Caterer ärgert sich über Jobcenter
Chefin vermutet Schikane – Jobcenter weist diesen Vorwurf zurück
Wer neben dem Hartz-IV-Bezug einen Mini-Job annimmt, muss seine Einkünfte zeitnah beim Jobcenter melden. Nicht immer klappt das reibungslos, zeigt ein akutelles Beispiel.
Saarbrücken. Ein gängiges Vorurteil bringt Birgit Fricke auf die Palme: Wer Hartz IV bezieht, macht es sich in der sozialen Hängematte bequem und liegt nur auf Staatskosten auf dem Sofa. Quatsch, sagt die Firmenchefin des Catering-Service Dinner for One. Sie hat mehrere Mitarbeiterinnen, die sich neben Hartz IV noch auf 450-Euro-Basis ein Zubrot verdienen. „Und sie haben kein Problem, schon mal um fünf oder sechs Uhr morgens auf der Matte zu stehen, oder abends auch mal länger zu machen“, sagt Fricke. „Sie sind engagiert und wollen arbeiten.“
19 Mitarbeiter hat Fricke, drei davon fest angestellt. Der Rest arbeitet auf 450-Euro-Basis. Gerade wegen des großen Engage- ments ihrer Mitarbeiterinnen ärgert sich Fricke über die Auseinandersetzungen, die diese mit dem Jobcenter haben. immer wieder kämen Mahnungen, dass die Lohnabrechnungen nicht vorliegen, immer wieder werde der Bezug gekürzt oder eingestellt. Und immer wieder gebe es Sanktionen, weil Mitarbeiterinnen nicht zu Beratungsterminen über andere Jobs kämen.
„Ich reiche jeden Monat meine Abrechnungen ein“, versichert Stefanie Keßler. Trotzdem kämen Mahnungen, dass diese nicht vorliegen. „Und dann wird der Bezug gestrichen“, sagt Keßler. Fricke vermutet Schikane und sagt, dass sie nun selber aktiv Stundenabrechnungen an das Jobcenter schickt, so dass diese doppelt vorlägen.
Den Vorwurf der Schikane allerdings weist Thomas Olig, Sprecher des Jobcenters in Saarbrücken zurück. Tatsächlich sei es ein Problem, dass bei Mini-Jobs die Abrechnungen häufig nicht ans Jobcenter geschickt würden. Druck gebe es allerdings erst, wenn diese mehrere Monate aus-
Wer beim Caterer arbeitet, muss flexibel sein – auch mit einem Mini-Job.
blieben. Zu den konkreten Fällen will er aus Datenschutz- Gründen nicht Stellung nehmen. Den Vorstoß Frickes, die Abrechnungen selber zu schicken, begrüßt Olig. Zwar sei eigentlich der Kunde der Ansprechpartner, aber auf diese Weise könne solcher Ärger vermieden werden. Gerade Leistungskürzungen seien für beide Seiten unerfreulich, seien aber nur der letzte Weg, wenn Unterlagen partout nicht beigebracht würden.
Ein weiterer Kritikpunkt von Dinner-for- One-Mitarbeiterin Keßler ist aber auch, dass sie immer wieder ins Jobcenter gebe- ten werde, „um meine berufliche Zukunft zu klären“. Sie wolle aber gar nichts anderes machen – schon wegen ihrer Kinder, die vier, zehn und 16 Jahre alt sind. „Als alleinerziehende Mutter ist das der ideale Job für mich“, sagt sie. Auch signalisiert Fricke, dass später einmal eine Umwandlung des Mini-Jobs in eine Teilzeitstelle möglich sei.
Ein Hartz-IV-Bezug in Kombination mit Mini-Job dürfe keine Dauerlösung sein, sagt dagegen Olig. Schon aus Fürsorgepflicht sei es deshalb Aufgabe der Berater, den Kunden immer wieder Alternativen in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung aufzuzeigen. Denn ein MiniJob bietet keine Altersabsicherung: „Die Betroffenen steuern so auf eine Altersarmut zu“, sagt Olig. „Wir bitten Unternehmen mit vielen Mini-Jobbern immer wieder, diese in Teilzeitbeschäftigungen umzuwandeln“, sagt Olig. Dafür gebe es auch immer wieder finanzielle Förderungen. Doch all zu häufig bliebe es bei den Firmen bei Lippenbekenntnissen, sagt er.