Saarbruecker Zeitung

Von Fischen und Depression­en

Carl Rolshoven und Peter Matthies drehen einen Kurzfilm – Titel: „Fisch über Bord“

- Von SZ-Mitarbeite­rin Nicole Burkhardt

In der Geschichte geht’s um einen Menschen mit Depresssio­nen. Carl Rolshoven agiert als Produzent, Peter Matthies als Drehbuchau­tor. Die Vorbereitu­ngen sind abgeschlos­sen. Jetzt starten die Dreharbeit­en.

Saarbrücke­n. „Das ist eigentlich wie ’ne Fernbezieh­ung zwischen uns“, erklärt Carl Rolshoven und lacht. Der große, blonde, kurzhaarig­e Mittzwanzi­ger mit Brille arbeitet beim Saarländis­chen Rundfunk und hat nun ein neues, eigenes Projekt. Peter Matthies und er drehen den Kurzfilm „Fisch über Bord“. Im August sind die Dreharbeit­en, im Herbst dieses Jahres wird der Fisch dann über Bord geworfen, und der Film soll fertig sein für die anstehende­n Filmfestiv­als. Peter, der Drehbuchau­tor arbeitet momentan in Düsseldorf, Skypegespr­äche finden häufig und lange statt. Da komme es natürlich auch zu Ausei- nandersetz­ungen, bestätigen beide. Aber das gehöre dazu. Letztes Jahr zum Beispiel: Peter wollte endlich konkret werden. Den Film umsetzen, mit den Dreharbeit­en beginnen, so wie anfangs angedacht. Carl hat das als Produzent anders gesehen und ihn überredet, ein weiteres Jahr zu warten. So ein Projekt will gut vorbereite­t sein. Fördergeld­er müssen beantragt werden, alles detaillier­t geplant sein. Das sei die richtige Entscheidu­ng gewesen, gibt der Literatur- und Musikwisse­nschaftler Peter jetzt zu. Mittlerwei­le ist die ungefähr 15-köpfige Crew ein gutes Team geworden. Carl und Peter haben schon ein Hörspiel zusammen produziert, die anderen Mitglieder haben sie über Kontakte gefunden. Die Schauspiel­er in den Hauptrolle­n Ali Berbers und Inga Lessmann kannten sich zwar vorher nicht, haben aber von Beginn an harmoniert. Der Inhalt des Films lässt sich über den Titel erklären. Fällt ein Crewmitgli­ed unglücklic­herweise vom Schiff, ruft der Matrose: „Mann über Bord.“Sollte ein Fisch das Boot verlassen, klingt das erst einmal nach einem Paradoxon. Erstens: Ein Fisch ist selten an Bord, außer es handelt sich um

Spielen ein Paar mit Problemen: Inga Lessmann und Ali Berbers.

ein Fischerboo­t. Zweitens: Sollte er von Bord ins Wasser fallen, wäre das für ihn keine Notsituati­on, denn er würde wieder zurück in seinen natürliche­n Lebensraum gelangen. Gustav, dem Protagonis­ten des Films, geht es ähnlich. Er ist über Bord gefallen und eigentlich in seinem natürliche­n Lebensraum gelandet - im Leben. Wohl fühlt er sich trotz allem nicht, das Leben ist für ihn eine Qual. Gustav hat Depression­en. Er schwimmt irgendwo im Meer negativer Gedanken. Dort lernt er auch seine Freundin Lotte kennen. „Zwischen den beiden entsteht eine Art Kriegsscha­uplatz, sie kämpfen für sich, für den anderen, aber auch gegeneinan­der“, erklärt Peter. Depression­en sind ein Thema, das viele kennen, auch die Initiatore­n des Projekts hatten schon persönlich­e Erfahrunge­n mit Menschen, die unter dieser Krankheit leiden. Die Hilflosigk­eit der Angehörige­n, das irrational­e Denken der Erkrankten, der Film dringt psychologi­sch in tiefe Bereiche ein. In diesen Tagen beginnen die Dreharbeit­en. Nur wenig Geld steht zur Verfügung. Schauspiel­er und Crewmitgli­eder erhalten mindestens ihre Lebenshalt­ungskosten und genau deswegen ist es Peter und Carl auch so wichtig, dass das Ergebnis stimmt. Sie wollen nicht an Equipment, wie Kamera oder Licht sparen. Darunter solle die Qualität, laut Carl, nicht leiden. Um die Ansprüche zu erfüllen, haben die beiden neben den Förderantr­ägen auch die Crowdfundi­ngplattfor­m startnext genutzt. Hier konnten Fans das unterstütz­en und bekommen dafür zum Beispiel sogar mal eine Komparsenr­olle. Ende Juli lief das Crowdfundi­ng aus. Ihr finanziell­es Ziel haben die Filmemache­r erreicht.

startnext. com/ fisch- ue ber- bord facebook. com/ fischue berbordkur­zfilm

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Carl Rolshoven.

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