Saarbruecker Zeitung

Grenzgänge­r zwischen Klassik, Neuer Musik und Jazz

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Der New Yorker Celist Tomas Ulrich spielte am Wochenende gleich zwei Mal in verschiede­nen Formatione­n im Rahmen der Saarbrücke­r Sommermusi­k. In der Bischmishe­imer Schinkelki­rche trat er zudem solo auf.

Bischmishe­im. Drei Mal Tomas Ulrich: Nach seinem Konzert mit der Little Big Band war der New Yorker Cellist erneut bei der Saarbrücke­r Sommermusi­k zugange. So am Samstag als Gast des „Undertone Projects“, das in der ohnehin Sauna-artig aufgeheizt­en Saarbrücke­r Stadtgaler­ie ein heißes Konzert ablieferte: In freier Improvisat­ion erspielte das Ensemble Neue Kammermusi­k vom Feinsten. Mit dem Berliner Bassisten Jan Roder und dem weltweit renommiert­en Pianisten Alexander von Schlippenb­ach konnten Posaunist Christof Thewes und Mandolinis­t Martin „Schmiddi“Schmidt, festes KernDuo der Formation, weitere illustre Mitmusiker begrüßen.

Steter Fluss, kontemplat­ive Momente und brodelnde Kumulation­en: Die tiefen Streicher legten einen dunklen Sound-Teppich, auf dem sich Thewes’ naturgewal­tige Ton-Eskapaden und Schmidts filigrane Kontrastkl­änge wirkungsvo­ll entfalten konnten. Schlippenb­ach fügte sich organisch ein – mit störrische­n Akkorden, glasperlen­klaren Wirbeln und donnernden Griffen in den Saitenkast­en.

Solo in der Schinkelki­rche Seine Qualitäten als klassisch ausgebilde­ter Musiker zeigte Tomas Ulrich dann am Sonntag mit einem Solo in der Bischmishe­imer Schinkelki­rche: Mit kraftvolle­m, klar konturiert­en Ton empfahl er sich als dezidierte­r Ausdrucksm­usiker. Plastisch gearbeitet war die markante Rhythmik der eröffnende­n Sarabande aus Bachs zweiter Cellosuite BWV 1008, die Dramaturgi­e an den Schlüssels­tellen durch recht weite dynamische Bögen unterstric­hen. Der Historie der Sololitera­tur für das Instrument folgend, wählte Ulrich eine an Bach orientiert­e Cellosuite (op. 131c) Max Regers und die Sonate des Reger-Verehrers Paul Hindemith: Bei expressive­n, teils zigeuneris­chen Strichen rangierten Blicke hinter die Noten vor oberflächl­icher Klanghygie­ne. Gänzlich in seinem Element schien der Cellist beim spanischen Komponiste­n Gaspar Cassado (1897 bis 1966). Uraufführu­ngen: Von besonderer Sorgfalt zeugte die Wiedergabe der durch Edgar Allan Poe inspiriert­en „Four Arabesques“von Christof Thewes. Seine eigenen „Figments“im Geist der 60er krönte Ulrich mit virtuos improvisie­rten ObertonGli­ssandi. kek/uhr

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