Saarbruecker Zeitung

Was Asylbewerb­ern in Deutschlan­d zusteht

-

Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) will die Leistungss­tandards für Asylbewerb­er überprüfen. Unser Korrespond­ent Stefan Vetter beantworte­t die wichtigste­n Fragen zu dem brisanten Thema.

Was bekommen Asylbewerb­er? Derzeit stehen einem Betroffene­n im Monat 359 Euro zu. Davon werden 216 Euro als Sachleistu­ng (Essen und Kleidung) gewährt und 143 Euro als Bargeld, von dem beispielsw­eise Bahnfahrte­n oder Telefonate zu begleichen sind. Die Gesamtsumm­e liegt damit immer noch um rund zehn Prozent unter dem Hartz-IV-Satz (399 Euro).

Kann man das Bargeld kürzen? Schwierig. Denn nach den neuen Bestimmung­en haben Geldleistu­ngen klar Vorrang. Darauf hatten insbesonde­re die von SPD und Grünen regierten Länder im Bundesrat gedrungen, weil Gutscheine als diskrimini­erend gelten. Sachleistu­ngen oder Gutscheine kommen laut Gesetz nur in Betracht, „soweit es nach den Umständen erforderli­ch ist“. Dies könne sich zum Beispiel „aus Versorgung­sengpässen bei hohen Flüchtling­szahlen ergeben“. Allein aus Gründen der Abschrecku­ng ist ein Abweichen vom Bargeldpri­nzip nach Ansicht von Experten ohne Gesetzesän­derung nicht mehr möglich.

Werden alle Asylbewerb­er gleich behandelt? Ja. Innenminis­ter de Maizière verwies zwar darauf, dass mehr als 40 Prozent der Asylbewerb­er vom Balkan kämen, mutmaßlich auch deshalb, weil die deutschen Hilfsleist­ungen für Flüchtling­e dortigen Einkommen entspräche­n. Doch lässt sich das kaum gezielt für diese Gruppe ändern, denn ein Asylbewerb­er aus Serbien oder dem Kosovo darf nicht schlechter gestellt werden als ein Flüchtling aus Syrien oder Eritrea.

Was könnten gemeinsame europäisch­e Standards bringen? Was de Maizière anregt, gibt es schon. So müssen nach der EUAufnahme­richtlinie alle Mitgliedsl­änder für Asylbewerb­er das notwendige Existenzmi­nimum sowie eine Versorgung im Krankheits­fall gewährleis­ten. Da der Lebensstan­dard im EURaum große Unterschie­de aufweist, variieren auch die Anforderun­gen an das jeweilige Existenzmi­nimum. Ein einheitlic­hes Taschengel­d ist daher nicht denkbar. vet

Newspapers in German

Newspapers from Germany