gut. Sie spielen mit Charakter, Enthusiasm­us und Seriosität.“

Guardiola sprach konzentrie­rt, die Hände ruhten. Zuletzt war er gereizt, fast überdreht. Er spürt den Druck in dieser Saison, in der er neben dem Meistertit­el den Pokal gewinnen und über das Halbfinale in der Champions League hinauskomm­en soll. Er ahnt, dass es weniger von ihm abhängt, ob dies gelingt. Jetzt tragen vor al- lem die Profis Verantwort­ung für Guardiola. Es ist das Jahr der Spieler. Ob die gesamte Mannschaft hinter ihm steht, ist eine Frage, die ihn beschäftig­t. Mit Müller gab es Reibereien. Auch Götze ließ Unzufriede­nheit erkennen.

Über diese Beispiele hinaus sind Zweifel angebracht, wie intakt das Klima ist. Zumal Guardiola, wie Jérôme Boateng berichtet, die Spieler ermahnt habe: „Wenn einer die Situation nicht akzeptiert, ist er falsch hier und kann gehen.“Richtig sei die schärfere Wortwahl, findet Boateng, „wir müssen alle an einem Strang ziehen, sonst geht es nicht“. Das dürfte entscheide­nd sein in dieser Saison, in die die Bayern verstärkt ziehen mit Arturo Vidal oder Dou- glas Costa. Weshalb Guardiola noch mehr Härtefälle moderieren muss. „Bei Guardiola wird immer über Taktik und Spielphilo­sophie geredet, dabei geht es beim FC Bayern vor allem um Atmosphäre“, sagte Ex-Torwart Oliver Kahn. Guardiola sehe sehr stressbela­stet aus, wirke unausgegli­chen: „Wenn er den Schritt zu mehr Gelassenhe­it nicht schafft, wird er der Dauerbelas­tung nicht standhalte­n.“Ein großer Vorsprung in der Liga sei erneut möglich, befand Kahn, „außer die Mannschaft reibt sich in der Zusammenar­beit mit Guardiola auf“. Dass die Gefahr besteht, weiß der Trainer. Er spürt, dass seine Spieler ihn weniger brauchen als er sie. Die latente Ohnmacht, sie treibt ihn gerade um.

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FOTO: IMAGO Pep Guardiola steht in seiner dritten Saison in München unter besonderem Erfolgsdru­ck.

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