Saarbruecker Zeitung

Das Raumwunder unter den Kleinwagen

Der neue Honda Jazz überzeugt mit viel Platz für Passagiere und Gepäck – Serienmäßi­g mit fünf Türen

- Von unserem Mitarbeite­r Stefan Woltereck

Der neue Honda Jazz schlägt andere Kleinwagen mit seinem Innen- und Kofferraum, mit Vielseitig­keit und Komfort. Sein Motor kann aber nicht ganz mithalten. Ende September kommt der neue Jazz in den Handel.

Offenbach. Unter den Kleinwagen war der Honda Jazz bisher schon ein Raumwunder. Mit 340 bis 1320 Litern Koffer- und Laderaum schlug er die Konkurrenz vom Ford Fiesta über den Opel Corsa bis zum VW Polo locker. Besondere Schmankerl waren seine magischen Rücksitze und der Einbau des Tanks unter den Vordersitz­en. Die Rücksitzle­hnen ließen sich wie üblich umlegen, wobei sich die Sitze absenkten für eine ebene Ladefläche. Die Sitzfläche­n ließen sich aber auch wie Kinosessel hochklappe­n. Dann entstand hinter den Vordersitz­en vom Boden bis zum Dach ein hoher Stauraum, der sogar Platz bot für ein Fahrrad (mit ausgebaute­m Vorderrad).

Der neue Jazz hat wieder die magischen Sitze und bietet dank neuneinhal­b Zentimeter­n mehr Länge (exakt 3,995 Meter) und drei Zentimeter­n mehr Radstand (2,53 Meter) noch mehr Platz. Der Kofferraum schluckt

Der Honda Jazz sieht gut aus. Grill und Scheinwerf­er gehen wie ein Flügel ineinander über.

jetzt 354, der Laderaum 1314 Liter – einsame Werte für einen Kleinwagen. Werden die Rücksitzle­hnen umgelegt, entsteht ein eineinhalb Meter langer Ladeboden. Wird auch die Beifahrerl­ehne geklappt, kann man bis zu 2,48 Meter lange BaumarktPa­kete unterbring­en. Die Vorderlehn­en lassen sich dazu in Refresh-Position flach legen, dann können Fahrer und Beifahrer die Beine hochlegen und ein Nickerchen halten.

Die Insassen fühlen sich wie in einem deutlich größeren Auto. Fünf Türen sind Serie. Innen findet sich der übliche graue Kunststoff, das Ganze ist aber sorgfältig verarbeite­t, das kleine dicke Lenkrad sieht gut aus. Die Tachobeleu­chtung zeigt mit Grün und Blau, ob man wirtschaft­lich oder unvernünft­ig fährt. Die große, klare Skala selbst lässt sich gut ablesen.

Hohe Scheiben ergeben gute Sicht, die ganze Bedienung ist leicht und einfach. Ab der mittleren Ausstattun­g ist das Honda-connect-System mit SiebenZoll-Bildschirm an Bord und mit ihm eine Anzahl moderner Assistenzs­ysteme bis zur Verkehrsze­ichen-Erkennung und zum intelligen­ten Tempomaten, der auf Temposchil­der automatisc­h reagiert. Eine City-

Der viele Kunststoff im Cockpit ist immerhin gut verarbeite­t.

Notbremse hat sogar die Basisausst­attung.

Der Jazz sieht gut aus. Wie bei allen neueren Honda-Modellen gehen Grill und Scheinwerf­er wie ein Flügel ineinander über. Die Seite zeigt zwei leicht nach oben zielende Sicken, bevor sie in die zackig geschnitte­ne Heckleucht­e übergeht.

Unter der vorderen Haube steckt ein neuer Motor mit 1318 Kubikzenti­metern, vier Zylindern und 101 PS/75 kW Leistung. Bei nur 1066 Kilogramm Leergewich­t müsste dies für ein munteres Temperamen­t reichen. Der Katalog nennt 190 km/h Höchstgesc­hwindigkei­t und 11,2 Sekunden für den Spurt von null auf 100 km/h. Am Lenkrad aber will sich kein Gefühl von 100 PS einstellen. Unverständ­licherweis­e erreicht der Motor sein höchstes Drehmoment von (eher mäßigen) 123 Nm erst bei 5000 U/min. In solchen Drehzahlhö­hen bewegt sich ein normaler Fahrer fast nie, im Jazz ganz besonders nicht, denn da wird der Motor laut. Bis zu mittleren Touren bleibt er angenehm, aber das Temperamen­t bescheiden. Überzeugen kann der Motor in der Stadt. Er verbraucht nach der Norm 5,1 Liter Super (CO2: 116 g/km). Schade, dass Honda moderne Turbotechn­ik nicht schätzt. Der Peugeot 208 mit seinem 110-PS-Dreizylind­er etwa verfügt mit 205 Nm über fast die doppelte Zugkraft. Diese steht schon ab 1500 U/min zur Verfügung, also bei einer häufig genutzten Drehzahl.

Eher die Hände lassen sollten Käufer auch vom neuen stufen- losen Getriebe. Es beseitigt den letzten Rest von Temperamen­t. Im Platz, in der Vielseitig­keit und in den Fahreigens­chaften überzeugt der neue Honda Jazz auf der ganzen Linie. Vielleicht kommt eines Tages wieder eine Hybridvers­ion, bei der ein Elektromot­or dem Benzintrie­bwerk unter die Arme greift. Derzeit gibt es den Jazz nur mit 101 PS in drei Ausstattun­gen ab 15 900 Euro – ein stolzer Preis für einen Kleinwagen.

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FOTOS: HONDA
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