Regenguss statt Sternstunde
Der Auftakt der Straßentheatertage Sommerszene auf dem Saarbrücker Schlossplatz
Eine fidele Marching Band, einen genialen Maschinenkomiker und eine eher langweilige Platzinszenierung bekamen die Zuschauer zum Auftakt der Sommerszene in Saarbrücken geboten. Ein Gewitter beendete den Abend vorzeitig.
Saarbrücken. Welch ein Fiasko zum Auftakt! Ein jäher Wolkenbruch mit Gewitter setzte dem Eröffnungsabend der Sommerszene ein abruptes Ende: „Agora Phobia“, das Spektakel der niederländischen Truppe „Theater Gajes“, musste am Donnerstag vorzeitig abgebrochen werden. Mancher Zuschauer indes war darüber nicht allzu traurig – nicht nur wegen der höchst willkommenen nassen Abkühlung von oben. Nein, einige hatten ohnehin schon vorher enttäuscht den Heimweg angetreten, denn die als „Sternstunde des europäischen Straßentheaters“angekündigte Aufführung war schlicht langweilig. „Kindertheater“, „konzeptlos“, „willkürlich aneinandergereihter Klamauk“: So urteilten selbst jene, die von den früheren Darbietungen der auf fahrbare Gestelle und Stelzentheater setzenden Holländer (erinnert sei an „Alice im Wunderland“2006 oder „Don Quixote“2011) restlos begeistert waren.
Diesmal verwandelte das 13köpfige Ensemble mit Unterstützung von vor Ort rekrutierten Statisten den Schlossplatz in eine Großbaustelle – eine Inszenierung, die Satire über städtebauliche Großmannssucht sein wollte, aber mit ihrem uninspirierten, protzigen Aufgebot an hin- und herfahrendem Gerät, hampelnden Bauarbeitern, oberflächlich beeindruckenden Bildern und vielen Längen so planlos wirkte wie die aufgeblasenen Politiker, Investoren und Architekten, die sie auf die Schippe nehmen wollte. Lichtblick war die originell instrumentierte Live-Musik.
Schade, denn der Abend hatte so nett angefangen: mit den charmanten Franzosen von „Les Grooms“, die als fidele Marching Band zur Grundausstattung eines Straßentheaterfestivals zählen und dank einiger Sänger in den eigenen Reihen auch Opernrepertoire interpretierten. Und mit „UliK“, genialer Maschinenkomiker, Daniel Düsentrieb des Nonsens und treuer Begleiter der Sommerszene. Hier zeigte der Tüftler seine brandneue Kurzproduktion „Robotik“, bei der ein rundum beweglicher Industrieroboter, animiert von Trommelklängen, ein ferngesteuertes Eigenleben entwickelt. Mensch und Maschine auf perkussiver Berg- und Talbahn – ein Fest (nicht nur) für Technikfans. kek