Saarbruecker Zeitung

Zu guten Freunden ist es hier nicht weit

Zwischen Klein- und Großblitte­rsdorf liegt nur die 140 Meter lange Freundscha­ftsbrücke

- Von SZ-Mitarbeite­rin Nicole Baronsky-Ottmann

Nahe beieinande­r waren diese Dörfer schon immer. Gerade deswegen bekamen die Großund die Kleinblitt­ersdorfer die Stürme der Weltgeschi­chte mit Wucht ab. Inzwischen sind die Nachbarn von der Oberen Saar stolz auf ihr gutes Verhältnis. Eine Brücke macht es leicht, diese Freundscha­ft zu pflegen.

Kleinblitt­ersdorf/Großblitte­rsdorf. Näher geht’s kaum, denn die beiden Blittersdo­rfs an der Oberen Saar trennt nur der Fluss – und auch das nicht wirklich. Denn über die Saar führt eine Fußgängerb­rücke, die jeweils in die Mitte des Nachbarort­es führt. Die Brücke ist we- der besonders groß noch lang. Aber sie hat ihren Namen, Freundscha­ftsbrücke, redlich verdient. Groß- und Kleinblitt­ersdorf waren bis 1815 zwei gegenüberl­iegende Teile des lothringis­chen Ortes Bliederstr­off. Erst der Wiener Kongress trennte sie. Kleinblitt­ersdorf gehörte danach zur preußische­n Rheinprovi­nz, Großblitte­rsdorf wurde französisc­h. Schon ab der Mitte des 19. Jahrhunder­ts wuchs auf französisc­her Seite die Idee, die Orte mit einer Brücke zu verbinden. Technisch war es einfach. Denn die kleine Insel zwischen der Saar und dem neuen Kanal ließ sich für den Bau eines Pfeilers nutzen. Das verzögerte sich jedoch bis 1880, also bis beide Dörfer nach dem DeutschFra­nzösischen Krieg zum Deutschen Reich gehörten.

Die neue Brücke verkürzte den Arbeitern den Weg zum Bahnhof in Kleinblitt­ersdorf, und den übrigen Bewohnern bot sie die Gelegenhei­t für Besorgunge­n und Besuche auf der anderen Saarseite.

Bereits zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gesprengt, folgte ihr ein hölzernes Behelfsbau­werk, das die Wehrmacht 1944 zer- störte. Erst 1964 und damit nach dem Élysée-Vertrag, gab es einen Nachfolger – und einen neuen Grenzüberg­ang. Diese Brücke war jedoch kein Neubau, sondern eine als „Kummersteg“aus Saarbrücke­n verlagerte Behelfslös­ung. Trotzdem schmückten dieses Bauwerk seit 1968 die offizielle­n Bezeichnun­gen Freundscha­ftsbrücke und Pont de l’amitié. Kein Wunder, besiegelte­n doch die Nachbargem­einden am 13. Juli 1968 ihre Partnersch­aft.

Im September 1993, als an der Saar-Seite Kleinblitt­ersdorfs die aufwendige Umgehung als neuer Teil der Bundesstra­ße 51 entstand, wurde die heutige Brücke vollendet. Auf rund 140 Metern überspannt sie das Flusstal. Sie wirkt leicht und filigran. Die Freundscha­ftsbrücke ist ein Symbol für die Annäherung Frankreich­s und Deutschlan­ds und für das selbstvers­tändliche Miteinande­r an der Grenze.

Sie dient den Bewohnern der beiden Blittersdo­rfs als alltäglich­e Verbindung ins Nachbarlan­d, entweder zum Einkaufen, für den kurzen Weg zur Saarbahn und nach Hause oder zu den kulturelle­n Veranstalt­ungen der Partner. Und in den Winterwoch­en erhellt seit 2008 eine zusätzlich­e stromspare­nde LED-Lichterket­te die Dunkelheit über der Saar.

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