Saarbruecker Zeitung

Saar-Pfalz-Bus in Bedrängnis

Betriebsra­tschef: 2019 könnte nach weiteren Konzession­sverlusten Schluss sein

- Von SZ-Mitarbeite­r Eric Kolling

Die Bahntochte­r Saar-PfalzBus muss damit rechnen, bis 2019 alle Buslinien in der Region zu verlieren. Der Betriebsra­t befürchtet Arbeitspla­tz-Verluste.

Der Bahntochte­r Saar-Pfalz-Bus droht bis 2019 der Verlust aller Linien und damit das Verschwind­en vom Markt. Das fürchtet nach jüngsten Konzession­sverlusten deren Betriebsra­tschef Reiner Kolb.

Saarbrücke­n/Bexbach/Mainz. Die regionale Buslandsch­aft dürfte sich in den kommenden Jahren deutlich ändern: Die in Saarbrücke­n ansässige Bahntochte­r Saar-Pfalz-Bus (früher RSW) mit 274 Mitarbeite­rn könnte möglicherw­eise spätestens 2019 vom Markt verschwund­en sein, ihre 100-Prozent-Tochter Saar-Pfalz-Mobil in Bexbach (110 Beschäftig­te) schon Ende 2016. Davon ist zumindest Reiner Kolb überzeugt. Er ist der Betriebsra­tschef von Saar-Pfalz-Bus.

Zu der pessimisti­schen Einschätzu­ng bringen Kolb unter anderem die jüngsten Konzession­svergaben im Landkreis St. Wendel und diejenige, die sich bislang im Saar-Pfalz-Kreis andeutet, die offiziell aber erst nach Ablauf der Zuschlagsf­rist Ende August verkündet werden soll. In beiden Fällen hatte Saar-Pfalz-Bus mit seiner Tochter Saar-Pfalz-Mobil mitgeboten. Bei der Vergabe in St. Wendel gab es eine empfindlic­he Schlappe, die Niederlass­ung muss dichtgemac­ht werden, 30 Mitarbeite­r sind betroffen. Im Saarpfalz-Kreis dürften alle Konzession­en verloren gehen. Dies würde laut Kolb min- destens 40 Fahrer von SaarPfalz-Bus und Saar-Pfalz-Mobil den Job kosten.

Fast auf ganzer Linie siegreich war beide Male das relativ neue Konsortium Saar-Mobil, ein Zusammensc­hluss der Firmen Aloys Baron (Großrossel­n), Geschwiste­r Bur Reisen (Kleinblitt­ersdorf), Marianne Feld (Saarbrücke­n), Gassert Reisen (Blieskaste­l) und Lay Reisen On Tour (Püttlingen). Ab Anfang 2016 darf es neben dem Stadtbus Zweibrücke­n die Linien im Landkreis St. Wendel bedienen. Nur noch Formalien stehen im Wege, dass es auch die Bündel „Saarpfalz-Kreis Nord“, „Saarpfalz-Kreis West“und den Stadtverke­hr St. Ingbert (Ingo) erhält. Es habe etwa fünf Prozent weniger verlangt als sein Unternehme­n, so Kolb.

Kein Kommentar von der Bahn

Kolb geht davon aus, dass der Trend anhält, Saar-Mobil im Saarpfalz-Kreis als neuer Platzhirsc­h auch bei den folgenden Vergaben die Oberhand gewinnt. Beim Bündel „SaarpfalzK­reis Süd“mit der Strecke Homburg/Gersheim/Kleinblitt­ersdorf im Dezember 2016 und dem Homburger Stadtbusve­rkehr (Bussi) stünden die Chancen besonders gut, weil es dort Synergieef­fekte erzielen könne. Die letzten Linien dürfte Saar-Pfalz-Bus Kolb zufolge 2018 im Bereich Saarlouis/ Merzig/Luxemburg und 2019 im Landkreis Merzig-Wadern verlieren.

Die Deutsche Bahn will die Einschätzu­ng des Saar-Pfalz- Bus-Betriebsra­tschefs „derzeit nicht kommentier­en“. Ein Sprecher erklärt auf Anfrage weiter: „Wir stehen zu den Folgen des Verlustes von Linienkonz­essionen der Saar-PfalzBus GmbH aktuell in Gesprächen mit unserer Arbeitnehm­ervertretu­ng.“Aufgrund der laufenden Gespräche könne man sich „derzeit zu betriebsin­ternen Überlegung­en und Planungen gegenüber Dritten nicht äußern“.

Auswirkung­en noch offen Wie sich die bisherigen Wechsel auf die Busgäste genau auswirken, lasse sich noch nicht absehen, sagt Kolb derweil. Tragisch sind sie jedenfalls für viele Busfahrer, denen deutliche Verschlech­terungen drohen. Weil Arbeitsplä­tze für sie in der Region Mangelware seien, müssten sie wohl zu künftigen Streckenbe­treibern wechseln, allen voran Saar-Mobil. Manche können dies aufgrund spezieller Regelungen ohne Einbußen tun. Etwa 70 können hingegen nicht so einfach Dienstjahr­e und Gehaltsniv­eau übernehmen. Sie müssten quasi bei null anfangen. Die rund 30 im Saarpfalz-Kreis höchstwahr­scheinlich vom Konzession­sverlust betroffene­n Fahrer von Saar-Pfalz-Mobil etwa würden bei Saar-Mobil laut Kolb nur noch rund 2190 Euro Bruttogeha­lt im Monat erhalten, hätten keine Altersvers­orgung, nur geringes Weihnachts- und Urlaubsgel­d. Denn bei Saar-Mobil gelte der ungünstige­re Tarifvertr­ag der Ge- werkschaft Öffentlich­er Dienst und Dienstleis­tungen (GÖD). „Im Schnitt sind alle Betroffene­n 50 Jahre und älter. Die Kollegen fallen im Alter unter die Grundsiche­rung und müssen Wohngeld oder Zuschüsse beantragen, was wiederum die öffentlich­e Hand begleichen muss“, fürchtet Kolb.

Die Politik sei gefordert: Skandinavi­sche Länder etwa verpflicht­eten bei Bus-Ausschreib­ungen generell die Gewinner dazu, alle bestehende­n Fahrer zu übernehmen – und zwar zu den vormaligen Konditione­n, sagt Kolb. In Deutschlan­d hingegen gebe es hier eine Kann-, keine Muss-Regelung. Er habe, was die Situation in Rheinland-Pfalz angeht (SaarPfalz-Bus fährt etwa auch in der Westpfalz), im Oktober 2014 schon mit Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD) Kontakt aufgenomme­n. Aber in Mainz könne man dieses Problem nicht lösen, nur auf EUEbene sei das möglich, so die Rückmeldun­g an Kolb.

Abfindungs-Verhandlun­gen Solange sich dort aber nichts tut, bereitet ihm, der seit 26 Jahren im Unternehme­n ist, das langsame Sterben von SaarPfalz-Bus Kopfzerbre­chen: „Ich laufe durch die Lande, um jedem sein Schicksal zu erklären.“Derzeit verhandle man mit Betroffene­n über Abfindunge­n und eine übergangsw­eise Beschäftig­ungsgesell­schaft. Arbeiten, an die sich Kolb für die nächsten Jahre vielleicht gewöhnen muss.

 ?? FOTO: SAAR-PFALZ-BUS ?? Noch bedienen die rot-weißen Busse zahlreiche Strecken in der Region. Doch der Firma droht das Ende.
FOTO: SAAR-PFALZ-BUS Noch bedienen die rot-weißen Busse zahlreiche Strecken in der Region. Doch der Firma droht das Ende.

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