Saarbruecker Zeitung

Saar-Kommunen sind die ärmsten bundesweit

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Nach einer neuen Studie ist die Finanzsitu­ation von Kommunen in keinem anderen Bundesland so schlecht wie im Saarland. Die Verschuldu­ng der Kommunen stieg auf 315 Millionen Euro.

Rekord-Schulden, niedrige Steuereinn­ahmen, hohe Sozialausg­aben und kaum Investitio­nen – so stellt sich die Finanzsitu­ation der saarländis­chen Städte und Gemeinden aus Sicht der Bertelsman­n-Stiftung dar.

Saarbrücke­n. Ein neuer Bericht der Bertelsman­n-Stiftung bestätigt die nach wie vor desaströse Situation der Saar-Kommunen. Dieser „Kommunale Finanzrepo­rt 2015“kommt zu dem Ergebnis, dass Städte und Gemeinden 2014 in keinem anderen Bundesland ein so großes Haushaltsd­efizit pro Einwohner verbuchten wie im Saarland. Das Defizit betrug insgesamt 315 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte es noch bei 294 Millionen Euro gelegen. In sieben der 13 Flächenlän­der erreichten die Länder ein Plus.

Die Kassenkred­ite der SaarKommun­en überstiege­n 2014 die Zwei-Milliarden- Grenze. Diese Dispo-Kredite gelten als besonders problemati­sch, weil ihnen keine Investitio­nen gegenübers­tehen. Pro Kopf gerechnet sind die Kassenkred­ite im Saarland laut Bertelsman­n-Stiftung etwa hundert Mal so hoch wie in Baden-Württember­g. Entspreche­nd hoch sind die Zinsrisike­n.

Die Experten der Stiftung erklären das hohe Defizit vor allem mit der niedrigen Steuerkraf­t der Saar-Kommunen und den hohen Sozialkost­en. Die Sozialausg­aben stiegen binnen eines Jahres bundesweit um fünf Prozent, im Saarland aber um 16 Prozent.

Die Investitio­nen liegen im Saarland deutlich unter dem Bundesdurc­hschnitt. In einem westdeutsc­hen Flächenlan­d investiert­en die Kommunen im Schnitt 363 Euro je Einwohner, im Saarland nur 220 Euro.

„Wenn notleidend­e Kommunen nicht abgehängt werden sollen, müssen Bund, Länder und Kommunen gemeinsam einen Aufholproz­ess ermögliche­n“, erklärte Kommunalex­perte René Geißler von der Bertelsman­nStiftung. Spürbare Entlastung brächte die Übernahme der Hartz-IV-Kosten durch den Bund und eine stärkere Berücksich­tigung der Wirtschaft­skraft im Länderfina­nzausgleic­h.

Grünen-Fraktionsv­ize Klaus Kessler erklärte, die Landesregi­erung dürfe wichtige Reformen wie die Reduzierun­g der Zahl der Landkreise nicht weiter auf die lange Bank schieben. Der LinkenAbge­ordnete Heinz Bierbaum erklärte, die Ursache für das kommunale Haushaltsp­roblem seien „die Steuersenk­ungen für Reiche und Großkonzer­ne“seit dem Jahr 2000. SZ

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