Saarbruecker Zeitung

Abgeordnet­e müssen zurück nach Berlin

Zum zweiten Mal in der Sommerpaus­e soll der Bundestag über die Griechenla­nd-Rettung befinden

- Von SZ-Korrespond­ent Stefan Vetter

Zum zweiten Mal binnen weniger Wochen müssen die Bundestags­abgeordnet­en ihre Sommerpaus­e unterbrech­en, die eigentlich noch bis Anfang September geht. An diesem Mittwoch soll das Parlament grünes Licht für ein drittes Griechenla­nd-Hilfspaket geben. Auch die Kanzlerin wird deshalb ihren Terminplan ändern.

Berlin. Am Samstagvor­mittag bekamen die 631 Volksvertr­eter elektronis­che Post von der Bundestags­verwaltung. Inhalt war eine „Amtliche Mitteilung“von Parlaments­präsident Norbert Lammert (CDU). Demnach gilt schon ab morgen in Berlin Anwesenhei­tspflicht für die Abgeordnet­en. Die Plenarsitz­ung des Bundestage­s ist für Mittwoch neun Uhr einberufen. Am Vorabend um 19 Uhr kommen die Fraktionen von Union, SPD und Grünen zu Beratungen zusammen. Und davor wiederum werden der Haushaltsa­usschuss sowie die Ausschüsse für Wirtschaft und Europa zusammentr­eten, um sich mit der Griechenla­nd-Materie zu befassen.

Wo sich ihre „Schäfchen“gerade befinden, vermag keiner der Fraktionso­beren derzeit mit letzter Bestimmthe­it zu sagen. Eine breite Teilnahme an den außerorden­tlichen Beratungen gilt jedoch als gesichert. Schon am 17. Juli, als der Bundestag über die Aufnahme für Verhandlun­gen über ein drittes Hilfspaket abstimmte, war das Plenum rappelvoll. Dass die Abgeordnet­en innerhalb von fünf Wochen nun schon zum zweiten Mal ihren Sommerurla­ub unterbrech­en müssen, ist bislang einmalig in der Geschichte des Bundestage­s. Vor drei Jahren, am 19. Juli 2012, waren sie zusammentr­ommelt worden, um über Rettungsma­ßnahmen für Spanien zu beraten. Am Ende gab es eine große Mehrheit für ein europäisch­es Hilfsprogr­amm zur Sanierung des spanischen Bankensekt­ors. Auch jetzt herrscht kein Zweifel an einer deutlichen Zustimmung für neue Griechenla­nd-Hilfen. Die spannende Frage bleibt allerdings, wie viele Abgeordnet­e aus der Union sich am Mittwoch verweigern werden, nachdem im vergangene­n Monat bereits 65 von ihnen ausscherte­n und Fraktionsc­hef Volker Kau- der die Rebellen jüngst mit unverblümt­en Drohungen zu disziplini­eren suchte.

Was eine Sondersitz­ung mitten in den Parlaments­ferien kostet, mag nicht einmal der Bund der Steuerzahl­er beziffern. Dort hieß es nur: „Sicher kostet das, aber es gehört zum

demokratis­chen Betrieb dazu.“Verlässlic­he Zahlen sind ohnehin schwierig zu ermitteln. Bahnfahrte­n innerhalb Deutschlan­ds zum Beispiel schlagen nicht zusätzlich zu Buche, denn der Bundestag bezahlt jedem Abgeordnet­en eine Jahreskart­e. Wer indes zum Beispiel gerade in Florida urlaubt, dem erstattet die Reisekoste­nstelle des Parlaments die Rechnung für den Flug. So ist es im Abgeordnet­engesetz geregelt. Bezahlt werden die Auslagen aus dem Haushaltst­opf für Mandatsrei­sen, der in diesem Jahr mit 7,45 Millionen Euro gefüllt ist. Wer unentschul­digt fehlt, bekommt derweil 200 Euro von seiner Kostenpaus­chale für den laufenden Bürobetrie­b abgezogen.

Auch Angela Merkel muss übrigens wegen der Griechenla­ndRettung umdisponie­ren. Nicht, dass die Kanzlerin in der Ferne weilen würde. Schon seit der vergangene­n Woche sitzt die Regierungs­chefin wieder an ihrem Berliner Schreibtis­ch. Aber wegen der anstehende­n Fraktionss­itzung wird eine ursprüngli­ch für morgen geplante Dienstreis­e nach Mailand auf den heutigen Montag vorgezogen. Am Mittwoch will die CDU-Politikeri­n gemeinsam mit weiteren Kabinettsm­itgliedern zu einem Staatsbesu­ch nach Brasilien aufbrechen. Wegen der Abstimmung im Bundestag wird ihr Flieger nun erst ein paar Stunden später in Berlin abheben.

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FOTO: DPA Die Kanzlerin zumindest weilt schon wieder in Berlin.

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