Saarbruecker Zeitung

„Leider musste ich in den letzten Jahren zu oft die Erfahrung machen, dass ich bei vielen Problemen alleine dastehe.“

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Pfarrer Michael Pauken

steckt hinter diesem Entschluss, als Seelsorger aufzuhören?

„Meine Lebensform und die jetzige kirchliche Struktur passen für mich nicht mehr zusammen“, sagt er. Was er damit ausdrückt, geht wohl weiteren seiner Kollegen so: Er will nicht mehr ohne Partnerin an seiner Seite sein. Doch die katholisch­e Kirche ist strikt dagegen. Der Zölibat untersagt Pfarrern eine Partnersch­aft, erst recht, die Ehe einzugehen.

Pauken: „Ich habe im Mai Bischof Ackermann darum gebeten, mich von meiner Aufgabe als Priester zu entbinden.“Dann habe das Bistum Trier eine Lösung gesucht – sowohl für die von Paukens Weggang betroffene Pfarreieng­emeinschaf­t im Landkreis St. Wendel als auch für den Geistliche­n selbst.

Er wird ab September in der Region Trier zur Heim- und Einrichtun­gsleitung einer kirchliche­n Einrichtun­g wechseln. Dabei kommt dem pastoralen Quereinste­iger sein erster Beruf zugute: Krankenpfl­eger. Sein Examen bestand er 1996 am evangelisc­hen Stift seiner Heimatstad­t. Erst im Juli 2006 wurde er zum Priester geweiht.

Das damit verbundene Gelübde zur Ehelosigke­it lässt ihn nun den Dienst quittieren. Er hält es nicht mehr für zeitgemäß. „Die Strukturen der pastoralen Arbeit haben sich verändert, nicht aber das für die Priester verordnete Leben“, sagt er. So sei der Druck durch die kirchliche­n Strukturre­formen gewachsen. Wirtschaft­liche und seelsorger­ische Veränderun­gen hätten Pfarrer umzusetzen. „Leider musste ich in den letzten Jahren zu oft die Erfahrung machen, dass ich bei vielen Problemen alleine dastehe“, kritisiert der Kirchenman­n. Deswegen wolle er nicht länger ohne Partnerin durchs Leben gehen.

Pauken ist nicht der erste, der den Entschluss fasst, wegen des Zölibats nicht mehr als Pfarrer zu arbeiten. Vor ihm taten es binnen zwei Jahren fünf seiner Kollegen allein aus dem Bistum Trier genau aus diesem Grund. Das ergaben Recherchen der Saarbrücke­r Zeitung. Dazu wollte sich André Uzulis von der bischöflic­hen Pressestel­le in Trier nicht äußern. Nur so viel: „Es gibt in Einzelfäll­en auch das vorzeitige Ausscheide­n von Priestern aus dem Dienst. Die Gründe hierfür können der Zölibat, eine Berufungsk­rise, Krankheit oder eine Neuorienti­erung sein.“

Zwar hadert Pauken mit dem Zölibat, indes nicht mit dem Bistum. Schließlic­h habe es ihm einen Wechsel ermöglicht. „Der Bischof ist fair mit mir umgegangen.“Und mit seiner Pfarreieng­emeinschaf­t? Paukens bisherige Stelle bleibt vorerst vakant.

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