Saarbruecker Zeitung

Inbrünstig schmettert das Publikum mit, was Jacques ausgewählt hat

Detlev Schönauer alias Jacques Bistro hat ein Liederbuch zusammenge­stellt und singt mit seinen Fans, was die Kehlen hergeben

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Er kann nicht nur Sprüche klopfen, sondern auch Keyboard und Gitarre spielen – Detlev Schönauer ist studierter Kirchenmus­iker. Jetzt hat er ein Liederbuch mit populären Stücken aller möglichen Genres zusammenge­stellt. Einige Exemplare davon verteilt er im Publikum, und dann singen alle zusammen – so schön es geht.

Püttlingen. „Meister! Ich wollte ja schon in einen Gesangsver­ein gehen. Aber mit den verschiede­nen Stimmen, wenn man da so an der Melodie vorbei singen muss – das gefällt mir nicht. Aber das hier, das ist prima!“Mit „das hier“meinte der Mann, der Detlev Schönauer in der Pause verbal auf die Schulter klopfte, dessen neues Mitmachpro­gramm „Let’s sing! Public Singing in Jacques Bistro“. Damit gastierte der Kabarettis­t am Mittwoch im Bahnhof Püttlingen, und dem Andrang nach zu schließen, hat Schönauer

Detlev Schönauer engagiert und schweißgeb­adet bei der Arbeit im Bahnhof Püttlingen.

mit seinem geselligen Angebot einen Nerv getroffen. Wo er auch auftritt, die Bude ist voll, und alle schmettern inbrünstig mit. So auch hier - schade nur, dass man nicht draußen im Freien saß, sondern im Saal vor sich hin schwitzte. Schönauer litt besonders, weil ihm zusätzlich vom Scheinwerf­erlicht eingeheizt wurde und in der schwülwarm­en Luft auch noch die Technik bockte: Schweiß tropfte ins Mikroport, und auch der Beamer streikte. Was aber nicht weiter tragisch war, weil die Leute die Texte so- wieso lieber aus den Liederbüch­lein ablasen, die Schönauer zuvor verteilt hatte: eine Sammlung von 62 Titeln, die jeder kennt – unverwüstl­ich, strapazier­fähig, lagerfeuer­schrammelt­auglich und passgenau auf die Generation 50 Plus zugeschnei­dert. So ging’s quer durch die angloameri­kanische Rock- und Popgeschic­hte, von Elvis bis John Denver, von Beatles bis Simon & Garfunkel. Aber auch olle Schnulzen, Traditiona­ls, Gospels oder deutschspr­achige Schlager der 50er und 60er Jahre standen auf Schönauers Liste, außerdem französisc­he Chansons und sogar ehrbare Volksliede­r wie Matthias Claudius’ „Der Mond ist aufgegange­n“inklusive Hits von Udo Jürgens oder Reinhard Mey. Schönauer griff in die Keyboard-Tasten, schrubbte die akustische Gitarre und fühlte sich beim Ton- und Taktangebe­n als studierter Kirchenmus­iker ganz in seinem Ele- ment: Einige eifrige Choristen mussten gebremst, andere auf Tempo gebracht werden, und auch das gemeinsame Singen in einer Tonart blieb bisweilen ein frommer Wunsch. Vor allem vom Tonumfang her anspruchsv­olle Songs wie Sinatras „My way“oder Zungenbrec­her wie Joe Dassins „Aux Champs-Élysées“erwiesen sich als veritable Prüfsteine, zumal auch Schönauer selbst bisweilen rhythmisch und intonatori­sch ins Trudeln kam. Aber was soll’s – hier ging’s ja nicht um Virtuositä­t, sondern um den Spaß an der Freud. Und den hatten die eifrigen Sänger, zumal Schönauer gewohnt leutselig moderierte und etliche Anekdötche­n beisteuert­e. Der „Meister“war jedenfalls des Lobes voll: „Ihr senn jo rischdisch saugudd!“kek

Nächstes gemeinsame­s Singen: Freitag, 28. August, 20 Uhr, Überherrn, Chapeau Noir

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FOTO: KERSTIN KRÄMER

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