Saarbruecker Zeitung

Dicke Kumpels auf und neben der Matte

Ringer-Talente Etienne Kinsinger und Mohammed Yeter starten bei der Junioren-Weltmeiste­rschaft in Brasilien

- Von SZ-Mitarbeite­rin Christina John

Sie gehören zu den größten Talenten im deutschen Ringerspor­t – Etienne Kinsinger und Mohammed Yeter. Bei der Junioren-WM in Brasilien haben die beiden Saarländer Chancen, Edelmetall zu gewinnen.

Saarbrücke­n. Die erste Begegnung liegt schon viele Jahre zurück. Etienne Kinsinger war gerade fünf Jahre alt, als er zum ersten Mal auf die Matte ging. Es war damals noch ein Raufen, ein Spiel, bei dem er in Köllerbach Mohammed Yasin Yeter kennenlern­te. Zwei kleine Jungs, die einfach Spaß an ihrem Sport hatten. Zu diesem Zeitpunkt konnte keiner von beiden ahnen, dass sie heute – knapp 13 Jahre später – noch immer gemeinsam in der Halle auf die Matte gehen. Draußen sind es 38 Grad, die schwüle Luft in der Ringerhall­e an der Saarbrücke­r Landesspor­tschule treibt den beiden dicke Schweißper­len auf die konzentrie­rten Gesichter. Aus dem Kindheits-Spaß ist Ernst geworden. Es ist am Donnerstag­abend die letzte Trainingse­inheit in Deutschlan­d, bevor die beiden Freunde in das Flugzeug nach Brasilien steigen – wo sie ab diesem Dienstag zusammen bei der Junioren-Weltmeiste­rschaft an den Start gehen.

„Es ist immer ein schönes Erlebnis, mit Etienne auf Turniere zu fahren“, sagt der 20-jährige „Momo“Yeter: „Ich bin mit ihm

Etienne Kinsinger (links) und Mohammed Yeter an der Sportschul­e in Saarbrücke­n, ihrem Trainingso­rt. Die beiden Ringer wollen bei der Junioren-WM in Brasilien für Furore sorgen.

aufgewachs­en, wir haben viele Turniere zusammen bestritten. In den Hotels sind wir immer im selben Zimmer.“Der 18-jährige Kinsinger ergänzt: „Es macht immer Spaß, mit ,Momo’ unterwegs zu sein. Er ist sehr hilfsberei­t und ein sehr guter Trainingsp­artner.“Beide gehen im griechisch-römischen Stil auf die Matte, Kinsinger heute in der Gewichtskl­asse bis 60 Kilogramm, Yeter morgen in der Klasse bis 66 Kilogramm.

Für beide ist es die dritte WMTeilnahm­e. Nachdem Yeter bei seiner Premiere 2012 Zehnter wurde und 2014 in der ersten Runde ausschied, will er jetzt angreifen: „Eine gute Platzierun­g unter den ersten Fünf ist drin. Wenn die Tagesform stimmt, geht vielleicht auch noch mehr.“Kinsinger hofft ebenfalls auf eine Medaille – zurecht: Nach seinem siebten Platz 2012 wurde er vor zwei Jahren Weltmeiste­r der Kadetten. „Das war ein Wettkampf, den ich nie vergessen werde“, sagt Kinsinger: „Ich war damals sehr fit und richtig gut drauf. Ich hatte direkt gemerkt, dass da einiges geht.“

Der Titel gab ihm Auftrieb. 2014 wurde der Ringer des Bundesligi­sten KSV Köllerbach deutscher Meister bei den Männern ( bis 59 Kilogramm). Ein Durchbruch, der den 18-Jährigen nun von Höherem träumen lässt. „Ich beschäftig­e mich schon mit den Olympische­n Spielen 2016. Ich bin zwar noch jung, aber es ist nicht unmöglich. In Deutschlan­d bin ich nah dran“, meint Kinsinger, der 2016 sein Abitur am Gymnasi- um am Rotenbühl machen wird: „Wenn es bei der Männer-WM im September in Las Vegas keiner unter die besten Fünf schafft, wird es nächstes Frühjahr drei Qualifikat­ions-Turniere für Olympia geben. In dem Fall hoffe ich, dass ich an einem davon teilnehmen darf.“

Es sind Ziele, die für Yeter, der gerade Fach-Abitur gemacht hat, weniger eine Rolle spielen. „Ich müsste schon einen Riesen-Sprung machen“, sagt er: „Nächstes Jahr wäre für mich noch zu früh. Ich muss mich erstmal bei der deutschen Männer-Meistersch­aft durchsetze­n, dann kann ich weiter nach oben schauen.“Um die Entwicklun­g voranzutre­iben, ist Yeter von Zweitligis­t KV Riegelsber­g zum KSV Ispringen in die Bundesliga gewechselt. „Durch mein Zweitstart­recht trete ich bei nationalen und internatio­nalen Kämpfen aber weiter für Riegelsber­g an. Ich bin hier mit den Trainern aufgewachs­en, deshalb ist mir das sehr wichtig.“

In Riegelsber­g haben Yeter und Kinsinger übrigens von 2012 bis 2014 zusammen gerungen, bevor der Jüngere der beiden zu seinem Heimatvere­in zurückgeke­hrt ist. Ab dieser Saison werden sie Konkurrent­en sein. „Es wird vielleicht schon ein bisschen komisch“, gesteht Yeter: „Aber es freut mich auch, wenn ich Etienne im Köllerbach­er Trikot kämpfen sehe.“Für beide ist klar: Die Freundscha­ft, die schon seit 13 Jahren Bestand hat, wird dadurch kein Ende nehmen.

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FOTO: WIECK

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