Das Raumwunder unter den Kleinwagen
Der neue Honda Jazz überzeugt mit viel Platz für Passagiere und Gepäck – Serienmäßig mit fünf Türen
Der neue Honda Jazz schlägt andere Kleinwagen mit seinem Innen- und Kofferraum, mit Vielseitigkeit und Komfort. Sein Motor kann aber nicht ganz mithalten. Ende September kommt der neue Jazz in den Handel.
Offenbach. Unter den Kleinwagen war der Honda Jazz bisher schon ein Raumwunder. Mit 340 bis 1320 Litern Koffer- und Laderaum schlug er die Konkurrenz vom Ford Fiesta über den Opel Corsa bis zum VW Polo locker. Besondere Schmankerl waren seine magischen Rücksitze und der Einbau des Tanks unter den Vordersitzen. Die Rücksitzlehnen ließen sich wie üblich umlegen, wobei sich die Sitze absenkten für eine ebene Ladefläche. Die Sitzflächen ließen sich aber auch wie Kinosessel hochklappen. Dann entstand hinter den Vordersitzen vom Boden bis zum Dach ein hoher Stauraum, der sogar Platz bot für ein Fahrrad (mit ausgebautem Vorderrad).
Der neue Jazz hat wieder die magischen Sitze und bietet dank neuneinhalb Zentimetern mehr Länge (exakt 3,995 Meter) und drei Zentimetern mehr Radstand (2,53 Meter) noch mehr Platz. Der Kofferraum schluckt
Der Honda Jazz sieht gut aus. Grill und Scheinwerfer gehen wie ein Flügel ineinander über.
jetzt 354, der Laderaum 1314 Liter – einsame Werte für einen Kleinwagen. Werden die Rücksitzlehnen umgelegt, entsteht ein eineinhalb Meter langer Ladeboden. Wird auch die Beifahrerlehne geklappt, kann man bis zu 2,48 Meter lange BaumarktPakete unterbringen. Die Vorderlehnen lassen sich dazu in Refresh-Position flach legen, dann können Fahrer und Beifahrer die Beine hochlegen und ein Nickerchen halten.
Die Insassen fühlen sich wie in einem deutlich größeren Auto. Fünf Türen sind Serie. Innen findet sich der übliche graue Kunststoff, das Ganze ist aber sorgfältig verarbeitet, das kleine dicke Lenkrad sieht gut aus. Die Tachobeleuchtung zeigt mit Grün und Blau, ob man wirtschaftlich oder unvernünftig fährt. Die große, klare Skala selbst lässt sich gut ablesen.
Hohe Scheiben ergeben gute Sicht, die ganze Bedienung ist leicht und einfach. Ab der mittleren Ausstattung ist das Honda-connect-System mit SiebenZoll-Bildschirm an Bord und mit ihm eine Anzahl moderner Assistenzsysteme bis zur Verkehrszeichen-Erkennung und zum intelligenten Tempomaten, der auf Temposchilder automatisch reagiert. Eine City-
Der viele Kunststoff im Cockpit ist immerhin gut verarbeitet.
Notbremse hat sogar die Basisausstattung.
Der Jazz sieht gut aus. Wie bei allen neueren Honda-Modellen gehen Grill und Scheinwerfer wie ein Flügel ineinander über. Die Seite zeigt zwei leicht nach oben zielende Sicken, bevor sie in die zackig geschnittene Heckleuchte übergeht.
Unter der vorderen Haube steckt ein neuer Motor mit 1318 Kubikzentimetern, vier Zylindern und 101 PS/75 kW Leistung. Bei nur 1066 Kilogramm Leergewicht müsste dies für ein munteres Temperament reichen. Der Katalog nennt 190 km/h Höchstgeschwindigkeit und 11,2 Sekunden für den Spurt von null auf 100 km/h. Am Lenkrad aber will sich kein Gefühl von 100 PS einstellen. Unverständlicherweise erreicht der Motor sein höchstes Drehmoment von (eher mäßigen) 123 Nm erst bei 5000 U/min. In solchen Drehzahlhöhen bewegt sich ein normaler Fahrer fast nie, im Jazz ganz besonders nicht, denn da wird der Motor laut. Bis zu mittleren Touren bleibt er angenehm, aber das Temperament bescheiden. Überzeugen kann der Motor in der Stadt. Er verbraucht nach der Norm 5,1 Liter Super (CO2: 116 g/km). Schade, dass Honda moderne Turbotechnik nicht schätzt. Der Peugeot 208 mit seinem 110-PS-Dreizylinder etwa verfügt mit 205 Nm über fast die doppelte Zugkraft. Diese steht schon ab 1500 U/min zur Verfügung, also bei einer häufig genutzten Drehzahl.
Eher die Hände lassen sollten Käufer auch vom neuen stufen- losen Getriebe. Es beseitigt den letzten Rest von Temperament. Im Platz, in der Vielseitigkeit und in den Fahreigenschaften überzeugt der neue Honda Jazz auf der ganzen Linie. Vielleicht kommt eines Tages wieder eine Hybridversion, bei der ein Elektromotor dem Benzintriebwerk unter die Arme greift. Derzeit gibt es den Jazz nur mit 101 PS in drei Ausstattungen ab 15 900 Euro – ein stolzer Preis für einen Kleinwagen.